Klaus Hartmann

Fotograf, Journalist, Dortmund

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Streik im Sozial- und Erziehungsdienst geht in die zweite Woche: Kitas in Dortmund bleiben weiterhin geschlossen

Voll ist es an diesem Montag vormittag in der großen „Warmhalle" der EDG am Sunderweg in der Nordstadt. Allerorten wird in Workshops an kreativen Protestformen gearbeitet. Unter der Überschrift Ideensammlung steht auf einem Flip-Chart, Song oder Gedicht, Theaterstück oder Rollenspiel und Sprühkreide für Schablonen für die Straße.

Kommunale Kindertagesstätten und viele weitere Einrichtungen sind seit eine Woche geschlossen

Man merkt: Hier sind Erzieherinnen und Erzieher im Streik. Kreativität ist gefragt, wie auch im Umgang mit den Jüngsten unsere Gesellschaft. Den möchten sie sich angemessen honorieren lassen.

"Wir haben in der letzten Woche neben einer Demo und Info-Ständen auch Lieder und Sketche organisiert", beschreibt eine Erzieherin aus Lünen. „Das ist gut in der Bevölkerung angekommen."

Die Halle ist eines von vier Streiklokalen, die in der letzten Woche von der Gewerkschaft ver.di in vier Städten des Bezirks Dortmund eingerichtet worden sind.

Neben Dortmund sind das die Städte Castrop-Rauxel, Lünen und Schwerte. Der Arbeitskampf im Sozial- und Erziehungsdienst geht in die zweite Woche.

Die kommunalen Kindertagesstätten in Dortmund sind seit Montag (11. Mai) zu; ebenso die Einrichtungen der Jugend- und Familienhilfe, offene Ganztagsschulen, Behinderteneinrichtungen und Sozialdienste.

Eine Aufwertung der Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst soll erstritten werden

Gut 1200 Mitglieder habe man in den Streik bekommen", erklärt Michael Bürger. Der Geschäftsführer des ver.di Bezirks Dortmund sieht eine steigende Entschlossenheit der Streikenden in der zweiten Woche der Auseinandersetzung mit den kommunalen Arbeitgebern „Die haben bislang kein Angebot vorgelegt."

Dass es in diesem Arbeitskampf nicht nur um Geld geht, beschreibt Martin Steinmetz von der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. „Es geht auch um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der neue Vertrag hat eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung und trägt in die nächsten Jahrzehnte", blickt er in die Zukunft.

Eine Aufwertung der Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst soll erstritten werden. In der letzten Woche wurden, entsprechend den Wünschen von Oberbürgermeister Ullrich Sierau, sechs Notkindertagesstätten eingerichtet. „An keinem Tag der Woche waren alle Plätze besetzt", hat Steinmetz gezählt.

Die Wärmehalle der EDG am Sunderweg ist Ort des kreativen Protests

Der Oberbürgermeister kommt auf einer Grafik an der Wand der Wärmehalle nicht so gut weg.

Im Vorfeld des Streiks ist es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Gewerkschaft und Stadtspitze gekommen.

Unter einem Portraits des Oberbürgermeisters, das mit einer Bildbearbeitungssoftware modifiziert worden ist, steht der Satz: „Lieber Ulli, sei nicht so dickköpfig und schau uns die Augen".

Daneben ein unvorteilhaftes Portrait der Kanzlerin. "Über eine Äußerung der Ministerpräsidenten zum Streik würde man sich freuen", so Steinmetz.

Viele weitere Aktionen sind geplant - Landesweite Demonstration der Berufe im Sozialdienst in Wuppertal

Für den heutigen Dienstag, 19. Mai 2015, ruft ver.di zu einer NRW-weiten Streikkundgebung in Wuppertal auf.

Zur Teilnahme aufgerufen sind alle SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen in der kommunalen Jugendhilfe, den sozialpsychatrischen Diensten und der Jugendförderung, die Beschäftigten der offenen Ganztagsschule und Schulsozialarbeit sowie die MitarbeiterInnen der Kommunen und des Landschaftsverbandes in stationären Einrichtungen und Heimen sowie den Werkstätten für Behinderte.

Die Busse für die Streikenden aus Dortmund, Lünen und Schwerte fahren am 19.05. um 9 Uhr vom Streiklokal Dortmund am Sunderweg 98 ab.

Die ErzieherInnen treffen sich am Dienstag um 9 Uhr an der Katharinentreppe gegenüber dem Hauptbahnhof zu einer Demonstration.

Am Mittwoch gibt es eine Sternfahrt mit Fahrrädern und Inlinern aus den Dortmunder Vororten zur Reinoldikirche. Weitere Aktionen werden folgen.

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