Die Jusos aus Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg und Treptow-Köpenick konnten einen echten Stargast für ihre Diskussionsrunde zur Großen Koalition gewinnen: Politstar Kevin Kühnert. Der musste sich am Dienstagabend reichlich Fragen gefallen lassen. Von Leonie Schwarzer
Blitzlichtgewitter. Jusos, Nicht-Jusos und Journalisten drängen sich ins Informationszentrum der Internationalen Gartenausstellung in Berlin-Marzahn, manche müssen stehen. Die Veranstaltung wurde extra in einen größeren Raum verlegt, weil so viele kommen wollten. Doch der Raum ist immer noch zu klein. Denn wenn der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert in diesen Tagen irgendwo auftaucht, dann wollen alle ihm Fragen stellen.
Bis spätestens Dienstagabend haben die etwa 463.000 SPD-Mitglieder ihre Abstimmungsunterlagen per Brief zugesendet bekommen. Sie können darüber abstimmen, ob die SPD den Koalitionsvertrag mit der CDU und CSU abschließen soll. In Marzahn war die Stimmung am Dienstagabend eindeutig -eindeutig gegen die GroKo.
Bundesweit ist die Lage anders. Kaum jemand traut sich, eine klare Prognose abzugeben. "Deshalb macht es das auch gerade so spannend. Wir wissen es einfach nicht", sagt Kevin Kühnert. Es sieht nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus.
"Lasst euch nicht von Angst treiben"
Kevin Kühnert trägt Turnschuhe und einen schwarzen Pulli. "Gerade viele jüngere Menschen merken in diesen Zeiten, dass die Große Koalition eine ist, die für ihre Lebensrealität keine Antworten mehr findet", sagt er. Die SPD solle "weiblicher" und "jünger“ werden. "Macht es euch nicht leicht mit der Entscheidung, aber lasst euch bitte auch nicht von Angst treiben", rät Kevin Kühnert seinen Genossen. Er will die SPD erneuern.
Nach seinem Vortrag können die Besucher Fragen stellen. Doch es gibt wenig Gegenwind aus dem Publikum, die meisten bestärken Kevin Kühnert. Eine wirkliche Diskussion entsteht nicht – dafür sind zu wenige Groko-Befürworter nach Marzahn gekommen. Bei einer "No GroKo" - Veranstaltung mit Kevin Kühnert kommen eben vor allem seine Fans.
Medienrummel um den jungen Politiker
Hinterher wollen viele Journalisten mit ihm sprechen. Sogar Medienvertreter aus dem Ausland sind hier. Ob ihn negative Berichterstattung über seine Person berührt? "Ich glaube, man muss sich klarmachen, damit bin dann nicht immer ich persönlich gemeint, sondern ich in meiner Rolle als Juso-Vorsitzender und in dem was ich tue und sage", antwortet Kühnert. "Das muss ich abkönnen." Sehr professionell und abgeklärt für einen 28-Jährigen.
Kevin Kühnert hat durch seine "No GroKo"–Kampagne viele Neumitglieder in die Partei geholt. Zwischen Neujahr und dem Stichtag für die Abstimmung am 6. Februar sind mehr als 24.000 Menschen in die SPD eingetreten. Das sind knapp fünf Prozent der gesamten Mitglieder. Wenn es am Ende knapp wird, können natürlich genau diese Neumitglieder den Ausschlag geben.
Neben den Journalisten warten nach der Veranstaltung auch viele Jusos auf Kevin Kühnert. Sie zücken ihre Handys und wollen Selfies mit dem jungen Politstar. Am 4. März wird das Ergebnis der Mitgliederabstimmung bekannt gegeben. Bis dahin geht Kevin Kühnert weiter auf Deutschland-Tour.
Sendung: Fritz, 21.2.2018