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Ärger über Partys am Hollerner See

In diesem Jahr beginnt der Ärger schon im März: Anwohner beschweren sich über nächtliche Partys, in den Sommermonaten ist auch die Insel nicht vor den Feierwütigen sicher. (Foto: Marco Einfeldt)

Von Klára Mayer, Eching

Der Ärger am Hollerner See bei Eching findet kein Ende. Jetzt wird dort nicht nur im Sommer gefeiert wie in den vergangenen Jahren, sondern schon im März. Betroffen ist das Nord- und Nordwestufer.

Die Wiedereröffnung der Clubs und die Minusgrade in der Nacht haben Partylustige vergangene Woche nicht davon abgehalten, in größerer Zahl dort zu feiern. Die Folgen sind nicht zu übersehen. Zum Beispiel am Sonntagmorgen, 6. März. Zwar war es dann wieder still, der viele Müll auf der Wiese und am Ufer des Hollerner Sees blieb aber liegen.

Nicht weit von der Partymeile entfernt, betreibt Landwirt Nikolaus Walter Gut Hollern, auf dem er mit seiner Familie lebt. Am Samstagnachmittag habe das Feiern wohl schon angefangen, erzählt Walter. Daraufhin habe er sich an die Polizei in Neufahrn gewandt. Seine Sorge: "Wenn jemand in der Nacht betrunken auf die Weide geht, der Stier in der Nähe ist und man ihn mit dem Handy anleuchtet, kann das unter Umständen ziemlich böse enden."

Wieder ist eine Scheibe eingeschlagen worden

Am Morgen danach entdeckte der Landwirt dann am nahegelegenen Verkaufshaus des Hofes erneut eine Sachbeschädigung. "Das ist inzwischen das dritte oder vierte Mal, dass uns die Scheibe eingeschlagen wird", erzählt er. Der Hofladen hat zwei Fensterscheiben. Die zweite sei mittlerweile mit Sicherheitsglas versehen. "Weil die Gaudi eben schon öfter vorkam", fügt Walter hinzu. Die kaputte Scheibe werde nun ebenfalls durch Sicherheitsglas ersetzt. Ein anderes Mal sei in den Hofladen sogar eingebrochen worden, indem die hölzerne Tür eingetreten wurde, erinnert sich Walter. Damals habe der Täter aber gefasst werden können.

Hinzu komme der viele Müll, der unter anderem am Feldweg neben der Kuhweide liegen gelassen werde. "Ich will mich nicht unbeliebt machen und den Leuten das Feiern verbieten, ich feiere selbst immer noch gerne. Aber sie sollen sich wenigstens benehmen, nichts kaputt machen und den Müll wieder mitnehmen", sagt Walter. In der Nacht sei es zudem so laut gewesen, dass die Musik trotz geschlossener Fenster im Haus zu hören war - trotz der Entfernung von 400 Metern. Dies meldete er Samstagnacht ebenfalls der Neufahrner Polizei, es sei wohl nicht die erste Beschwerde zum Lärm in dieser Nacht gewesen, so der Landwirt. Selbst die Kühe seien am Morgen am anderen Ende der Weide gewesen.

"Meine Fenster haben in der Nacht gebebt"

Gregor Buchmeier, der in Gut Hollern in Eching wohnt, war einer, der sich in der Nacht aufgrund der Lautstärke bei der Polizei gemeldet hat. "Meine Fenster haben in der Nacht gebebt. Wir haben schon jahrelang Probleme mit Vandalismus und den Feiern von Jugendlichen." Es seien wohl 300 teils stark betrunkene junge Leute auf der Party gewesen. Die Musikbox soll dann um Mitternacht von der Polizei konfisziert worden sein, will Buchmeier erfahren haben.

Tim Dünnbier, Polizeibeamter in Neufahrn, sagt dagegen: "Wenn wir Kenntnisse von einer Party mit 300 Leuten gehabt hätten, wäre sicherlich in unserer Dienststelle reagiert worden" und das hätte einen größeren Polizeieinsatz nach sich gezogen. "Wenn es in den Sommermonaten mehrere Beschwerden gibt, fahren wir regelmäßig unregelmäßig Streife". Dies das ganze Jahr über zu tun, dafür reiche das Personal aber nicht aus, so Dünnbier.

Landwirt Nikolaus Walter macht seinem Ärger auf Facebook Luft

Landwirt Nikolaus Walter hat seinem Ärger aufgrund der wiederholten Randale in einem Facebook-Post mit Bildern von dem Schaden und dem Müll Luft gemacht. Die vielen Kommentare dazu zeigen Mitgefühl, bestätigen das Müllproblem und die teils chaotischen Zustände, die seit geraumer Zeit um den Hollerner See herrschen. Der Unterschleißheimer Bürgermeister Christoph Böck versichert auf Facebook und im Gespräch mit der SZ, dass es zusammen mit der Gemeinde Eching ein Gespräch mit der Polizei über das Problem geben werde.

In der jüngsten Zeit sei die Verschmutzung durch Müll in den öffentlichen Anlagen auch der Corona-Situation geschuldet, führt Thomas Kestawitz, der in der Gemeindeverwaltung Eching für den Zweckverband Hollerner See zuständig ist, einen weiteren Aspekt an. Nicht nur am Nord- und Nordwestufer sei durch "alkoholisierte Leute, die nicht wissen, wohin mit ihrer Kraft", eine Zunahme des Vandalismus im Außenbereich zu beobachten. "Wir haben beschädigte Schranken, Straßenschilder sind beschmiert oder liegen im Wasser", erzählt Kestawitz. Als ein Ansatz zur Verbesserung werde in der Hauptsaison durch die Gemeinden Eching und Unterschleißheim Sicherheitspersonal gestellt. Mit viel Geld könnte man das ganze Jahr über dauerhaft Sicherheitspersonal aufstellen, aber das stehe in keinem Verhältnis. "Die Problematik ist immer da und Thema auf unseren Zweckversammlungen", fügt Kestawitz hinzu.

Noch ist es kein Landschaftsschutzgebiet

Das Problem ist womöglich auch, dass der betroffene Bereich kein Bestandteil des Erholungsgebietes ist, für das der Erholungsflächenverein zuständig ist. Daher sind dort keine Gestaltungsmaßnahmen geplant. Außerdem fehlt der Fläche der Status eines Landschaftsschutzgebiets, was die Rechtslage etwas klarer machen würde. Laut dem Pressesprecher im Landratsamt Freising, Robert Stangl, plant die Gemeinde Eching aber, die umstrittene Fläche in das angrenzende Landschaftsschutzgebiet zu integrieren. Partys oder ähnliches seien aber so oder so nicht akzeptabel, so der Pressesprecher. Auch das illegale Ablagern von Müll sei natürlich trotzdem verboten.

Falls es Hinweise auf die Verursacher gebe, können diese auch an das Sachgebiet 41 Umwelt im Freisinger Landratsamt weitergegeben werden. Denn egal welche offizielle Bezeichnung das Ufer hat: "Das ist ein Naherholungsgebiet und es kann nicht sein, dass Spaziergänger und Badegäste auf Scherben treten müssen", sagt Landwirt Nikolaus Walter.

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