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Digitalisierung: Rob Bertram schreibt

Veröffentlicht in: DIE ZEIT Nr. 15/2016, 31. März 2016

Ein Algorithmus berichtet über Fußballspiele. Fällt das auf?


Den "Abstiegskrimi" vom Samstag beschreibt Rob Bertram, Autor der Amateursport-Website Sportbuzzer desWeser-Kuriers. Wer es nicht weiß, wird es nicht erfahren: Bertram ist kein Mensch, er ist ein Programm, eine Art Journalismus-Automat, in Betrieb genommen, um die Reichweite der Beiträge zu erhöhen. Vorher hatte der Sportbuzzer lediglich Ergebnistabellen der Amateurligen zusammengestellt. Jetzt gibt es ganze Artikel zu lesen.


Und wenn Rob sie schreibt, so hofft Niko Mehl, Geschäftsführer der Weser-Kurier Digital GmbH, könnte eine höhere Platzierung bei den Suchmaschinen erzielt werden. Mehl geht davon aus, dass durchgeschriebene Texte in der Google-Suche weiter vorne erscheinen und häufiger angeklickt werden als bloße Tabellen.


Bevor Rob Bertram losschreibt, wird der Computer mit Informationen gefüttert: Wie viele Tore sind gefallen? Wie heißen die entscheidenden Spieler? Wer ist der Trainer? "Ein normaler Nutzer kann kaum unterscheiden, ob der Text von einem Menschen oder von einer Maschine stammt", sagt Mehl. Der Text-Generator wählt aus einem Korpus von Hunderten Formulierungen und Fußballfloskeln.


Robs Report bleibt dennoch holprig: "Der SV Werder Bremen IV kam am Sonntag zu einem 3:2-Erfolg gegen den ATS Buntentor. (...) Fabian Koch war es, der in der 16. Minute den Ball im Tor von Buntentor unterbrachte." Um anspruchsvollen Journalismus ging es auf der Amateursport-Seite aber ohnehin nie. Und einen Arbeitsplatzgefährder sieht Mehl in der Software auch nicht. Rob Bertram sei ein Hilfsarbeiter, "ein Tool, das perspektivisch Redakteuren zuarbeiten kann, damit sie sich auf anspruchsvolle Texte konzentrieren können". Kollege Rob jedenfalls tut, was er kann.

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