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Kolumne

Dialog mit dem Papst: Tag des Herrn

Der Sonntag ist der Tag des Herrn. Nehmen wir uns die Zeit, um bei ihm zu sein.
(Franziskus am 10. Januar 2015 bei Twitter)

Ich möchte keinen Tag des Herrn begehen; denn das Herrsein ist für mich diskreditiert. Ich könnte nur Tage gegen den Herrn sinnvoll finden. Ich mag Herren so wenig wie Knechte und Mägde. Diese ganze Relation passt mir nicht. Da kann in mir keine Freude aufkommen, keine Lust am Menschsein. Der Mensch ist nicht dort ganz Mensch, wo er herrscht oder dient, sondern wo er spielt, wie Schiller schrieb. Wo die Idee des Schönen in ihm Blüten treiben darf. Dann kennt er keine von entfremdeten Werktagen abgehobenen Sonntage, keine von bevormundeten Lehrjahren abgehobenen Herrenjahre, sondern nur Zeiten des liebenden Zusammenspiels.

Hier mischt sich leicht wieder der Herrenkult mit seinem Gebot der Liebe ein, als ob lebensfrohen Wesen ihre stärkste Neigung befohlen werden müsste. Du bist Franziskus, und ich bin Leo, und ich möchte nicht, dass wir uns miteinander wie zwei Herren unterhalten. Ein Gipfeltreffen ist jede Begegnung sowieso. Weil immer die Menschlichkeit auf dem Spiel steht, die schöpferischen Kräfte, in denen wir bei jeder Gelegenheit einander ergänzen können. Ohne dabei irgend ein Herrschaftsverhältnis beschwören zu müssen.

ABC-Bild: Tim Reckmann / pixelio.de