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Numerus Clausus: NC - das musst du wissen


Woher weiß ich, ob mein Wunschfach einen NC hat?


Der Numerus clausus, kurz NC, bezeichnet umgangssprachlich den Abi-Schnitt, den man braucht, um einen Studienplatz zu bekommen. Medizin, Pharmazie, Tiermedizin und Zahnmedizin sind so begehrt, dass sie an allen deutschen Unis einen NC haben. Die Bewerbung und Platzvergabe für diese Fächer erfolgt ausschließlich über hochschulstart.de. Außerdem gibt es in vielen anderen Fächern sogenannte "örtliche NCs". Das bedeutet, dass ein Fach an einzelnen Hochschulen zulassungsbeschränkt ist.

Welchen Schnitt brauche ich?

Genau lässt sich das nie vorhersagen, denn der NC ergibt sich jedes Semester neu aus Angebot und Nachfrage: Erst bekommen die Bewerber mit einem Abi von 1,0 einen Platz, dann die mit 1,1 und so weiter, bis zum Beispiel bei 2,1 der letzte Platz vergeben wird. Dann liegt der NC bei 2,1. Je besser der Abi-Schnitt der Bewerber für einen Studiengang ist, desto näher an der 1,0 liegt am Ende der NC. Weil das Verfahren jedes Semester neu startet, kann man nicht im Voraus sagen, welchen Schnitt man tatsächlich braucht. Man kann sich aber an den NCs der Vorjahre orientieren, dann sollte man jedoch nur Winter- mit Winter- und Sommer- mit Sommersemester vergleichen.

Was mache ich, wenn mein Schnitt nicht reicht?

Rausfinden, ob man an einer anderen Hochschule das Fach mit weniger guten Noten studieren kann. Für die allermeisten Fächer - von Politikwissenschaft bis Wirtschaftsingenieurwesen - lassen sich Unis finden, die für das Fach keinen NC haben, zum Einschreiben reicht das Abitur. Die genauen Zulassungsvoraussetzungen findet man auf der jeweiligen Hochschul-Website. Der Blick ins Ausland lohnt sich ebenfalls. Zum Beispiel kann man an österreichischen Unis teils auch unabhängig von seiner Abi-Note einen Studienplatz bekommen, wenn man im Aufnahmetest gut abschneidet.

Aber es gibt auch Fächer, bei denen es schwierig wird, oder?

Ja. Dazu zählen auf jeden Fall Medizin-Studiengänge und Psychologie. In den meisten Fällen klappt es in diesen Fächern an deutschen Universitäten nur mit einer Eins vor dem Komma - und auch dann nicht immer. Auch bei Studiengängen, die es nur an wenigen Hochschulen gibt, kann es schwierig werden. Dann kann es sich lohnen, nach fachlich ähnlichen Alternativen zu suchen, zum Beispiel Angewandte Pharmazie statt Pharmazie zu studieren. Damit kann man zwar nicht Apotheker werden, aber in der Industrie und für Pharmaunternehmen arbeiten.


Wer sagt mir den NC aus dem Vorjahr?

Oft findet man ihn auf den Websites der jeweiligen Uni oder auf Nachfrage beim Studiengangsleiter. Achtung: Wer sich für eine Kombination aus Haupt- und Nebenfach entscheidet (vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften üblich), muss sich manchmal nur für das Hauptfach bewerben, manchmal für beide Fächer. Man muss also unter Umständen zwei NCs beachten.


Kann ich mich so oft bewerben, wie ich möchte?

Ja. Allerdings ist es fair, den anderen Hochschulen abzusagen, sobald man eine Zusage bekommen und sich für einen Platz entschieden hat. Dann können nicht benötigte Plätze schnell an jemand anderes vergeben werden. Für eine Reihe von örtlich zulassungsbeschränkten Studiengängen kann man sich im Internet auf der Plattform hochschulstart.de bewerben. Dort werden die Zu- und Absagen permanent abgeglichen.

Braucht man bei NC-Fächern ein Einser-Abi?

Nein. Denn erstens können neben dem Abi-Schnitt noch weitere Kriterien zählen (siehe nächste Frage), und zweitens liegt der geforderte Schnitt für viele Studiengänge im Zweierbereich. Auch NCs mit einer Drei vor dem Komma sind möglich. Manchmal ist die Nachfrage sogar so gering und der NC am Ende dadurch so niedrig, dass alle Bewerber einen Platz bekommen. Weil viele zum Studieren in Großstädte oder an die Traditions-Unis wollen, gibt es dort häufig einen (hohen) NC. Deshalb ist es aussichtsreich, sich auch in kleineren Städten oder an unbekannteren Hochschulorten zu bewerben.


Lässt sich der Abi-Schnitt verbessern?

