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Zwischen Streetart und Galerie - Ein Vorschlag auf 10,5m²

Die Werke passen sich thematisch der Umgebung an

Kunst soll dahin, wo Menschen sind. Das ist den vier Künstler*innen, die die Ausstellung 10,5 Quadratmeter organisiert haben, besonders wichtig. Noch bis zum 25. Juli sind die Werke in den Essener Stadtteilen Frohnhausen und Holsterhausen zu sehen. Wir haben mit dreien der Teammitglieder Elisa, Jan und Lina über ihr Projekt gesprochen, über Stadtentwicklung und darüber, dass Kunst vor allem eins muss: Spaß machen.

Das Team lernte sich über ihr gemeinsames Interesse an Kunst kennen. Jan hofft aktuell auf einen Platz an der Kunstakademie in Düsseldorf und möchte sein Geld mit Streetart und Illustrationen verdienen. Lina hat an der Folkwang Universität der Künste Kommunikationsdesign studiert und interessiert sich für Stadtentwicklung im Ruhrgebiet. Teammitglied Elisa erklärt: „Wir haben uns hobbymäßig zusammengefunden und wollen gemeinsam etwas gestalten." Sie ist Bühnenmalerin und macht wie Jan ebenfalls seit ein paar Jahren Streetart. „Dazu sind wir noch idealistisch unterwegs. Denn wir finden, dass Kunst in den öffentlichen Raum und vor allem zu den Menschen gehört", ergänzt Jan. „Daraus haben sich dann viele Projekte ergeben, unter anderem haben wir über Stadtentwicklung gesprochen und wie wir unsere Kunst den Leuten näherbringen können."

Ihr aktuelles Projekt 10,5 Quadratmeter ist eine Plakatausstellung, auf denen von jedem*r Künstler*in jeweils auf 10,5 Quadratmetern Kunst gezeigt wird. 30 Künstler*innen sind an der Ausstellung beteiligt, die vom 12. Juli bis zum 25. Juli an verschiedenen Plätzen in Frohnhausen und Holsterhausen zu sehen ist. Diese hat das Team nach ihren persönlichen Kontakten ausgewählt und darauf geachtet, dass die Künstler*innen einen Bezug zu der Stadt Essen haben. Dass die Ausstellung genau in diesen zwei Stadtteilen stattfindet, hat einen Grund: „In den Vierteln gibt es eine Mischung aus Bedarf und Wertschätzung. Hier leben viele motivierte Menschen und viele Studenten, allerdings geht dort trotzdem noch nicht so viel", erklärt Jan.

Elisa fügt hinzu: „Uns war wichtig, dass wir eine Kombination aus Grundlage und Potenzial hatten. Dass wir etwas bewegen können, der Stadtteil sich angesprochen fühlt und so eine Form von kultureller Teilhabe ermöglicht wird." Ziel sei es, die Kunst vor allem niedrigschwellig zu halten. Lina, die erst seit ein paar Jahren in Essen wohnt ist der Meinung, die Stadt durch die Ausstellung noch einmal aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen. „Das Gute an dem Projekt ist, dass die Menschen gemeinsam eine kleine Tour machen können, um sich die Plakate anzusehen und so miteinander in Austausch kommen und sich mit lokalen Künstler*innen auseinandersetzen."

Politische Themen

Gezeigt werden Arbeiten aus unterschiedlichen Themenfeldern. Die Künstler*innen haben keine Vorgaben bekommen und konnten ihr Werk individuell gestalten. „Wir haben nur geschaut, dass die Inhalte, wenn möglich, mit der Umgebung in Kontakt gehen und sich daraus Fragestellungen entwickeln", sagt Elisa. So wurde beispielsweise ein Plakat, auf dem Arbeits- und Kapitalismuskritik deutlich wird, neben einen Lidl Supermarkt gehängt. Viele Arbeiten fielen politischer aus, als das Team erwartet hatte. So seien sie bei Menschen, die sonst eher dekorativ arbeiten, positiv überrascht gewesen, welche Botschaften sich hinter der Kunst verbargen, so Elisa. „Es wurden Plakate mit Aufschriften wie „Leave no one behind" oder „Fight back" gestaltet. Häufig sind Leute nämlich noch politischer, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt."

Jan beschreibt die Ausstellung als „einen guten Mittelweg aus Streetart und Galerie", denn zum einen werden die Bilder wie in einer Galerie gehängt, zum anderen befindet sich die Kunst kostenlos im urbanen Raum. Das Team hat sich für die Hängungsweise entschieden, weil sie ihr Projekt als einen Vorschlag den Menschen anbieten wollen. Denn: „So schnell das Plakat angebracht ist, so schnell lässt es sich auch wieder entfernen. Deshalb greift die Kunst nur so lange in den öffentlichen Raum ein, wie die Bewohner im Stadtteil das wollen", so Jan. Elisa betont außerdem: Wir wollen die Bevölkerung bezogen auf Streetart dahingehend beeinflussen, dass diese oft nicht einfach nur purer Vandalismus ist, sondern bestimmte Intentionen und Inhalte dahinter stecken, die als Kunst im öffentlichen Raum Akzeptanz verdient haben."

Auf der Instagram Seite @xxquadratmeter findet ihr genauere Infos zu den Ausstellungsplätzen.
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