Pappert: Weil sie massenhaft verwendet werden. Anfangs habe ich nicht verstanden, warum sie sich so großer Beliebtheit erfreuen. Aus einer eher linguistischen Perspektive habe ich angenommen, dass sie kaum etwas zur Kommunikation beitragen und lediglich so etwas wie eine nette Spielerei wären. Nach und nach habe ich aber gesehen, dass Emojis weit mehr leisten.
Pappert: Emojis sind ein Mittel zur Herstellung und Sicherung von Sinn und Verstehen sowie zur Beziehungsgestaltung. Dabei profitieren sie von zwei Potenzialen: Der Blick fällt immer zuerst auf Bilder, welche positive Gefühle auslösen. Außerdem markieren sie die Interaktionen als tendenziell informell. So kommunizieren die Studis gleichberechtigt und auf einer Augenhöhe miteinander. Das sorgt für Nähe und die Interaktion bekommt einen anderen Drive. Oft sind Studierende sogar verunsichert, wenn sie Nachrichten ohne Emojis bekommen.
Pappert: Ja, auch bei bösen Smileys wird Nähe vermittelt. Sie wirken auflockernd und federn somit negative Aspekte etwas ab. Meistens werden negative Emojis auch eher verwendet, wenn man sich gegenüber des Gesprächspartners über etwas aufregt, was einem gerade widerfährt. Zum Beispiel wenn die U-Bahn nicht kommt.
Pappert: In institutionellen Kontexten sollte man auf die Verwendung Emojis verzichten. Studis würden ihren Professoren in der Regel keine Smileys schicken. Wenn der Professor allerdings einen Smiley
versendet, signalisiert er damit eine gewisse Art von Ungezwungenheit. Dennoch sollte man dann nicht mit einem Smiley antworten, da es immer noch eine formelle Situation ist.
Pappert: Ja. Nach einer Untersuchung von Wolfgang Imo und Marcel Fladrich verwenden weibliche Jugendliche häufiger Emojis. Wenn Frauen miteinander schreiben, benutzen sie oft ganz klassische Smileys und unterschiedliche Herz-Emojis, die dem Ausdruck von Zuneigung dienen. Männer schreiben eher weniger Smileys untereinander und wenn, dann geht es oft um Sport. Wenn Männer allerdings mit Frauen schreiben, verwenden sie häufiger Herz-Emojis als Frauen.
Pappert: Weltweit wird das Herz am meisten verschickt. Dicht gefolgt von dem Smiley, der Tränen lacht. Ansonsten ist das auch immer saisonabhängig. Bei einer Fußball-WM werden beispielsweise verstärkt Emojis rund um das Thema Sport und Party benutzt.
Pappert: Die meisten Emojis sind aufgrund ihres Bildcharakters mehrdeutig. Ein gutes Beispiel ist der Smiley, der Zähne zeigt. Umfragen in meinen Kursen haben ergeben, dass seine Interpretation stark variiert und immer vom Kontext abhängt. Oft gelten Emojis
aber auch als Insider, den außenstehende Personen dann nicht verstehen können. Wenn zum Beispiel kontextunabhängig ständig ein Bus-Emoji hin- und her geschickt wird. Dies kann das bedeuten, dass der Bus für die Schreibenden eine ganz bestimmte Bedeutung hat und beispielsweise als eine Art Liebessymbol dient, weil sich die Personen dort kennengelernt haben.
Pappert: Ersetzen nicht, nein. Dazu fehlt ihnen eine Grammatik. Aber sie verändern und erweitern die Kommunikation, beispielsweise um neue Ausdrucksmöglichkeiten, die Emotionen hervorrufen. Außerdem befördern Emojis das Dialogische am Schreiben und sind effizient. Man schlägt drei Fliegen mit einer Klappe: Man kann zügig antworten, man vermeidet lange Formulierungen und die Smileys wirken sich positiv auf den Leser aus. Daraus folgt auch, dass die Kommunikation aufrechterhalten wird.