Mittlerweile ist der „blaue Riese" Facebook auch in der Bäderbranche allgegenwärtig. Man bedient sich immer mehr der Kommunikationsmöglichkeiten, die Facebook den Marketingverantwortlichen bereitstellt. In der „Therme Erding" sind es die „Facebook-Wochen", die den Fans spezielle Vorteile wie eine eigene „Fan-Lounge" mit kostenlosen Snacks und Getränken bieten. Zudem haben die Fans die Möglichkeit, kostenlos für 50 Minuten zu saunieren und wohltuende Gesichtsmasken sind ebenfalls inklusive. Als Zutritt dient ein Fan-Bändchen, welches jeder Gast am Einlass bekommt, der auch Facebookfan der Therme ist.
Ebenfalls beliebt unter den Marketeers ist die Nutzung von Gewinnspielen auf Facebook oder des „Veranstaltungskalenders", bei dem sich im „Sportparadies Gelsenkirchen" schon bis zu 752 Gäste zur „Eröffnungseisdisco" anmeldeten. Soziale Medien wie Facebook bieten unzählige Möglichkeiten, um in den gezielten Dialog mit den Gästen zu treten.
Kein Wunder, denn die Zahlen sprechen für sich. 19 Millionen Menschen nutzen das soziale Netzwerk täglich. Mobil sind rund 18 Millionen Deutsche auf Facebook im Monat aktiv und 13 Millionen davon jeden Tag. Damit ist laut Bitkom eine prinzipielle Nutzersättigung erreicht: Nur vier Prozent der Onlinenutzer in Deutschland werden sich im nächsten Jahr neu bei Facebook anmelden. Social Media ist aus den Kinderschuhen gewachsen. Laut Facebooks Stratege Nico Westermann ist „dieses Jahr (2013) bei vielen der Groschen gefallen. Facebook ist für Markenartikelhersteller kein Experimentierfeld mehr."
Erste Erfahrungen mit Social Media In der Tat, die meisten Betreiber sind aktiv auf Facebook, manche darüber hinaus auch bei Twitter oder mit einem Kanal auf youtube. Einige Marketeer und Agenturen der Bäderbranche haben bereits Erfahrungen machen können, anhand derer sie ihr Engagement auf Facebook, ihre Ideen zu Budgets, Ansätzen und kommunikativen Zielen besser einschätzen können. Dabei spielt sicherlich für viele Entscheider nach wie vor das Hinzugewinnen von möglichst vielen Fans eine bedeutende Rolle, um der Geschäftsführung einen messbaren Erfolg präsentieren zu können.
Aber genau hier liegt ein Fehler. Die Anzahl der Fans sagt in vielen Fällen nichts über den Bezug oder die Identifikation der Fans mit dem Bad oder die effektive Reichweite, bzw. die Anzahl der auf der Facebookseiten stattfindenden Aktivitäten und Interaktionen aus.
Betrachtet man nun genauer die Art und Weise, wie versucht wird, Facebook-Fans nachhaltig mit Gewinnspielen und Facebook-Werbeanzeigen hinzuzugewinnen, dann stehen bei manchen dieser Initiativen am Ende des Tages leider Einsatz und relevantes Ergebnis in einem unausgewogenen Verhältnis.
Umso wichtiger ist es für die Betreiber, Social Media nicht nur als separaten Kommunikationskanal zu betrachten, sondern vielmehr als gelebten Bestandteil des Kommunikationsmixes. Die Chance besteht darin, Facebook überall dort kommunikativ zu integrieren und ins Spiel zu bringen, wo Berührungspunkte mit den Gästen entstehen. Das können Printanzeigen, Radiospots, die Integration in die Webseite oder die Kommunikation vor Ort sein.
Gerade zu Letzterem bieten sich allen Einrichtungen viele Möglichkeiten einer sozialen Aktivierung von Gästen, welche noch nicht ansatzweise ausgeschöpft werden. Die Medien sprechen aktuell viel vom „Internet of Things", was so viel heißt, dass wir heute allerorts intelligente, vernetzte Gerätschaften verwenden, die uns in ihrer Bedienung den Alltag erleichtern. Und genau in diesen Geräten liegt ein unglaubliches Potenzial.
