Schon der Titel ist ein Rätsel, weil er wenig Informationen in sich trägt und doch viel auszusagen scheint: "Loop-Finding-Jazz-Records", komplett duchgekoppelt und also eigentlich als eigenständiger Begriff zu lesen - was soll das heißen? Welchen Loop finden bitteschön welche Jazz-Platten und warum überhaupt haben sie sich auf die Suche gemacht? Oder soll es soviel heißen wie dass da jemand - Jan Jelinek wohl - dabei ist, einen Loop zu finden und der Jazz es aufzeichnet, Notiz davon nimmt? Handelt es sich wiederum vielleicht doch um eine elliptische Aufzählung: Loop, Finding, Jazz, Records? Und was hat diese durchaus Loop-basierte Musik überhaupt mit Jazz zu tun, wenn darauf kein erkennbarer Drum-Break, kein ikonisches Saxofon-Lick zu hören ist? Das alles ist auf den ersten Blick nicht ganz eindeutig oder einleuchtend, weil die Begriffe einander zu überlagern scheinen und somit auf semantischer Ebene einen Effekt bewirken, der aus dem optischen Bereich stammt und zwei - seit einem um die beiden B-Seiten der Vorab-EP "Tendency" erweiterten Reissues des Albums im Jahr 2017 nunmehr drei - der Tracks ihren Titel leiht: Moiré.
Moiré-Effekte, wie einer auch auf dem recht schlichten Artwork des Anfang Februar 2001 erschienenen Albums zumindest angedeutet wird, entstehen dadurch, dass einzelne Raster übereinander gelegt werden und neue Strukturen erkennbar werden. Das wiederum ist eben eine Methodik, die auch Jelinek auf seinem ersten Album unter seinem Klarnamen verfolgte, dem ab dem Jahr 1998 einige EPs unter dem Pseudonym Farben auf Klang Elektronik sowie das Album "Personal Rock" als Gramm vorausgingen. Schon die dachten Techno eher im Sinne eines Pole, als minimalistisches Template nämlich, auf dem mit den Qualitäten von Sound experimentiert werden kann, um aus den Überlagerungen von Beat und Sound den Groove zu destillieren. Schluckauf-Sounds, Klangpatina, Störgeräusche, kratzige Mini-Samples, eine Menge Clicks und immer wieder Cuts, Cuts, Cuts organisierten sich um butterweiche Basslines oder bouncige Grooves, ergaben neue Muster und verliehen einander darüber eine sonderbare Unwucht. Nur konsequent von jemandem, der in einer Auflistung seiner Lieblingsplatten Eric Dolphy neben Terrence Dixon stellt und "3 Feet High and Rising" als die Platte seiner Jugend apostrophiert.