Das kommt darauf an, für welchen Studiengang man sich bewirbt. Oft wird ausschließlich nach dem Abi-Schnitt ausgewählt. Manchmal werden aber bestimmte Abiturnoten stärker gewichtet, etwa die in Mathematik und Physik bei einem Ingenieur-Studiengang. Es kommt auch vor, dass Fachbereiche neben dem Abi-Schnitt noch einige weitere Faktoren berücksichtigen, zum Beispiel Motivationsschreiben, Auswahlgespräche oder Tests - Letztere gibt es vor allem im Fach Medizin.


Auswahlgespräch

Reflektieren Auf zwei Fragen sollte man im Auswahlgespräch immer gefasst sein: Warum wollen Sie dieses Fach studieren? Und warum ausgerechnet an unserer Hochschule? In jedem Fall hilft es, gründlich über die eigenen Beweggründe nachzudenken.

Recherchieren Was ist typisch für den Studiengang, für den ich mich bewerbe? Worauf ist man an der betreffenden Hochschule besonders stolz? Das sollten Bewerber wissen. Es steht aber oft nicht auf der Website der Uni. Deshalb am besten Studenten des Studiengangs fragen.


Bescheid wissen

Auch wenn man nicht Medien oder Politik studieren will - die Schlagzeilen mit Bezug zum eigenen Fach sollte man kennen und eine Meinung dazu haben. Bewerber für Medizin sollten zum Beispiel etwas über den Ärztemangel wissen.

Körpersprache optimieren Es gibt eine Menge Fehler, die man bei Gestik und Mimik machen kann, jedenfalls wenn man Ratgebern zum Thema Selbstpräsentation glaubt. Dabei ist der größte Fehler, sich verrückt machen zu lassen. Es reicht, darauf zu achten, die Interviewer anzusehen und ab und an zu lächeln.

Genervt sein


Die Prüfer stellen Fragen, die man bei der schriftlichen Bewerbung im Motivationsschreiben längst beantwortet hat? Locker bleiben. Im Auswahlgespräch geht es auch darum, herauszufinden, ob ein Bewerber es ernst meint.

Schweigen Wenn es heißt: "Haben Sie noch Fragen?", mit "Nein" zu antworten, ist keine gute Idee. Ebenfalls schlecht: Fragen stellen, die man sich mit einem schnellen Blick auf die Website leicht selbst hätte beantworten können.

Text: Nadja Kirsten

Was bringt mir ein gutes Testergebnis?

Das ist unterschiedlich. In der Regel geht es dabei aber nicht um ganze Noten, sondern eher um die Stellen nach dem Komma.


Wie bewerbe ich mich um einen Wartelistenplatz? Meine Erfahrung

"Meine große Sorge beim Sportler-Test war das Turnen, vor allem der Barren; Kippaufschwung, Spreizsitz - das hatte ich noch nie gemacht. Die anderen Bereiche habe ich mir zugetraut. Ich spiele seit meiner Kindheit Fußball und habe das Sport-Abi. Sechs Wochen vor der Prüfung habe ich angefangen, fürs Turnen zu trainieren. In der Woche vor dem Termin war ich fünfmal in der Turnhalle und habe zuletzt die komplette Prüfungsbahn durchgeturnt. Am Morgen des Tests hatte ich einen flauen Magen. Alle 150 Prüflinge wurden gemeinsam begrüßt. Danach wurden wir nach Nachnamen in Gruppen eingeteilt, und jede Gruppe begann woanders. Meine erste Prüfung war Basketball - und ich bin durchgefallen. Die Gegenmannschaft war sehr gut, wir hatten selten den Ball, und ich konnte nicht zeigen, was ich kann. Einmal durchfallen darf man, aber nun musste ich alle anderen sechs Disziplinen bestehen. Schwimmen und die anderen Ballsportarten haben gut geklappt. Als Letztes kam das Turnen dran. Die Prüfung hatte da schon sieben Stunden gedauert, und ich war ziemlich müde. Aber die Vorbereitung hat sich ausgezahlt: Ich habe auch die Übungen am Barren und die schwierige Radwende super geschafft, an der viele gescheitert sind. Am Abend bin ich zu meiner Fußballmannschaft gegangen, habe erzählt, dass ich bestanden habe, und eine Runde Fußball gespielt."

Vincenzo Schmitz, 19, studiert Sport, Bio und Mathe auf Lehramt an der Universität Freiburg


