Sie
ist eine der Hauptfluchtrouten: die Route von Marokko nach Europa. Wer
sie umgekehrt bereist, im Auto bis nach Andalusien, mit der Fähre über
die Meerenge von Gibraltar, taucht ein in ein Land der Dualitäten.
Marokko ist 1001 Nacht – Touristen verlieren sich
in den Souks von Marrakesch, umgeben von wunderschönen Stoffen und
güldenen Schätzen. Und sie sehen gleichzeitig Elend und bittere Armut.
Mit Surfbrettern und Wurfzelt an Bord erkunden Autoreisende
lebensfeindliche Wüsten und fruchtbare Oasen, surfen auf unvergesslichen
Wellen, die dem Atlasgebirge entgegen rollen. Und dann sind da
plötzlich stinkende Abwässer, Müllberge, grüne Kloake, die ins Meer
läuft. Auf dem Papier zählt Marokko zu den modernsten arabischen
Ländern, doch tatsächlich sieht man abseits der Metropolen nur wenige
unverhüllte Frauen und sogar eine verschleierte Surferin im Meer. Die
koloniale Vergangenheit ist überall spürbar: Die schönen Orte sind meist
im Besitz von Europäern. Viele Marokkaner haben das Land wegen der
Perspektivlosigkeit verlassen, doch einige junge Menschen versuchen
verzweifelt, doch noch Arbeit in ihrer Heimat zu finden. Während Europa
Afrikaner mit Stacheldraht abwehrt, werden Reisende in Nordafrika
überall freundlich empfangen.
Autorin: Lena Gilhaus
Redaktion: Jessica Eisermann
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