Momentan tourt die female Raplegende Fiva, ehemals Fiva MC, durch Deutschland. Für Missy gibt sie ein kleines Interview und spricht über die Veränderungen in der Hip Hop- Szene, Antifeminismus im Rap und ihr Label Kopfhörer Recordings.
Von Laura-Solmaz Litschel
Du bist jetzt schon lange in der Rap- Szene aktiv. Was hat sich deiner Meinung nach verändert?
Die Szene ist vielfältiger und offener geworden. Als ich
angefangen habe zu rappen, zeichneten sich die einzelnen Rapszenen durch
Abgrenzung aus. Entweder geographisch: Stuttgart, Hamburg, Berlin, oder
vom Style (Gangsta, Müsli, Backpack, Storytelling). Alles, was in
Richtung Pop ging, war nicht real. Jede Szene hatte einen in sich
geschlossenen Kodex. Mittlerweile hat sich Rap größtenteils in den
Mainstream integriert, was aber nicht negativ ist. Fusionen, Features,
Themen: Alles ist möglich, vieles wird probiert. Auch als Rap-Hörerin
wird man nicht mehr blöd angeschaut, wenn man Rap aus verschiedenen
Genres hört. Das Angebot ist gewachsen und das finde ich sowohl als
Konsumentin als auch als Rapperin und Musikerin toll.
Ich hatte nie das Gefühl, mich für meine Arbeit rechtfertigen zu müssen. Es gibt einen bestimmten Anteil von Männern, die Rap von Frauen prinzipiell ablehnen, nicht kaufen oder im Extremfall sogar verachten. Mit diesem Prozentsatz komme ich allerdings nie in Berührung, denn sie kommen ja mit Sicherheit nicht auf meine Konzerte, sie kaufen keine Platten oder laden mich zu Interviews ein. Ich bin auch nicht angetreten um diesen Antifeminismus zu bekämpfen. Ich bin in erster Linie Künstlerin, weil ich es sein will, weil ich eine unglaubliche Freude am Schreiben habe und weil ich es liebe zu rappen. Und in der Konsequenz ist es toll, ein Alternative zu bieten für alle, die dem Sexismus im Rap nichts abgewinnen können. Ich schenke einer Kritik die ausschließlich auf meinem biologischen Geschlecht beruht keine Beachtung. Ich freue mich an den vielen Menschen, die zu den Konzerten kommen und die meine Platte kaufen und lasse mich nicht beirren.
Seit neun Jahren hast Du jetzt dein
eigenes Label, Kopfhörer Recordings, bei dem auch dein neues Album
‚Alles leuchtet‘ erscheint. Wieso hast Du dich damals unabhängig
gemacht?
Als das Hamburger Label Buback unser zweites Album nicht mehr
machen wollte, hat Radrum, mein Labelpartner und DJ, das Heft in die
Hand genommen und gesagt: So, dann ziehen wir es eben allein durch. Was
damals als Lösung in der Not erschien, ist bis heute eine der besten
Entscheidungen überhaupt gewesen.
Mit wem würdest Du richtig gerne mal zusammen arbeiten?
Ich habe das Glück, dass ich auf meinem neuen Album „Alles
leuchtet“ mit vielen meiner Wunschkandidaten zusammen gearbeitet habe:
Bernadette La Hengst, die Wiener Soulmusiker 5/8erl in Ehrn und Peter
Balboa von Sportfreunde Stiller.
Auf welche Stadt freust Du dich am allermeisten bei deiner Tour?
Natürlich ist es zu Hause in Wien und München immer spitze.
Aber ehrlich, ich freue mich auf jede Stadt. Wir haben solange an dem
Album gearbeitet, es können im Moment nicht genug Städte und Menschen
sein.
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