"Meine erste Bewerbung für Kommunikationsdesign ist gescheitert, wahrscheinlich weil ich mir nicht genug Zeit für die Vorbereitung genommen habe. Ich war vorher viel gereist und hatte in verschiedenen Ländern den Himmel fotografiert und für meine Mappe Skizzen davon angefertigt. Vor meiner zweiten Bewerbung habe ich einen Mappen-Vorbereitungskurs an der Volkshochschule belegt. In dem Kurs waren wir zu fünft. Die Dozentin hat unsere Mappen angeschaut und jedem Feedback gegeben. Mir fehle der rote Faden, meinte sie. Sie hat mir vorgeschlagen, ein Storyboard, also eine Art Erzählbuch zu gestalten. Aber das wollte ich nicht, weil das nicht zu mir passt. Ich habe mich mit ihr beraten und entschieden, bei all meinen Arbeiten bei einem bestimmten Stil zu bleiben, auch bei der Hausarbeit, die ich mit der Mappe zusammen abgeben musste - außerdem habe ich schöne Schriftzüge und viel Typografie eingearbeitet. Mein Thema war 'Freiheit'. Es hat knapp zwei Monate gedauert, die Mappe zu verbessern und die Hausarbeit auszuarbeiten. Durch die Feedback-Gespräche und den gesamten Prozess habe ich gelernt, dass es nicht darum geht, ein perfektes Produkt abzugeben. Wichtig ist, dass der Arbeitsprozess erkennbar ist und man Ideen gut umsetzt. Im April hatte ich die Zusage in der Tasche. Die Expertenmeinung einzuholen hat sich also gelohnt."

Sofia Brinkmann, 21, studiert Kommunikationsdesign an der HTW Berlin



"Für den Studiengang 'Internationale Beziehungen' in Dresden muss man ins Auswahlgespräch. Fünfzehn Minuten vor dem Termin stand ich vor der Tür des Instituts und war sehr nervös. Ich wurde alleine in einen Raum gebracht. Dort lag ein Artikel auf dem Tisch, den ich lesen und im Anschluss einer Kommission präsentieren sollte. Dafür hatte ich zehn Minuten Zeit. Es ging um den Brexit und die EU. Im nächsten Raum saßen um einen runden Tisch herum drei Prüfer: der Geschäftsführer des Zentrums für internationale Studien, ein Wirtschaftsprofessor und die Leiterin der Fremdsprachenabteilung. Die drei machten einen gut gelaunten und netten Eindruck. Mithilfe meiner Notizen habe ich den Text vorgestellt. Danach stellten sie Fragen: Fakten- wissen zur politischen Lage, meine Einschätzung zu politischen Themen, Erfahrungen, die ich in meinem Auslandsjahr gesammelt habe und was ich bisher sonst gemacht habe. Ich stand ziemlich unter Adrenalin. Einige Fragen waren echt schwer. Bei einer Detailfrage zum Besuch des früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck in Chile musste ich komplett passen. Das war peinlich - vor allem, da ich grade erst von einem Freiwilligendienst in Chile zurückgekehrt war. Aber insgesamt fand ich die Fragen fair. Als das Gespräch nach dreißig Minuten vorbei war, hatte ich ein gutes Gefühl. Die Zusage bekam ich zwei Tage später."

Jörn-Jakob Luhn, 20, studiert an der TU Dresden Internationale Beziehungen im ersten Semester


Aufgeschrieben von Laura-Solmaz Litschel


Jedes Semester, das seit dem Abi vergangen ist, zählt automatisch als Wartezeit. (Achtung: Für die medizinischen Studiengänge ist eine Änderung in Arbeit, die vorsieht, dass nur der, der sich regelmäßig bewirbt, auch Wartezeit ansammelt.) Ein Studium in einem anderen Fach gilt allerdings nicht als Wartezeit, eine Ausbildung, ein Praktikum, ein Freiwilligendienst und oft auch ein nicht abgeschlossenes Studium im Ausland hingegen schon. Für die Plätze, die nach Abi-Schnitt, und die Plätze, die nach Wartezeit vergeben werden, gibt es verschiedene Kontingente. Deshalb bekommt beim Wartezeitkontingent zuerst derjenige einen Platz, der am längsten gewartet hat. Nur wenn mehrere Personen gleich lang gewartet haben, zählt die Abi-Note. Der Anteil der Studienplätze, die nach Wartezeit vergeben werden, hängt vom Bundesland ab und schwankt zwischen 10 und 25 Prozent. Mit welcher Wartezeit man einen Platz bekommt, ergibt sich - wie der NC - jedes Semester neu.


Vielleicht kann ich den NC ja ganz umgehen?

Wenn, dann nur kurz vor Semesterbeginn. Dann werden Studienplätze verlost, die übrig geblieben sind, weil die Ausgewählten abgesagt haben. Die Termine dafür legen die Hochschulen individuell fest. Meistens finden die Verlosungen fürs Wintersemester im September statt. Zur Sicherheit sollte man die Bedingungen und Fristen auf der Uni-Website prüfen. Oft werden freie Studienplätze außerdem bei der Online-Börse freie-studienplaetze.de gemeldet, die im August öffnet. Zulassungsfreie Studiengänge findet man etwa, wenn man bei www.zeit.de/studiengaenge unter "Erweiterte Suche" diesen Zulassungsmodus auswählt und das Ergebnis danach filtert.

Sind Studiengänge mit NC besonders schwer?

Nein, nur besonders beliebt. Über den Schwierigkeitsgrad der Inhalte eines Studiengangs sagt der NC nichts aus.


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