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Hat Kakao eine drogenähnliche Wirkung?

(Foto: imago/alimdi)

Seit ein paar Jahren mischt der Kakao die Partyszene auf und wird als legale Droge gefeiert. Dabei verbindet man das Schokoladengetränk eher mit einem gemütlichen Tag auf dem Sofa. Wie passt das zusammen?

Kakaopartys erobern die Szene. Die sogenannten Lucid Partys werden seit 2015 gefeiert. Los Angeles, New York und Berlin: In kaum einer angesagten Stadt wurde der Trend noch nicht ausprobiert. Doch was ist das Besondere an diesen Partys? Neben guter Musik geht es darum, ausgelassen mit anderen Menschen zu tanzen und gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Im Gegensatz zu herkömmlichen Partys konsumieren die Gäste aber weder Alkohol noch andere Rauschmittel. Stattdessen: hochdosierten Kakao.

Bevor die Tanzfläche gestürmt wird, findet eine Zeremonie statt. Gemeinsam wird bei dieser der hochdosierte Kakao getrunken. Das Kakaoritual findet meistens im Sitzen und bei einer ruhigen, nahezu meditativen Atmosphäre statt. Zu diesem Zeitpunkt weist nichts darauf hin, dass hier gleich ausgiebig getanzt und gefeiert wird. Der Kakao wird aus frisch gemahlenen Bohnen, ein paar Gewürzen und Wasser hergestellt. Anders als bei gebräuchlicher Trinkschokolade entsteht ein bitteres, dickflüssiges Getränk.

Bei den Partys geht es nicht um Fertigmischungen für Schokogetränke, welche in den verschiedenen Varianten in den Supermarktregalen zu finden sind. Für die große Euphorie ist die rohbelassene, noch unverarbeitete Bohne verantwortlich. Ihr wird eine drogenähnliche Wirkung zugeschrieben.

Die neue Ersatz-Droge?

Im Internet wird dieser unbehandelte Kakao häufig als neue Ersatz-Droge angepriesen. "Der Begriff 'Ersatz-Droge' ist sicherlich unpassend", erklärt Tomislav Majić, Oberarzt der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité. Besonders der zeremonielle Teil der Lucid Partys spielt laut dem Experten eine entscheidende Rolle. "Die meisten psychoaktiven Substanzen entfalten ihre Wirkungen im Zusammenhang mit Set und Setting."

Dennoch spielt der Hauptwirkstoff der Kakaobohne eine entscheidende Rolle. Das enthaltende Theobromin hat eine stimulierende Wirkung. Auch wenn es Ähnlichkeiten zum Koffein aufweist, wirkt es länger und stärker auf das Herz. "Konsumenten berichten von einer "herzöffnenden Wirkung", erklärt Majić. Zudem wirkt der Kakao auch auf das Nervensystem. "Obwohl es indirekt auch im Dopamin-System wirkt, hat es keine abhängigkeits-erzeugenden Effekte."

Für alle Kakao-Begeisterten ist also festzuhalten: Das Theobromin im Kakao hat ab einer bestimmten Dosierung eine stimulierende Wirkung auf den Menschen. Der zeremonielle Vorgang scheint aber einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung und den erzielten Effekt zu haben. " Theobromin ist wahrscheinlich nicht stärker psychoaktiv als Kaffee oder Nikotin", erklärt Majić.

Übrigens: Die Geschichte der Kakaobohne reicht bis in die Zeit der Mayas zurück. Damals wurde die dunkle Bohne in einem stimulierenden Getränk verwendet. Bei den Azteken galt sie dann als Genussmittel für Königshäuser und Adel.

Quelle: ntv.de

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