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Von BAföG bis Kredit: So finanzierst du dein Studium

Studieren lohnt sich? In Sachen Karriere wahrscheinlich, doch muss so ein Studium auch erstmal finanziert werden. Trotz Abschaffung der Studiengebühren verursacht es Kosten, denn von irgendetwas musst du ja auch Miete und Essen bezahlen. Und das wird vermutlich auch noch deutlich teurer: Nachdem Studierende schon gebeutelt aus der Corona-Krise hervorgegangen sind, setzt nun der Ukraine-Krieg mit seinen Folgen noch einen obendrauf. Denn Mietneben- und Essenskosten werden im kommenden Jahr wohl deutlich teurer. Ein Grund mehr, um mit einer guten Finanzplanung ins Studium zu starten. Welche Finanzierungsmöglichkeiten sich anbieten, was andere Studierende machen und worauf ihr besonders achten solltet, das lest ihr hier.

Der Klassiker. Eltern sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihren Kindern die Erstausbildung zu bezahlen. Studierende, die außerhalb des Haushalts ihrer Eltern wohnen, können in der Regel 860 Euro im Monat (Stand: 2022) als Unterhalt von den Eltern verlangen. Das ist der Regelsatz der Düsseldorfer Tabelle. Es ist jedoch nicht immer realistisch, dass Eltern sich das, insbesondere bei mehreren Kindern, leisten können. Bis du 25 Jahre alt bist, bekommen deine Eltern Kindergeld vom Staat. Wenn sie das an dich weitergeben, hast du immerhin schonmal rund 220 Euro mehr im Monat zur Verfügung. Dass das für den Lebensunterhalt nicht reicht, ist klar, deshalb solltest du dich unbedingt nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten umschauen, wenn deine Eltern dir keinen oder nur wenig Unterhalt zahlen können. So machen es auch die meisten anderen Studierenden: Mehr als vier von fünf Studierenden erhalten während des Studiums finanzielle Unterstützung von den Eltern. Aber bei nur wenigen von ihnen bleibt dieser Unterhalt die einzige Einnahmequelle.

Schon gewusst? Im Durchschnitt bekommen Studierende von ihren Eltern 541 Euro monatlich. Je älter die Studierenden und je höher das Semester, desto weniger Unterstützung bekommen sie in der Regel von den Eltern.

Wenn deine Eltern dir keinen Unterhalt zahlen können, hast du die Möglichkeit BAföG zu beantragen. Da die Eltern in der Regel zur Finanzierung der Ausbildung ihrer Kinder verpflichtet sind, wird ihr Einkommen auf die Förderung durch die Bundesausbildungsförderung (BAföG) angerechnet. Über den Daumen gepeilt, können Studierende mit einer BAföG-Teilförderung rechnen, wenn ihre Eltern vor Steuerabzug und Sozialversicherungskosten etwa 40.000 Euro pro Jahr oder weniger zur Verfügung haben. Beträgt das jährliche Nettoeinkommen etwa 20.500 Euro oder weniger, kann eine BAföG-Vollförderung in Betracht kommen. Unter bestimmten Umständen kommt auch ein elternunabhängiges BAföG in Betracht, etwa wenn bei Beginn der Ausbildung das 30. Lebensjahr überschritten wurde oder die Ausbildung an einem Abendgymnasium erfolgt.

Der Höchstsatz, den du über das BAföG bekommen kannst, sind 934 Euro monatlich. Wichtig zu wissen ist aber: Die Förderung durchs BAföG musst du später teilweise zurückzahlen. Eine Hälfte des Geldes bekommst du geschenkt, die andere Hälfte entspricht einem zinslosen Darlehen. Du musst sie fünf Jahre nach Ende der Förderungshöchstdauer zurückzahlen. Das bedeutet aber nicht, dass du nach deinem Studium mit einem Berg Schulden dastehen wirst. Denn die maximale Rückzahlungssumme ist gedeckelt auf 10.000 Euro.

Schon gewusst? Verweigern deine Eltern Auskunft über ihr Einkommen oder zahlen den Unterhalt nicht, kannst du beim zuständigen Amt für Ausbildungsförderung (BAföG-Amt) einen Antrag auf Vorausleistung stellen. Wenn deine Ausbildung gefährdet ist, gewährt dir das Amt eine Vorauszahlung des Geldes, das eigentlich deine Eltern zahlen müssten. Wende dich in diesem Fall am besten an das Studierendenwerk deines Hochschulorts.

