Neues Jahr, neue Liste von Visionen von Zukünften, die bisher noch nicht Realität geworden sind. Diese 50 Schallplatten träumten in diesem Jahr aus der Vergangenheit am lautesten von einem besseren Morgen.
Text Sebastian Hinz, Kristoffer Cornils, Florian Aigner, Benjamin Mächler, Pippo Kuhzart, Björn Bischoff, Christian Neubert, Tim Caspar Boehme, Lars Fleischmann, Christoph Benkeser, Jana-Maria Mayer, Martin Georgi
Wussten manche schon immer, fiel anderen erst vor Kurzem auf: Früher war wirklich alles besser. Okay, kleiner Spaß am Rande, allerdings liest sich der jährliche Reissue-Round-up dann doch wie eine Liste von Visionen von Zukünften, die bisher noch nicht Realität geworden sind. Ob nun Arovane, Autechre oder Porter Ricks, Alice Coltrane, Sun Ra und Hiroshi Suzuki, Akiko Yano oder doch Arthur Russell: Noch immer werden jede Menge Schätze der Vergangenheit gehoben, neu verpackt und in eine Welt entlassen, die aus diesen Sounds ihre Lehren ziehen und sie sich gründlich hinter die Ohren schreiben sollte.
Während in aller Welt Jazz neu gedacht wird, liefert der Blick in die Vergangenheit schließlich jede Menge Inspiration. Genauso verhält es sich mit elektronischer Musik und den transkulturellen Versuchen früherer Generationen, die auf einige der in diesem Jahr neu aufgelegten Schallplatten festgehalten wurden. Nicht selten aber erzählen Reissues mehr als nur musikalische Geschichten, sondern sie legen Zeugnis ab von bestimmten Menschen, von den sie umgebenden Kontexten oder gar den Widrigkeiten, mit denen sie sich konfrontiert sahen. Und das letztlich macht es so wertvoll, sich auf sie einzulassen, als Handlungsdirektiven und Hoffnungsspender.
Obwohl es manchmal wirken mag, als sei früher wirklich alles besser war - selbst inmitten der beschissensten Gegenwart bleibt die Zukunft ein unbeschriebenes Blatt und liefert die Vergangenheit die Tinte, mit der sich das ändern lässt. Es folgen die 50 besten Beispiele für diese Behauptung. Kristoffer Cornils