Manager auf Zeit sind oft hochqualifiziert und verfügen über jahrelange Erfahrung
VON KLAUS MARTIN HÖFER
Zum Feuerwehr-Einsatz taugt nicht jeder, auch nicht jeder Manager.Wechselnde Einsatzorte, unbekannte Situationen, zeitliche Befristungen, arbeiten, bis der Job erledigt ist, dann wieder warten auf den nächsten Einsatz - wer es lieber ruhig und gemütlich mag, sollte sich bei den speziellen Vermittlungsagenturen für Manager auf Zeit gar nicht erst bewerben."Dies ist kein Job für Leute, die feste und geregelte Arbeitszeiten bevorzugen", warnt Ernst Brexel von der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Frankfurt am Main.Die ZAV zählt zu ihren Aufgaben zwar auch die Vermittlung von Führungskräften für Managementaufgaben, allerdings: "Wir bedienen überwiegend Manager, die eine dauerhafte Anstellung suchen", so Brexel.Wer für ein paar Monate einen Management-Job sucht, wird zwar grundsätzlich ebenfalls in die ZAV-Kartei aufgenommen, allerdings auch an darauf spezialisierte Agenturen verwiesen, meist Tochterfirmen renommierter Personalvermittler, die sich an den "Feuerwehr-Managern" nicht die Finger verbrennen wollen.Denn: "Oft handelt es sich um die Sanierung eines Unternehmens oder bestimmter Abteilungen eines Unternehmens", so Brexel.Da möchte man nicht gerne als "Plattmacher" verschrieen werden, bedeutet doch "Sanierung" in den meisten Fällen die Entlassung vieler Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit."Die Interims-Manager sind keine naiven Jünglinge - sie wissen, worum es geht", beschreibt Ursula Kallendorf von der Wiesbadener Firma AC Alpha Management, die Erwartungshaltung der Manager.In der Kartei der Firma sind zur Zeit mehrere hundert Manager gelistet und warten auf einen Einsatz.Neben der Sanierung werden die Interims-Manager allerdings auch zu anderen Aufgaben herangezogen: "Oft stehen bestimmte, zeitlich befristete Projekte an, wie die Einführung eines Controlling-Systems oder die Reorganisation der Einkaufsabteilung", erläutert Ursula Kallendorf.Eine weitere Einsatzmöglichkeit: Plötzliche, durch Todes- oder Krankheitsfälle entstandene Vakanzen müssen bis zur Einstellung eines Nachfolgers überbrückt werden.Zwischen 45 und 70 Jahren alt sind die hochqualifizierten Manager, verfügen über oft jahrelange Erfahrung in der Geschäftsführung und in der Vorstandsetage.Viele haben den Sprung in die Selbständigkeit gewagt, hatten die Nase voll von Hierarchien und Beziehungsgeflechten, so die Erfahrung von Ursula Kallendorf."Für andere war der Schritt in die Selbständigkeit weniger freiwillig, weil ihre Unternehmen sie entlassen haben beziehungsweise geschlossen wurden", so die Manager-Vermittlerin.Für die Chancen auf einen meist zwischen drei und zwölf Monate dauernden Auftrag als Interims-Manager spielt dies keine Rolle, wichtig sind Referenzen und eine ausführliche Bewerbung.Zumeist kommt es erst bei der direkten Anfrage durch ein Unternehmen zum persönlichen Gespräch.Werden Manager und Unternehmen handelseinig, wird ein Dienstvertrag zwischen Manager und Vermittlungsagentur einerseits sowie Agentur und Unternehmen andererseits geschlossen.Bei Tageshonoraren zwischen 2000 und 2500 Mark, von denen ein Drittel von der Vermittlungsagentur einbehalten wird, sowie zusätzlichen Auslagenerstattungen ist der Service für die Unternehmen nicht ganz billig.Doch die Firmen sparen sich mögliche teure Abfindungen und laden bewußt Verantwortung auf einen Mitarbeiter von außen ab, dem man auch nach seinem Ausscheiden noch die "Schuld" an durchgeführten Veränderungen der Unternehmensstruktur geben kann.Wer sich als Manager auf Zeit vermitteln lassen möchte, braucht allerdings möglicherweise Geduld: "Wir könnten viermal so viele Manager vermitteln, wenn wir mehr Anfragen von Unternehmen hätten", erläutert Ursula Kallendorf.Üblicherweise dauert es von der ersten Anfrage bis zur Vermittlung rund sechs Wochen; es kann allerdings schon mal Knall auf Fall gehen: "Bei der schnellsten Vermittlung kam freitags die Anfrage des Unternehmens, einen Tag später gab es die ersten Gespräche und am Montag hat der Manager im Unternehmen angefangen".Auf mehrere Monate harte Projektarbeit mit einem Leben aus dem Koffer kann danach auch ein halbes Jahr Nichtstun folgen - sicherlich nicht das Richtige für jeden."Die Interims-Manager sind Machertypen und Pragmatiker", beschreibt Vermittlerin Kallendorf die Wirtschaftsfachleute."Es ist hochspannend, ständig in neuen Branchen tätig zu sein", erläutert der 48jährige Mathematiker und Informatiker Josef Peter Heger den Reiz der Arbeit in dieser Branche.Zwar sei es ein "knackehartes Alltagsgeschäft", so der derzeit in Stuttgart tätige Manager, aber auf jeden Fall komme keine Routine auf.Wo andere Wirtschaftsfachleute auf die nächsten Schritte nach oben schauen, freut sich Heger eher über die fehlenden Aufstiegschancen der Interims-Manager."Weil ich nicht auf die nächste Sprosse der Karriereleiter schielen und meinem Vorgesetzten nach dem Mund reden muß, habe ich größere Freiheiten und verfüge daher über das nötige Durchsetzungsvermögen für meine Aufgaben", so die Überzeugung Hegers, der über die üblicherweise auf Zeitarbeit spezialisierte Firma adecco vermittelt wurde.Seine Warnung: "Arbeit als Interims-Manager ist kein Notanker für Leute, die ansonsten keinen Job bekommen würden."