Lars Sobiraj

Online-Journalist, Bergisch Gladbach

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Artikel

Thailand: Angebliche Interpol-Agenten stehlen Bitcoin

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Ein junges russisches Pärchen wurde kürzlich in ihrer Eigentumswohnung in der Provinz Phuket in Thailand von mehreren Personen heimgesucht, die behaupteten, sie wären für Interpol tätig und müssten angeblich „Unregelmäßigkeiten" bei diversen Bitcoin-Transaktionen untersuchen. Die angeblichen Ermittler „beschlagnahmten" die Bitcoin-Wallet des Pärchens im Wert von über 80.000 Euro. Außerdem wurden bei diesem Beutezug diverse hochwertige technische Geräte entwendet.

Als Außenstehender mag die Story erheiternd klingen, für die Betroffenen war das Szenario sehr bedrohlich. Die beiden russischen Touristen Maxsim Latsoka und Anna Nikurina kehrten vergangenen Montag Abend in ihre Eigentumswohnung im Distrikt Müang zurück, als sie plötzlich höchst unangenehmen Besuch erhielten. Die beiden Russisch sprechenden Herren gaben sich als Agenten von Interpol aus. Sie hätten die Aufgabe, „Unregelmäßigkeiten bei Bitcoin-Transfers" zu untersuchen, wie sie sagten. Bevor eine dritte Person die Wohnung betrat, wurden die Urlauber gefesselt und ihnen ein Kopftuch und eine Kapuze übergezogen. Wahrscheinlich geschah dies, damit sie die dritte Person nicht identifizieren konnten. Den beiden Urlaubern wurde angewiesen, den drei Männern die Codes für die Notebooks und die Bitcoin-Wallet zu geben. Anderenfalls würde man sie mit Drogen behandeln und sie in diesem Zustand anschließend der thailändischen Polizei übergeben. Der Besuch soll nach Angaben der thailändischen News-Plattform Thai Rath insgesamt sechs Stunden gedauert haben. Über den Vorfall haben aber auch diverse englischsprachige Zeitungen berichtet.


Die Kriminellen haben insgesamt drei Notebooks, ein iPhone X und die Pässe des Pärchens gestohlen. Nachdem die Täter geflohen waren, war auch die Wallet des Mannes im Wert von 3,2 Millionen Thailändische Baht leer - das sind umgerechnet etwa 82.000 Euro. Die angeblichen Interpol-Mitarbeiter verwarnten die russischen Urlauber, sie sollten nicht zur einheimischen Polizei gehen. Ansonsten würde man sie erneut besuchen. Ein von ihnen informierter Freund konnte sie schließlich doch noch dazu überreden, vergangenen Dienstag bei der örtlichen Polizei eine Anzeige gegen Unbekannt aufzugeben. Eigentlich wollten sie der Anweisung der Kriminellen nachkommen und lieber nichts unternehmen.

Laut dem GPS-Signal des gestohlenen iPhone X sind die Täter über die thailändische Großstadt Nakhon Si Thammarat nach Malaysia geflohen. Die Polizei nimmt an, die Interpol-Gang hat sich auf wohlhabende Russen und ihre digitalen Ersparnisse spezialisiert. Zunächst hat man die russischen Touristen einige Zeit beobachtet, bevor man stets mit dem gleichen Trick zugeschlagen hat. Dazu passt auch die Aussage des beraubten Mannes, er habe mindestens einen der Täter während seines Urlaubs schon einmal gesehen.

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