"Ist es nicht herrlich, ein Flüchtling zu sein!", ruft die zehnjährige Judith Kerr 1934 über den Dächern von Paris. Ein Jahr zuvor ist sie mit ihrer Familie vor den Nazis aus Deutschland geflohen. Die Flucht ist für sie ein großes Abenteuer, die Eltern lassen sie ihre eigene Angst nicht spüren.
Heute lebt die 94-jährige Schriftstellerin ("Als Hitler das rosa Kaninchen stahl") in London und sagt: "Für mich war England am Ende des Krieges mein Zuhause. Nicht für meine Eltern. Sie haben nie irgendwo hingehört".
Judith Kerr, der syrische Pianist Aeham Ahmad, die nigerianisch-deutsche Musikerin Nneka Egbuna, der chilenische Autor und Regisseur Antonio Skármeta und der bosnische Schriftsteller Saša Stanišić – sie alle teilen ein Schicksal: Sie sind vor politischer Verfolgung, Krieg oder Gewalt geflohen – zu unterschiedlichen Zeiten, entweder nach oder aus Deutschland.
Die Dokumentation berichtet, wie ihre Leben nach der Flucht verliefen, wie sie sich mit ihrer Musik, ihren Filmen und Büchern in den Ankunftsländern etabliert haben, wie sich ihre Kunst durch die neue Sprache verändert hat, wie sich die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern verschoben haben, dass nach der Flucht nicht nur Sicherheit, sondern auch Rassismus auf sie wartete.
Nicht alle Künstlerinnen und Künstler haben eine neue Heimat gefunden. Manche sind zurückgegangen, manche sind geblieben, manche haben die neue Sprache angenommen, manche fühlen sich heimischer in der ihres Geburtslandes. Aber alle haben mit ihrer Musik, ihren Filmen, Büchern und Geschichten die Länder, in denen sie gelebt haben, berührt und verändert.
Die Dokumentation ist auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Arabisch erschienen.
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