Im Werk Jason Molinas wimmelt es vor Gespenstern. "The Ghost" heißt eines seiner frühen Alben unter dem Namen Songs: Ohia, ein anderes "Ghost Tropic" und ein drittes, eine Live-Platte, "Mi Sei Apparso Come Un Fantasma", Italienisch für "du bist mir wie/als ein Gespenst erschienen". Auch Erin Osmons im Jahr 2017 erschienene Biografie über Molina nahm sich ihren Untertitel von einem Song, in dem es spukte: "Riding With the Ghost". Gespenster haben die Angewohnheit, gleichzeitig da zu sein und nicht, im selben Zug zu leben und doch nicht lebendig zu sein. So wie der zittrige Tenor Molinas in seinen zahlreichen Alben zu einem Menschen zu gehören scheint, der nie richtig anwesend und doch voll da sein wollte, der selbst seinen engsten Vertrauten fast krankhaft eine Lüge nach der anderen auftischte und in seinen Songs doch die großen Wahrheiten auszudrücken vermochte.
Kristoffer Cornils
Freier Journalist und Redakteur, Berlin
Feature