Mit einem lauten Knall fällt die Tür zu und wir stehen im Dunkeln. Bis auf ein paar blinkende Lichter ist es wirklich finster. Auf einmal schallt es durch den Raum: „ Alarm, Alarm!" Panisch rennen wir im Kreis, rufen durcheinander und tasten die Tische ab. „Hier ist ein Computer!", ruft schließlich Lukas und wir laufen in die Richtung seiner Stimme.
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Auf dem Bildschirm steht „Passwort". Na super, woher sollen wir das denn wissen? Instinktiv tippe ich den ersten Zahlencode, der mir einfällt. Der Lärm hört auf, das Licht geht an - wir haben die erste Hürde überwunden. Wir sind hellwach und voller Adrenalin. Willkommen im Escape Room!
Escape Rooms, das sind diese Räume, in die man sich freiwillig mit anderen Idioten einsperren lässt. Nur um sich in 60 Minuten zeigen zu lassen, wie dumm man eigentlich ist. Tolle Sache, wirklich, das wollte ich schon immer mal machen - nicht!
Der einzige Grund, der mich dazu verleitet, ist, dass man ja immer denkt, man selbst sei klüger als der Rest der Welt.
Für meinen Besuch habe ich mir ein tolles Kampfteam zusammengebastelt: Mein Kollege, der Sportler mit großem Allgemeinwissen, meine kulturell äußerst bewanderte Arbeitsfreundin und mein Freund, der wissenschaftlich-mathematische Kopf. Und ich, Funktion: unklar.
Meine erste Aufgabe: Eines der drei Spiele von Escape Berlin auswählen. Der Raum „Sherlock Holmes" entführt die Spielenden zurück in das 19. Jahrhundert - ganz nett, aber ich befürchte, dass man für so einen Raum den genialen Geist von Sherlock braucht und entscheide mich dagegen.
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Die zweite Option scheint zunächst der Jackpot zu sein: Im „Schnapsladen" können die Rätsel nur gelöst werden, wenn man selber Alkohol trinkt. Aber wir wollen ja bei vollem Bewusstsein bleiben und so wähle ich das nerdigste Spiel: „Big Päng".
Man könnte es am Namen schon merken: Es hat etwas mit der S itcom „The Big Bang Theory" zu tun. Denn der dunkle Raum in dem der Alarm losging, ist das Wohnzimmer der WG von Sheldon und Leonard. So weit, so witzig.
Erste Bedenken bekomme ich jedoch, als Sportler-Kollege Lukas anmerkt, dass man für so ein Spiel eventuell naturwissenschaftliche Kenntnisse haben sollte. Panik breitet sich aus, als der Spielleiter uns beim Erklären mit Comic-Insidern konfrontiert. Na, wird schon.
Schließlich sind die Rätsel in den meisten Escape Rooms wirklich machbar. Das ergibt Sinn, denn sonst wäre man nach einem Besuch ja nur gefrustet, und die Spiele würden schnell wieder aussterben.
Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Escape Rooms boomen. 2007 wurde der allererste seiner Art in Japan eröffnet. Die Idee kam an und die Rätselspiele nur einige Jahre später nach Deutschland.
Heute gibt es über 200 Anbieter in 90 Städten und fast 450 einzelne Räume. Der größte Nachteil: Der Thrill kostet. Laut einer Studie des Online-Buchungs- und -Verwaltungslösung für Erlebnisanbieter bookingkit gaben die Spieler 2016 für ein Escape-Room-Erlebenis im Durchschnitt 97,59 Euro aus. Auch bei Escape Berlin kann man pro Spiel mit etwa 20 Euro pro Person rechnen.
So viel zu den Nachteilen. Es gibt allerdings auch einen sehr großen Vorteil: Man erlebt immer ein neues Abenteuer. Denn jeder Escape Room ist anders. In unserem „Big Päng" müssen wir eine Reihe von Rätseln entschlüsseln, um die Sheldon-Alarmanlage davon zu überzeugen, dass wir keine gierigen Einbrecher sind - obwohl unser Plan natürlich ein diebischer Raub ist.
Fun Fact: Die Computerstimme der Alarmanlage ist tatsächlich die von Jim Parsons Synchronsprecher Gerrit Schmidt-Foß. Auch einige andere Details aus der Serie werden in dem Spiel charmant aufgegriffen. Vorwissen braucht man aber nicht, denn die Rätsel sind oft nur durch genaues Hinschauen und Teamwork zu lösen.
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Stichwort Teamwork: Das lief bei meiner „Elitetruppe" ganz gut. Zumindest haben wir uns entgegen der Erwartungen nicht gezofft. Bloß bei der Kommunikation scheiterte es. Während mein Freund kopflos in der Küche nach einem fehlenden Zettel sucht, meine Kollegen vor einer obskuren Karte rätseln und ich vergeblich versuche, eine CD an einer Anlage ohne Lautsprecher zu hören, bemerkt keiner von uns die Kopfhörer auf dem Tisch.
Zum Glück gibt es für solche Fälle die netten Mitarbeiter von Escape Berlin. Auf einem kleinen Bildschirm geben sie bei genau solchen Sackgassen Tipps. Das liest sich dann so: „Habt ihr mal versucht, die Kopfhörer einzustecken?"
Mit allen Tipps und Tricks, dem Nerd-Wissen meines Freundes, der als einziger „Per Anhalter durch die Galaxis" gesehen hatte, und mit viel „Try and Error" schaffen wir es ganze 20 Sekunden vor Ende, das Rätsel zu lösen.
Jubel, Trubel, Heiterkeit, Siegerfoto auf dem Nerdsofa. Unser Spielleiter grinst: „Nur so zur Info: Unsere Kindergeburtstage schaffen das meistens schneller!" Meine Top-Rätsellöser grummeln. Nächstes Mal nehmen wir doch das Alkoholspiel - beim Trinken können wir ja nur gewinnen.