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Medien - Wenn zwei sich streiten, freut sich das Netz

Nach Flixbus potenziell der nächste ernstzunehmende Konkurrent für die Deutsche Bahn: Locomore Foto: John MacDougall/AFP/Getty Images

Derzeit einer der dramatischsten und spannendsten Machtkämpfe ist in den sozialen Medien nicht etwa der Wahlkampf - sondern der Fernverkehrsmarkt. Die alte Dame Deutsche Bahn muss sich schon länger ihr Monopol streitig machen lassen, und weil aus den jungen, dynamischen Start-ups dank kapitalistischer Bewegungsgesetze zwangsläufig konkurrentenfressende Konzerne werden, ist ihr mit dem Busunternehmen Flixbus ein nicht unbedeutender Gegenspieler erstanden. Zumal der jetzt mit Locomore von der Straße auf die Schienen drängt. Dort kann man sich schlecht aus dem Weg gehen, also gibt es Ärger.

Und weil Flixbus jung ist, wollte es den Kampf dort austragen, wo junge Leute sind: im Internet, genauer: auf Facebook, noch genauer: auf der Seite des DB-Personenverkehrs. Flixbus ist als Nutzer des deutschen Schienennetzes nämlich auch Kunde der Bahn, und die beschweren sich da zuhauf. Angeblich war es so: Ein Locomore-Zug sollte vertragsgemäß von einem Bahn-Mitarbeiter gewartet werden. Dieser weigerte sich, woraufhin der Zug nicht weiterfahren konnte. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für Bahn-Kunden: Störungen im Betriebsablauf.

Doch Flixbus zählte auf die Sympathien seiner Kundenarmee und wollte der Bahn mit öffentlicher Meinung Druck machen. Nach Erläuterung des Sachverhalts also die höflich-spitze Bitte, „heute Abend einen motivierteren Mitarbeiter mit Sinn für Dienstleistung und fairen Wettbewerb zur Wartung zu schicken". Allein, den unschuldigen Kunden, der auf Servicemängel stößt, nahm dem Unternehmen kaum jemand ab. Umgehend spottete und lachte es aus allen Winkeln des Netzes. Denn die Service-Mängel von Flixbus sind mitunter so legendär wie die der Bahn. Unfreundliche Fahrer, kaputte Toiletten, miserabler Kundendienst - dass eine solche Firma sich über ebensolches Verhalten beschwert, das war dann doch zu komisch.

Der Bus ging also nach hinten los und rollte geradewegs in die Scheiße: „Wie armselig seid ihr bitte?" und „Ihr seid selber kein Stück besser", pöbelte das Internet. „Peinlich" sei es, das öffentlich zu klären. „Zahlt erst mal Maut!", forderte jemand, andere belustigte die Affäre: „Ein Monopolist beschwert sich über den anderen." Der Facebook-Wart der Bahn blieb sachlich und versprach, sich „zu erkundigen".

Übrigens fuhr der Zug dann doch - ein anderer Bahn-Mitarbeiter hatte ihn gewartet. Nun fahren Locomore und Bahn wieder einträchtig durch die Service-Wüste. Bis zur nächsten Störung im Betriebsablauf.

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