Wenn Derya Yıldırım über Musik spricht, dann meint sie damit menschliche Beziehungen. Es geht um Gemeinschaftlichkeit, es geht ums Miteinander, es geht um unsere Bindungen zur Welt um uns. "Community" ist so ein Wort, das sie dabei ständig verwendet. Beispielsweise wenn sie über ihre musikalische Früherziehung auf der Veddel in Hamburg spricht. "Meine musikalische Laufbahn wurde von der Community angestoßen, in der ich aufgewachsen bin", heißt es dazu. Das ist auch die Kernfamilie und vor allem der Vater, der die Bağlama ebenso spielt wie die klassische Gitarre und sie dazu ermuntert, selbst Stunden zu nehmen. Bei einer russischen Lehrerin übt sie Klavier, die Klassiker des zentraleuropäischen Kanons, auf dem Schulhof schiebt sie sich mit anderen Kids die Charts per Bluetooth hin und her, mit den Cousins und Cousinen hört sie Hip-Hop und R'n'B während zu Hause die volle Bandbreite an türkischer Musik läuft: "Kunstmusik, Volksmusik, Arabeske, Özgün Müzik von Ahmet Kaya, also politische Lieder, aber auch Anadolu Psych Rock aus den siebziger Jahren", zählt sie auf.
Kristoffer Cornils
Freier Journalist und Redakteur, Berlin
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