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Teepause mit Ministerin

Ewald Schurer, Katarina Barley, Doris Rauscher, Ulrich Krapf, Georg Hohmann und Maria Sommer (von links) diskutieren über Möglichkeiten, auch im Alter selbstbestimmt zu leben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die SPD-Politikerin Katarina Barley informiert sich bei einem Zwischenstopp im Landkreis über eine Hausgemeinschaft für Senioren


Gemeinsam alt werden, ohne etwas von der Privatsphäre einbüßen zu müssen. Das dürfte für viele Menschen, die sich über die Jahre im Alter Gedanken machen, nach einer guten Mischung klingen. In einer solchen Gemeinschaft leben seit mehr als einem Jahr 15 Menschen in Markt Schwaben. Das Konzept wurde jetzt von mehreren Sozialdemokraten näher unter die Lupe genommen.


Die 15 Bewohner hatten es sich in sommerlicher Bekleidung bereits im Garten der "Hausgemeinschaft 60 plus" gemütlich gemacht, als die Limousine von Katarina Barley (SPD) vorfuhr, die Bundesministerin für Familien, Senioren, Frauen und Jugend. Empfangen wurde sie von ihren Parteikollegen, dem Ebersberger Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer und der Landtagsabgeordneten Doris Rauscher. Auch Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann ließ sich den kurzen Besuch von Barley nicht entgehen.


"Es ist nicht immer leicht. Aber wir haben es bisher jedes Mal geschafft, gute Wege zu finden", kommentierte Maria Sommer das Zusammenleben der 15 Senioren lachend. Zusammen mit Renate und Ernst Schemmann hatte sie die "Hausgemeinschaft 60 plus" ins Leben gerufen, ein Projekt für "altersgerechtes und selbstbestimmtes Wohnen", welches von dem mittlerweile aufgelösten "Aktivkreis Senioren" begleitet und gefördert wurde.


"Jeder kann dieses Glück haben, im Alter nicht alleine leben zu müssen", erklärte Sommer. Und genau darum würde es in diesem Wohnhaus gehen, in dem extra eine Gemeinschaftswohnung für die Bewohner gebaut wurde. Somit würde der Vereinsamung im Alter entgegengewirkt, gleichzeitig sei es aber auch möglich, sich bei Bedarf "zurückziehen" zu können, wie Ulrich Krapf, Vorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Ebersberg, ausführte.


Neben der Möglichkeit des selbstbestimmten Wohnens im Alter sei aber durch den Bau von mehreren Reihenhäusern auch die Möglichkeit der Mehrgenerationengemeinschaft geschaffen worden. Die beiden Anlagen verbindet ein kleiner Kiesweg, der für Krapf auch eine symbolische Bedeutung hat. "Solche Grundstücke sind im Landkreis sehr selten." Dass genau zu dieser Zeit ein Grundstück mit Baurecht zur Verfügung gestanden habe, sei deshalb ein glücklicher Umstand gewesen, erklärte er der Bundesministerin.


Auch Ewald Schurer, der zusammen mit Doris Rauscher zu dieser Veranstaltung eingeladen hatte, klärte Barley über die Wohnsituation im Landkreis auf. "Wir haben zwar eine Vollbeschäftigung in der Region, aber der Wohnraum ist sehr teuer und deshalb für manche Menschen kaum bezahlbar." Vor allem im Alter sei das ein Problem, weshalb Wohnprojekte wie diese "sehr wichtig" seien. Nachdem Barley das Konzept und die Umsetzung in der Theorie vorgestellt worden war und sie sich in das Gästebuch der Hausgemeinschaft 60 plus eingetragen hatte, konnte die Ministerin die Gelegenheit nutzen, eine der Wohnungen von innen zu begutachten. Die Seniorin Karla Knabe führte die Politiker durch ihr Wohnzimmer. "Mir gefällt es hier", sagte sie, während sich die Besucher in der offenen Küche umschauten. "Jeder kann für sich selber kochen, manchmal wird das aber auch gemeinschaftlich gemacht", ergänzte Sommer.


Insgesamt zeigte sich Barley zufrieden und lobte das Projekt. "Ich finde es toll, dass man hier für sich, aber eben nicht alleine wohnt." Außerdem betonte sie, dass es wichtig sei, auch über politische Programme hinaus die Menschen aufzuklären, welche Möglichkeiten es gebe, um im Alter zusammen wohnen zu können. "Dieser generationenübergreifende Ansatz ist Gold wert."


Anschließend unterhielten sich die Anwohner des Projekts noch bei Kaffee und Gebäck mit der Bundesministerin. Auch schwarzer Tee wurde ausgeschenkt, wie betont wurde, als sich die Ministerin an den Tisch setzte. Eine Anspielung auf ihre englischen Wurzeln, die Schurer zum Anlass für einen Scherz aus der Arbeit in Berlin nutzte: "Im Bundestag legt Frau Barley auch immer viel Wert auf ihre Teepause."

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