Überall sind pinke Strickmützen. Am Samstag, einen Tag nach Trumps Amtseinführung, protestieren mehrere Hunderttausend Menschen in Washington für die Rechte von Frauen. Fotos legen nahe, dass mehr Menschen zum Women's March gekommen sein könnten als zu Trump. So viele, dass der Marsch in Richtung Weißes Haus ausfallen muss. Es ist einfach kein Platz mehr.
"This is what democracy looks like", rufen sie, und "No Trump, no KKK, no fascist USA". Viele haben Schilder gebastelt und Glitzer im Gesicht, sie jubeln, als überraschend Madonna auftritt. Die hält eine wütende Rede und singt: "Donald Trump, suck a dick!" In vielen anderen Städten - Los Angeles, Boston, Chicago, Denver - sind ebenfalls Hunderttausende zum Women's March auf den Straßen.
In Washington ist die Innenstadt völlig verstopft: In der U-Bahn steht man mehr als eine Stunde in der Schlange, die Wartezeiten an den Dixi-Klos und Verpflegungsständen sind noch länger. Aber trotz der unfassbar vielen Menschen - oder vielleicht gerade auch wegen - ist die Stimmung ausgelassen. Überall kann man spüren: Diese Menschen wollen gehört werden.
Es geht hier um Rechte für Homosexuelle, Dunkelhäutige, Muslime, für Frauen, die Abtreiben möchten, und vieles mehr. Es ist toll, was für eine Vielzahl von Interessengruppen sich hier gegen Trump vereint hat. Ich will allen zeigen, dass ich sie unterstütze.
Dass Donald Trump jetzt Präsident ist, macht mich traurig. Das Schlimmste für mich war sein Satz "You can grab them by the pussy". Er suggeriert Männern, dass Frauen nichts wert seien. Ich will Trump zeigen, dass er nicht einfach mit den ganzen grauenhaften Dingen, die er sagt, davonkommt. Er muss einsehen, dass es eine Grenze gibt. Die kann er nicht überschreiten, und wenn er es versucht, dann werden sich alle diese Leute hier gegen ihn stellen.
Diese Demo bestärkt mich darin, etwas gegen Trump und seine frauenfeindlichen Äußerungen zu unternehmen. Bislang wusste ich zwar, dass viele gegen ihn sind, aber ich wusste nicht genau, was man tun kann. Jetzt hat meine Mutter mit einer anderen Frau, die wir hier getroffen haben, schon eine weitere Aktion geplant.
Danielle Green, 22, aus Washington, studiert Jura
Die Frauen-Demo ist eine tolle Chance, richtig viele Leute gegen Trump zusammen zu bringen. Ich bin mit meinen Freundinnen hier, um uns, unsere Gleichstellung und unsere Freiheit zu feiern. Und um für unsere Rechte zu kämpfen, denn die sind jetzt in großer Gefahr. Was mir an Trump am meisten Angst macht, sind seine Worte. Sie verleihen einem sehr hässlichen Teil von Amerika eine Stimme, der rückwärtsgewandt ist und meiner Meinung nach endlich aussterben sollte.
Ich war geschockt, als ich von Trumps Wahlsieg gehört habe. Ich habe ihn mächtig unterschätzt. Ich bin in einer liberalen Familie aufgewachsen und hier in Washington sind sowieso alle ziemlich weltoffen. Daher habe ich Trump vor der Wahl nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie ich es hätte tun sollen. Das macht mich alles ziemlich fertig, und deswegen muss nun endlich etwas passieren. Hier mitzulaufen, gibt mir Hoffnung für die Zukunft.
Seine außenpolitischen Äußerungen machen mir am meisten Sorgen. Das wird die USA langfristig in eine große Krise stürzen. Ich habe mich während meines Studiums mit der amerikanischen Außenpolitik und ihrer Geschichte beschäftigt. Im ernst: Es gab auf der Welt sehr, sehr lange keinen Präsidenten, der dermaßen einen an der Waffel hatte. Trump ist einfach nur gruselig.
Seitdem er bekannter wurde, gehe ich gegen ihn auf die Straße. Das hier ist meine zehnte Anti-Trump-Demo oder so. Mich freut, dass so viele Leute am Start sind. Aber ehrlich gesagt bezweifele ich trotzdem, dass wir irgendetwas erreichen können. Alle diese Menschen hätten schon vor der Wahl mit mir protestieren gehen sollen.
