Leonie Sanke

Video-Redakteurin, SZ, München

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Nein, wir müssen jetzt nicht das Beste aus der Situation rausholen

Foto: go2 / photocase.de; Bearbeitung: jetzt

Ich habe eine Liste, die mich tagtäglich begleitet. Jeden Tag schiebe ich darin Bullet Points hin und her, die ich heute aber wirklich mal abhaken will. Endlich mal Fotos für die leeren Bilderrahmen aussuchen, endlich mal den uralten Laptop ausmisten, endlich mal den Fahrradsattel richtig einstellen. Dazu noch unerfreulichere Dinge, die man als erwachsener Mensch eben zu erledigen hat. Und obwohl ich es längst besser wissen sollte, habe ich mir immer wieder eingebildet, die halbe Liste an einem Tag abarbeiten zu können. Aber man hat ja auch noch einen Job und ein Leben und dann war die Woche auch schon wieder vorbei.

Dann kam die Corona-Krise, der Shutdown, Social Distancing - und die Erkenntnis, dass man die nächsten Abende nicht mit Freund*innen in Restaurants und die Wochenenden nicht in den Bergen oder mit Besuchen in anderen Städten verbringen wird. Was erst mal vor allem nach Einschränkung klang, begannen die ersten (kinderlosen) Menschen schnell als Chance zu sehen: So viel freie Zeit! So viel Zeit für mich! Wie Schulkinder vor den großen Ferien standen wir da und machten Pläne. Wir richteten unser Isolations-Luftschloss wahlweise mit Yogamatten, einer umfassenden Bibliothek, Hanteln, Vorräten für vegane israelische Rezepte und einer einladenden Kreativ-Ecke ein. ...


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