Dazuverdienen über einen Nebenjob

Als Finanzierungsquelle nutzen die meisten Studierenden neben Unterhaltszahlungen der Eltern oder BAföG vor allem Nebenjobs. Fast drei Viertel der Studierenden gehen neben dem Studium einer bezahlten Tätigkeit nach. Von den Studi-Jobbern arbeiten die meisten (33 Prozent) als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft oder als Doktorandin oder Doktorand direkt an ihrer Uni oder Fachhochschule. Das hat den Vorteil, dass sie tariflich bezahlt werden und keine zusätzliche Fahrtzeit anfällt. Denn Hilfskräfte für die Uni arbeiten normalerweise eben auch an der Uni. Beliebt sind außerdem Bürotätigkeiten (25 Prozent), Nachhilfeunterricht (13 Prozent) und Nebenjobs im Einzelhandel (12 Prozent) sowie in der Gastronomie (11 Prozent).

Und wie findet man heute einen Nebenjob? Ganz einfach: per App. Zeitungsannoncen und Aushänge am Schwarzen Brett sind ja schon lange Schnee von gestern. Nach zahlreichen Internetplattformen haben nun auch verschiedene Apps die Jobvermittlung für sich entdeckt. Besonders beliebt: Zenjob. Nach einmaliger Bewerbung bekommst du Zugang zur Zenjob-App und kannst dort nach Lust und Laune spontan einen Job annehmen - mal für ein paar Stunden im Supermarkt, mal einige Tage als Kellner oder Kellnerin bei einer Veranstaltung. Und das Beste: Nach 48 Stunden ist bereits die Hälfte des Lohns auf deinem Konto.

Wenn du nicht ganz so spontan sein kannst oder willst, dann ist wahrscheinlich der sogenannte Minijob die beste Wahl, um dir etwas dazuzuverdienen. Bisher galt hier: Bis zu einem Gehalt von 450 Euro werden keine Steuern und Sozialabgaben fällig. Vom 1. Oktober 2022 an steigt die Verdienstgrenze nun auf 520 Euro. Dies geschieht gleichzeitig mit der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro. Du kannst dir also ab sofort neben dem Studium bis 520 Euro dazuverdienen. Dadurch, dass keine Sozialabgaben abgeführt werden, musst du aber daran denken, dich anderweitig krankenzuversichern. In der Regel bist du das kostenfrei über die Familienversicherung der Eltern.

Schon gewusst? Zweimal im Jahr dürfen Minijobber mehr als den Höchstsatz von 520 Euro verdienen. Allerdings ist die Mehrarbeit dann in den anderen Monaten auszugleichen, damit am Ende des Jahres nicht mehr als maximal 6.240 Euro verdient werden. Aber immerhin: Minijobbende dürfen im Weihnachtsgeschäft also durchaus auch mal etwas mehr arbeiten.

Beliebt ist auch eine Tätigkeit als Werkstudentin oder Werkstudent. Das hat häufig den Vorteil, dass du bereits während des Studiums in einem Unternehmen arbeiten und Erfahrungen sammeln kannst. Werkstudenten sind in Vollzeit immatrikulierte Studierende, die maximal jeweils 20 Stunden pro Woche in einem Unternehmen arbeiten. Für Werkstudenten gilt, wie für alle anderen Arbeitnehmenden in Deutschland auch, der gesetzliche Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde. Nach oben hin gibt es keine Grenze. Das Einzige, worauf zu achten ist, ist eine Arbeitszeit von maximal 20 Stunden pro Woche. Diese gilt jedoch nur für die Vorlesungszeit. In der vorlesungsfreien Zeit darfst du, wenn du es zwischen den Prüfungen irgendwie hinbekommst, auch mehr arbeiten. Hier gilt jedoch die 26-Wochen-Regel: Ein Werkstudent darf im Laufe eines Jahres in maximal 26 Wochen mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten.

