Lars Sobiraj

Online-Journalist, Bergisch Gladbach

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PC Fritz: Maik M. im Zeugenschutzprogramm

pcfritz

Maik M. war das PR-trächtige Aushängeschild von PC Fritz und wurde bei seinen Promo-Tours häufiger in Begleitung von Prominenten abgelichtet. Er hat nach seiner Verhaftung kürzlich der Aufnahme in ein Zeugenschutzprogramm zugestimmt. Die Ermittler konnten seinen Aufenthaltsort Ende April bestimmen, weil M. den Inhalt des Online-Shops pcfritz.de ohne die Verschleierung seiner IP-Adresse verändert hatte.


Der angebliche Gründer von pcfritz ist nach unseren Informationen nur einer von vielen. Die Planung und Durchführung des Online-Shops, insbesondere der Import der Windows 7-Imitate, dürften andere Personen vollzogen haben. Es ist anzunehmen, dass der offiziell noch immer in Köln wohnhafte Maik M. primär als Aushängeschild benutzt wurde. Er wurde häufiger zusammen mit Joey Heindle, Oliver Pocher oder Micaela Schäfer fotografiert und behauptete, er habe aufgrund einer bösartigen Krebserkrankung nur noch wenige Monate zu leben. Seine blauen T-Shirts trugen den Slogan " Ich werde sterben! Na und? "


M. leidet an Typ-1-Diabetes, was seine Insulin-Pumpe erklärt. Die faustgroße Beule im Nacken, die angeblich von einem Tumor stammen soll, ist nach Medienangaben aufgespritzt. Auch die fehlende Haarpracht des „ Internet-Millionärs ", wie ihn die Boulevard-Presse gerne nannte, stammt nicht von einer Chemotherapie. M. behauptete, er habe die Behandlung mit Infusionen abgebrochen, um die letzten ihm verbliebenen Monate zu genießen.


PC Fritz: Vernehmung sehr „hilfreich"


Nach unseren Informationen hat M. zugestimmt, in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen zu werden. Die bisherigen Aussagen des ehemaligen Geschäftsführers der pcfritz.de onlinestore GmbH waren sehr umfangreich. Offensichtlich wird die Luft für die seit dem 9. April in Untersuchungshaft befindlichen Verdächtigen immer dünner. Einem der wahren Hintermänner von PC Fritz gelang eher zufällig die Flucht in die Ukraine. Der Berliner Verleger Reiko O. verließ etwa 90 Minuten vor dem Zugriff der Polizei eine der durchsuchten Wohnungen. O. dürfte so bald nicht wieder in die Bundesrepublik Deutschland einreisen, zumindest nicht ohne Diplomatenpapiere oder unter Angabe seines echten Namens.


Während die Beschwerden der Kunden über nicht gelieferte Windows 7-Kopien bei Facebook nicht abreißen, besteht der Online-Shop noch immer. Auch der Nachfolger software-lieferung.de geht noch immer seinen Geschäften nach. Verkaufshits bei Software Lieferung sind derzeit Windows 7 Professional 64-bit für € 32,94, für 32bit-PCs für € 47,60, Windows 7 Home Premium für € 48,79 und die Ultimate-Version für knapp 40 Euro.


Doch Vorsicht: Wer sich auf offensichtlich zu attraktive Angebote einlässt, geht bekanntlich gewisse Risiken ein.

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