Zuerst die guten Nachrichten: 2020 war für die Musikindustrie ein Wachstumsjahr, zumindest im Streaming-Bereich. Während die Pandemie das komplette Live-Geschäft weitgehend verunmöglichte und allen tourenden Musiker*innen mit einem Handgriff eine maßgebliche Stütze unter den Füßen wegriss, verzeichnete die Branche einen Gesamtumsatz von, bitte festhalten, satten 10,1 Milliarden US-Dollar - und das allein auf dem US-amerikanischen Markt. Schön wäre das, wenn dieses Geld auch bei darbenden Indie-Künstler*innen ankäme und nicht nur in die Kassen der Major-Labels und einiger wenigen Superstars flösse. Dem aber ist nicht so. Die Gewinner*innen sind wie sonst auch die ganz großen Fische, die sich weiter fett fressen können.
Der Teich derweil wird größer. Spotify meldete im letzten Quartalsbericht zwar noch rote Zahlen für das Jahr 2020, kündigte im selben Zug aber eine Expansion in gleich 80 Länder und damit neue Märkte an. Das entspricht ganz der Logik eines Unternehmens, das seine Shareholder*innen nicht mit stetigem Geldfluss, sondern stattdessen mit konstantem Wachstum befriedigen muss. Anders als Apple Music und Co. steht nämlich hinter der Tech-Firma kein multinationales Unternehmen, das alle Verluste querfinanzieren kann. Sondern vielmehr ein strikter Imperativ: Wachstum um jeden Preis. So und nicht etwa in bloßen Umsatzzahlen bemisst sich nämlich der Wert der Firma, deren Börsenkurs Anfang des Jahres einen Rekordwert erreichte. Auch weil sie jede Menge Geld zum Fenster heraus warf, um ihr eigenes Produkt zu bewerben - eine Investition in die Zukunft.
In die von Spotify natürlich und nicht etwa in die der auf der Plattform vertretenen Musiker*innen, versteht sich.