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Kolumne

Auf ein Wort: Zumutung

Ich will also etwas über die Zumutung schreiben. Dann tue ich es auch, wohl wissend, dass ich mir damit einiges zumute. Um bei solchen Vorhaben die Zumutung so gering wie möglich zu halten, nehme ich gern das Thema beim Wort. So gesehen, steckt mitten in der Zumutung der Mut.

Beim Wort genommen, scheint die Zumutung so viel mit dem Mut zu tun zu haben, dass dieser ihre wichtigste Zutat ist, ja, geradezu ihr Kern, so dass man sagen könnte: Mut ist das Herzstück jeder Zumutung. Und zweifellos bringe ich Mut auf, wenn ich mir als Autor das Thema Zumutung zumute. Ist es doch nicht gesagt, dass ich das, was ich mir zumute, mir auch ohne weiteres zutraue. Nein, das Zutrauen, über die Zumutung etwas Zumutbares schreiben zu können, ist bei mir durchaus gering. Da muss ich schon einigen Mut zusammennehmen.

Das Stichwort Zumutung ist auch nicht gerade ein angenehmes. Bei mir weckt es jedenfalls eher unangenehme als schöne Erinnerungen. Wenn ich mir selber etwas zumute, ist das ja noch glimpflich im Vergleich mit Zumutungen von außen; denn die goldene Regel könnte geradezu lauten: Mute anderen nicht mehr zu als dir selber! Eigentlich müsste man noch weiter gehen und der Forderung Genüge tun: Niemand soll anderen eine Zumutung sein! Aber bestimmt ist das im Lebensalltag zu viel verlangt.

Im Nu empfinden auch manche etwas als Zumutung, wo andere nichts Derartiges dabei finden. Die unterschiedlichen Empfindlichkeiten machen es nahezu unmöglich, jeden mit Zumutungen zu verschonen. Ich selber bin da ein schwieriger Patient und möchte, wenn ich könnte, mir eine riesige Palette von Äußerungen anderer verbitten, die ich für unzumutbar halte, für Zumutungen also, die man bitte allenfalls sich selber zumuten möge.

Aber wie gesagt, sehe ich ein, dass man in diesem wunden Punkt viel Toleranz aufzubringen hat – viel von jener Toleranz, die Friedrich Schiller nahelegte, als er einmal schrieb, Härte gegen sich selbst, verbunden mit Milde gegen die anderen, sei das schönste Verhalten, wenngleich das seltenste, wozu Menschen imstande sind.