Der WDR hat einen Großteil der 53 Gesundheitsämter in NRW befragt: Schaffen Sie aktuell eine zügige Nachverfolgung der Corona-Fälle? Wie ist Ihre digitale Ausstattung?
Das überraschende Ergebnis: Obwohl einige Gesundheitsämter noch mit Faxen arbeiten, sagen sie, dass sie es trotzdem schaffen, zügig die Kontaktnachverfolgung aufzunehmen - auch Gesundheitsämter mit mehr als 200 Fällen pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen, etwa im Kreis Höxter, in Gelsenkirchen und im Oberbergischen Kreis.
Umfrage: Drei von 29 Gesundheitsämtern brauchen länger als einen TagFast 90 Prozent der 29 Gesundheitsämter, die die WDR-Fragen beantwortet haben, geben an, dass sie die Kontaktverfolgung innerhalb von 24 Stunden oder sogar " ohne zeitlichen Verzug" schaffen - solange Infizierte die richtigen Kontaktdaten liefern. Nur drei der 29 befragten Gesundheitsämter geben an, dass sie zeitweise zwei oder drei Tage bräuchten.
Dennoch werde weiterhin das Inzidenzziel von 50 pro 100.000 angestrebt, bestätigte das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales dem WDR. Denn die Kontaktnachverfolgung bei den aktuell hohen Fallinzidenzen erfordere den Einsatz " aller in den Gesundheitsämtern vorhandenen Ressourcen und häufig die Mobilisierung zusätzlicher Kräfte aus den Verwaltungen und Unterstützung durch Externe, zum Beispiel der Bundeswehr". Diese " extreme Belastung" müsse schnelsstmöglich reduziert werden.
Quarantäne sorgt für Verzug in BielefeldEine aktuelle Entwicklung gab es am Freitag in Bielefeld: Dort mussten nach WDR-Recherchen wegen eines positiven Corona-Falls zehn Beschäftigte in Quarantäne. Wegen eingeschränkter Arbeitsmöglichkeiten im Homeoffice kam es deswegen zu einem Verzug bei der Meldung der Fallzahlen. Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen verspricht in einem Schreiben an NRW-Gesundheitsminister Laumann organisatorische Veränderungen, um ähnliche Situationen in Zukunft zu vermeiden.
Darauf reagierte das Landesgesundheitsministerium seinerseits schriftlich: Die Berichte aus Bielefeld könnten das Problem nur teilweise nachvollziehbar erklären. Die Meldeprobleme seien nicht akzeptabel. Das Ministerium ordnete für Bielefeld eine mindestens 14-tägige Meldeüberwachung durch das Landeszentrum Gesundheit an.
Ein Grund für die im Schnitt schnellere Verfolgung ist, dass die meisten Infizierten wegen des Lockdowns zur Zeit nur wenige Kontakte haben. Aber: Wenn die Arbeit komplett digital laufen könnte, wäre die Kontaktnachverfolgung auch bei mehr Kontakten schneller möglich.