Gegenüber der Presse äußerte sich David Pakman, der als Mitbetreiber bei Venrock tätig ist. In den 30er-Jahren habe man Geld mit der Investition in Ölfirmen verdient. Heute sei man mit Kryptofirmen zu neuen Ufern aufgebrochen. Kennengelernt hatten sich die Mitarbeiter von CoinFund und Venrock durch eine gemeinsame Investition in den Hersteller der plattformübergreifenden Chat- und Video-Software YouNow, die vor drei Jahren erstmals vom jüngeren deutschen Publikum intensiv zur Selbstdarstellung genutzt wurde. Im September 2017 gab die Geschäftsleitung von YouNow ein eigenes ICO bekannt. Ebenfalls im Herbst letzten Jahres wurde YouNows neues Projekt namens Props bekanntgegeben, welches eine direkte Entlohnung von anderen Teilnehmern ermöglichen soll. Somit können Ersteller von Livestreams und Videos mittels einer eigenen Kryptowährung bezahlt werden, statt auf geringfügige Werbeeinnahmen einer zentral organisierten Videoplattform wie YouTube zu hoffen.
Laut David Pakman ist das Engagement von Venrock langfristig ausgelegt. Es ginge Rockefeller nicht darum, kurzfristig Mittel in Kryptowährungen, Hedgefonds oder Start-ups zu stecken, um das schnelle Geld zu machen. Das prominenteste Projekt von CoinFund ist übrigens KiK, auch ein New Yorker Hersteller einer Chat-App. Venrock werde die Start-ups gemeinsam mit CoinFund begleiten, beraten und aktiv unterstützen. Derzeit zeige sich ein Trend, dass plötzlich sehr viele alteingesessene Technikfirmen und langjährige Gründer Finanzmittel in eigene Blockchain-Projekte investieren. Offenbar will die Risikokapitalgesellschaft von Rockefeller diesen Trend nicht verpassen.
Rockefeller: Risikokapitalgesellschaften sollten sich selbst überflüssig machen
Interessant sei die Technik auch deswegen, weil sie die Community von den Schrankenwärtern befreien und somit das System dezentralisieren könnte. Zentral angelegte Anbieter wie beispielsweise YouTube neigen stets dazu, ihre Nutzer in irgendeiner Weise zur Kasse zu bitten oder sogar auszubeuten. Die Blockchain-Technologie könne dabei helfen, in Zukunft die Anzahl der Schrankenwärter zu reduzieren. Doch langfristig betrachtet soll die neue Technik auch dazu dienen, die Firmengründer von einigen wenigen Geldgebern zu befreien. Diese verfügen laut Pakman mit ihrem Kapital über eine unheimliche Machtfülle. Er findet, selbst wenn sich sein Unternehmen damit überflüssig machen würde, sollte es keine kleine Gruppe von Menschen geben, die aufgrund ihres Einflusses über die Zukunft von Start-ups entscheiden kann. Man wird sehen, ob ihnen dies gelingen wird.
Alternativ könnte man durch eine vernünftige Regulierung erreichen, dass die Community durch Initial Coin Offerings (ICOs) in sinnvoller Weise ihr Geld in neue Projekte stecken kann, ohne dass sie dabei abgezockt werden. Nicht nur, dass eine Vielzahl von ICOs nichts weiter als Betrug sind, so sind die Zukunftsaussichten vieler neuer Firmen nicht immer so rosig, wie es in den Ankündigungen versprochen wird. Es wird also spannend zu sehen, wie man bei Venrock die prüfendende und helfende Hand einer Venture-Kapitalfirma ersetzen will.
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