Intelligente, kommunizierende Bluetooth-Chips Wer jetzt denkt, dass damit nur die Smartphones gemeint sind, liegt falsch. Die Bandbreite ist groß, angefangen bei intelligenten und kommunizierenden Haushaltssensoren, kleinen Bluetooth-Chips (iBeacons genannt), die in Shoppingcentern die besten Angebote auf das Smartphone pushen, bis hin zum twitternden Kühlschrank. Sehr bald wird der Haustechniker mit dem Pad die Wassertemperatur und Heizung mobil regeln, Kassensysteme können mit den sozialen Profilen der Gäste gekoppelt werden, neue Kundenbindungssysteme werden entstehen.
Richtig spannend wird es, wenn man sich genauer anschaut, welche dieser Technologien, die in diesen kleinen, intelligenten Gerätschaften verwendet werden, bereits als Einzeltechnologie in Schwimmbädern Verwendung finden. Da ist zum Beispiel RFID (Radio Frequency Identification). Aber was hat die Nutzung von RFID-Chips-Armbändern und Facebook-Marketing gemeinsam? Neben dem klassischen Einsatz am Einlass, dem Spind und dem Speichern von gastronomischen Daten ist es möglich, damit auch andere Daten zu verknüpfen.
Junge Gäste speichern über ihre Bänder ihre Bestzeiten von Rutscherlebnissen, Fotos aus dem Bad oder ähnliche Daten ab und teilen diese im Anschluss mit ihren Freunden auf Facebook. Dabei behalten sie die völlige Kontrolle, welche Inhalte später online veröffentlicht werden sollen. Sie wählen an einem Terminal die gewünschten Fotos und Ereignisse selbst aus und pushen sie auf ihr Facebook-Profil. Die notwendige Technik dafür ist simpel, ein Terminal mit Rechner, Touchpad und RFID-Scanner bilden die Basis. All das ist durch den technologischen Fortschritt möglich und außerhalb von Deutschland bereits im Einsatz.
Verknüpfung von RFID und Facebook So ermöglicht es das bekannte Hotel Ushuaia auf Ibiza unter dem Slogan „Vergiss nicht, deine Freunde zuhause neidisch zu machen" den Gästen, mit Facebook an verschiedenen Terminals einzuchecken, Punkte zu sammeln und damit auch automatisch Fotos oder soziale Interaktionen an ihre Daheimgeblieben zu kommunizieren.
Möglich macht dies die Verknüpfung des RFID-Bandes mit dem Facebook-Profil, was technisch auch in Bädern keine große Hürde darstellt. Denkbar ist zudem das incentivieren der Gäste dafür, dass sie Fan des Bades werden oder auf Facebook einchecken. Belohnungen können dabei Freigetränke, Ticketrabatte oder auch Give-Aways wie Handtücher sein. Durch das Aufzeichnen der Check-ins via Facebook kann der Betreiber in einem System genau nachvollziehen, wer Stammgast ist und wer selten kommt.
Effektives und nachhaltiges Social Media Marketing kann somit auch durch das gezielte Ankurbeln und proaktive Steigern von sozialen Interaktionen in einem Bad betrieben werden. Oder einfach ausgedrückt: die echten Gäste, die in das Bad kommen, werden belohnt und die Chance genutzt, mithilfe dieser Technologien mit den Besuchern in einen nachhaltigen Kontakt zu treten.
Soziale Interaktion nach dem Rutschen Aktuell arbeitet der Rutschenhersteller Wiegand Maelzer an einem neuen Konzept für Rutschsysteme, welches diese sozialen Interaktionsmöglichkeiten aufgreift und den Gästen hinterher die Möglichkeit gibt, für das Teilen ihrer Bestzeiten auf Facebook, etc. belohnt zu werden. Selbst Popcornmaschinen werden aktuell mit Facebook gekoppelt. Der Deal ist einfach: Wer Fan wird, eincheckt und somit seinen Freunden mitteilt, wo er sich befindet, wird mit einer Tüte Popcorn belohnt. Diese kostet auf Betreiberseite nicht mehr als 6 Cent.
Es wird ein spannendes Jahr 2014, in dem die Grenzen zwischen Technolgie, Social Media und menschlicher Interaktion in der Freizeitbranche immer weiter verschwimmen werden und sich somit den Gästen und den Betreibern neue Arten von Kommunikation eröffnen.