Neben der Finanzierung deines Studiums, solltest du dir auch Gedanken über eine Berufsunfähigkeitsversicherung machen. Denn Studierende und junge Arbeitnehmende, die durch Krankheit oder Unfall nicht mehr in der Lage sind zu arbeiten, erhalten meist keine gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Die Berufsunfähigkeitsversicherung sichert in dem Fall den eigenen Lebensunterhalt. Was jetzt noch weit weg klingt, solltest du schon früh bedenken. Denn auch in jungen Jahren kann man berufsunfähig werden. Und wer sich bereits als junger Mensch für eine Berufsunfähigkeitsversicherung entscheidet, profitiert aufgrund des meist guten Gesundheitszustands und eines niedrigen Eintrittsalters auch von besonders günstigen Beiträgen.

Einen Studienkredit aufnehmen kannst du, anders als andere Kredite, auch ohne regelmäßiges Einkommen und Kreditwürdigkeit. Entscheidest du dich dafür, bekommst du jeden Monat einen festgelegten Betrag. Anders als BAföG sind Studienkredite jedoch nicht zinsfrei. Nach dem Studium musst du also nicht nur die Kreditsumme, sondern auch Zinsen zurückzahlen. Achte also unbedingt auf einen möglichst niedrigen Zinssatz. Die allermeisten Studienkreditnehmer entscheiden sich für einen Kredit bei der KfW-Bankengruppe oder für den Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes.

Auch wenn sich viele per se gegen die Aufnahme eines Kredits sträuben, kann es sinnvoll sein, ein paar Schulden zu machen, statt mehrmals die Woche jobben zu gehen und das Studium so unnötig in die Länge zu ziehen. Die Angebote der Kreditgeber unterscheiden sich aber häufig stark, weshalb sich ein penibler Vergleich lohnt.

Schon gewusst? Einige Kreditgeber bieten Studienkredite ausschließlich für ein Erststudium an. Wenn du also vorhast, ein Zweitstudium zu beginnen und dieses über einen Studienkredit zu finanzieren, solltest du dich im Vorfeld darüber informieren, welcher Studienkredit überhaupt in Frage kommt. Ähnlich verhält es sich mit einem Auslandsstudium, denn viele Studienkredite sind ausschließlich für Studiengänge innerhalb Deutschlands gültig.

Der Königsweg. Denn bei Stipendien handelt es sich quasi um geschenktes Geld. Zur Verfügung gestellt werden die Stipendien von politischen Parteien, religiösen Organisationen, Begabtenförderungswerken und Unternehmen, die ihre soziale Verantwortung demonstrieren wollen. Wichtige Kriterien für die Auswahl der Bewerber sind häufig ihre wirtschaftliche Situation, Talent, Noten und soziales Engagement. Aber: Deine Chancen auf ein Stipendium sind viel besser als du vielleicht denkst, denn supergute Noten sind schon lange keine zwingende Voraussetzung mehr. In Wahrheit bleiben sogar jedes Jahr viele Stipendienplätze aufgrund fehlender Bewerbungen unbesetzt.

Wenn du einen Versuch wagen möchtest, dann findest du im Internet zahlreiche Stiftungen, die Stipendien anbieten. Eine Übersicht bietet etwa die Seite mystipendium.de. Dort kann man über sein persönliches Profil nach passenden Stipendien suchen und im Anschluss direkt die Bewerbung versenden. Die Seite klärt auch über den Irrtum auf, dass Stipendien nur etwas für Hochbegabte und Engagierte wären und sagt: Es gibt mehr als 40 verschiedene Auswahlkriterien, von Geburtsort über Beruf und Eltern bis zum Studienfach. Da ist mit Sicherheit für jede und jeden etwas dabei!

Schon gewusst? Es gibt auch Stipendien, die statt Geld Material, Datenbankzugänge oder Fortbildungen bezuschussen. Und selbst wenn auch finanziell gefördert wird, sind Tagungen, Sommercamps und Alumni-Netzwerke oft inklusive. Das kann eine tolle Bereicherung sein, verlangt dem einen oder der anderen unter Umständen aber auch viel ab. Bei den Begabtenförderungswerken sind häufig auch Semesterberichte anzufertigen, die den Lernfortschritt dokumentieren. Und regionale Stiftungen knüpfen die Förderung nicht selten an eine Verpflichtung, nach dem Studium noch länger in der Region zu arbeiten. Nichtsdestotrotz: Stipendien für die Studienfinanzierung in Betracht zu ziehen, lohnt sich fast immer!

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