Ich lebe in einer diversen Community in Philadelphia und ich mache mir Sorgen um die Leute, die ich liebe. Viele meiner Nachbarn leben nur noch in Angst, seitdem Trump gewählt wurde. Unter ihnen sind viele Immigranten und Frauen. Der Rassismus und Sexismus, den Trump verbreitet, macht mich einfach nur wütend. Und was mir Angst macht, sind seine autoritären und undemokratischen Tendenzen.
Ich habe das Gefühl, durch die Wahl wachgerüttelt worden zu sein. Ich hielt es für so unwahrscheinlich, dass er tatsächlich gewinnen würde, dass ich vor der Wahl nicht viel gemacht habe. Ich habe meine Stimme für Hillary abgegeben und fertig. Aber jetzt weiß ich: Wir müssen etwas tun. Deswegen bin ich hier.
Wir ändern mit dieser Demo vielleicht nicht seine Meinungen. Aber was zählt, sind ohnehin die Gespräche und Kontakte, die hier stattfinden. Diese Bewegung hier ist riesig. Das macht mir Hoffnung.
Eliza Feero, 21, aus Buffalo, studiert auf Lehramt
Ich lehne so vieles ab, was Trump und seine Regierung befürwortet. Ich bin lesbisch und habe mit Trump als Präsidenten Angst um mich, meine Freundin und unsere Sicherheit. Ich will für unsere Zukunft kämpfen.
Diese Demo gefällt mir richtig gut. Es ist eine nette, glückliche Truppe an Demonstranten, die für das eintritt, was mir wichtig ist. Ich bin ziemlich überrascht, wie viele tatsächlich hier sind. Das ist beeindruckend.
Ich bin für das Wochenende mit meiner Mutter hier nach Washington gefahren und wir übernachten bei einer Tante. Auch das gefällt mir: Es ist schön, Zeit mit meiner Mutter zu verbringen und gemeinsam unsere Ideale zum Ausdruck zu bringen.
Ben Haddix, 27, aus Olympia, Sozialarbeiter
Ich bin mit meinen Freunden nach Washington gefahren. Es macht mir Spaß, meine Meinung zu sagen. Die Stimmung hier ist toll und ich bin stolz, Teil von etwas zu sein, das größer ist als ich selbst. Zuhause arbeite ich als Helfer und Pfleger für Behinderte. Ich will sie repräsentieren, da es hier um Themen geht, die sie betreffen und die ihnen wichtig sind. Viele von ihnen können nicht dabei sein, aber auch sie brauchen eine Stimme.
Ich gehe oft auf Demos, aber das hier ist schon eine andere Größenordnung als in Olympia. Ich glaube, dass auf Demos zu gehen mehr etwas damit zu tun hat, wie man sich selbst fühlt, als damit, was man wirklich erreichen kann. Das ist auch okay so. Ich bin hier, um meine Ängste auszudrücken und das Gefühl zu bekommen, dass ich nicht alleine damit bin. Dann fühle ich mich besser. Es ist gerade wichtig, sich nicht alleine zu fühlen. Man fühlt sich schnell überfordert mit allem, was hier im Land abgeht und es ist gut, Leute zu treffen, die ähnlich denken wie man selbst.
Ich bin mit meinen Freundinnen hier, da vorne marschiert meine Mutter. Wir sind alle gekommen um zu zeigen, dass wir ein vereintes Land sind und dass wir trotz der neuen Regierung einen positiven und großartigen Tag haben können.
Ich finde Trump schrecklich. Ich habe für Hillary Wahlkampf gemacht und sie natürlich auch gewählt. Ich bete für Trump, dass er noch Einsicht und Erkenntnis findet, obwohl ich nicht wirklich daran glaube. Ich halte ihn für sehr engstirnig. Seine Sicht auf den Außenhandel macht mir Sorgen. Ich hoffe, dass seine Berater ihm helfen können. Mir gefallen die Positionen der Republikaner zwar nicht, aber mit denen könnte ich immer noch besser leben als mit dem Quatsch, den Trump gestern in seiner Antrittsrede verkündet hat.
Ich engagiere mich für Klimaschutz und mache mir jetzt große Sorgen um die Zukunft von uns jungen Leuten. Trump hat einen Umweltminister ernannt, der den Klimawandel leugnet. Alles, was er bislang getan hat, ist super kurzsichtig und wird unser Land nicht voranbringen. Unser nächster Präsident - oder unsere nächste Präsidentin - muss auf jeden Fall wieder Demokrat sein.
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