Doch entfernt sich die Platte inhaltlich von den Themen, die ihre Vorgänger dominierten: Die Auseinandersetzung mit dem Menschengemachten auf 'Steingarten' aus dem Jahr 2007 und der Flora und Fauna von Naherholungsgebieten auf 'Wald' von 2015 weicht einer persönlichen Note. Auf 'Fading' setzt sich Betke mit Fragen des Gedächtnisses und dessen Verlust auseinander. Der Grund dafür ist unschön, die Inspiration lieferte die Mutter, die wegen ihrer Demenzerkrankung graduell die Erinnerungen an über 90 gelebte Jahre verlor. Eine Geschichte, die Betke selbst allerdings positiv-hoffnungsvoll auslegt: "Als sie ihr Gedächtnis verlor, verwandelte sie sich in das, was sie wahrscheinlich am Anfang ihres Lebens war, als sie geboren wurde", wird er im Begleitschreiben des Albums zitiert. "So etwas wie eine noch zu füllende Hülle."
Kristoffer Cornils
Freier Journalist und Redakteur, Berlin
Rezension
Review: Pole - Fading [Mute] (DJ LAB)
Stefan Betke ist ein Feingeist mit Sinn fürs Grobkörnige. In den Klangwolken, die seine behäbig mäandernden Beats umwehen, knistert und knackst es, flirren Partikel durch den offenen Raum. Und doch ist alles zu jeder Zeit dort, wo es hingehört, perfekt arrangiert. Nach einer großen Reissue-Offensive, in deren Rahmen seine ersten drei LPs unter dem Namen Pole als Boxset neu aufgelegt wurden, folgt mit 'Fading' nun sein erstes Album seit fünf Jahren. Passend zum Herbst, wie gemacht für lange Spaziergänge an der feinstaubarmen Frischluft von Naturschutzzonen. So weit, so Pole.