Connected Cars sind ein Multimilliardengeschäft. Nahezu alle Automobilhersteller investieren in die neuen Services für den Autofahrer. Damit einher geht auch ein stetig wachsender Pool aus Daten. Dieser „Big Data" Pool ist nicht nur viel Geld wert, sondern kann sogar Leben retten. Doch es bedarf einer wichtigen Änderung.
Route, Umgebungstemperaturen, Bremswege, Ölstand - die Liste der Werte, die in Echtzeit aus einem Connected Car, also einem mit dem Internet verbundenen Auto, ausgelesen werden können, ist lang. Schon jetzt produziert ein modernes Auto bis zu 25 GB Daten pro Stunde.
Möglich macht dies die direkte Kommunikation des Fahrzeug-Bordcomputers mit dem Internet: entweder durch fest verbaute Smartcar-Technologie oder auch - für die meisten Diesel und Benziner - mithilfe eines Dongels in der Diagnoseschnittstelle (OBD2-Port).
Fahrer können Daten selbst nutzenFür den Fahrer geht es dann oft per Smartphone-App oder HMI (Human-Machine-Interface) weiter. Für ihn ergibt sich aus der Aufrüstung seines Autos zum Connected Car nur dann ein unmittelbarer Vorteil, wenn er seine Daten auch für sich selbst nutzen kann - beispielsweise, um aktiv Kraftstoff zu sparen, Probleme am Auto selbst zu beheben, oder nach einem Autounfall automatisch gerettet zu werden.
Die Kombilösung aus Adapter und App eines unabhängigen, hersteller-übergreifenden Anbieters schützt den Fahrer davor, wichtige Daten wie z. B. das elektronische Fahrtenbuch für das Finanzamt bei einem Fahrzeugwechsel zu verlieren.
Vorab: Eine einheitliche Definition von Big Data gibt es gar nicht. Es haben sich zwei Bedeutungen eingebürgert: Zum einen bezeichnet der Begriff riesige Datenmengen, auch Massendaten genannt. Am Beispiel der Automobilindustrie wären dies also alle Daten, die der Bordcomputer oder die OBD2-Schnittstelle hergeben und in die Cloud schreiben.
Zum anderen werden unter Big Data zunehmend digitale Technologien zusammengefasst, die dafür benutzt werden, die gesammelten Daten (also den Big Data Pool) zu verarbeiten und zu analysieren. Um diesen Massen an Datenströmen Herr zu werden, werden ausgeklügelte Algorithmen und künstliche Intelligenz (Kurz: „KI" oder englisch „AI") eingesetzt.
Der Trend geht wie in allen Bereichen des digitalen Lebens zur ständig kommunizierenden Sensortechnologie, die vom Hersteller noch vor dem Verkauf des Autos fest verbaut wird und somit nicht nur dem Fahrer selbst, sondern auch der Industrie nützt.
Entscheidet sich ein Autofahrer für ein Fahrzeug mit fest verbauter Connected-Car-Technologie, so gibt er Audi, Mercedes, VW und Co. seine Zustimmung, die von ihm und seinem Auto generierten Daten für die eigenen Geschäftszwecke zu nutzen.
Das freut den Hersteller, denn der muss sich in Zeiten von Google und Amazon enorm anstrengen. Digitale Entwicklungen in die richtige Richtung anzutreiben, funktioniert nur auf Grundlage des Big Data Pools.
Richtige Richtung, das heißt, das Fahrerlebnis für den Kunden unschlagbar zu machen und ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Zum neuen Autofahrerlebnis kann es dann beispielsweise gehören, dass der Autofahrer an der Tankstelle sein Fahrzeug nicht mehr allein lassen muss, weil der Bezahlvorgang mit nur einem Knopfdruck in einer App oder auf dem HMI erledigt werden kann. Oder es kann bedeuten, dass ein Fahrer von seiner Autowerkstatt automatisch zum Termin geladen wird, wenn es am Fahrzeug ein Problem gibt.
Autos, Straßen, Gebäude, Werkstattsysteme, Tankstellen-Kassen und sogar Ampeln kommunizieren schon jetzt teilweise miteinander, nutzen also die von Sensoren und Nutzern generierten Daten in der Cloud (oder in mehreren Clouds) für ein besseres Zusammenspiel untereinander.
Die Möglichkeiten dieses „Internet of Things" sind nicht nur viel Geld wert - sei es im Bereich der Kundenbindung oder des Direktmarketings - sondern sie können auch die Sicherheit auf unseren Straßen drastisch erhöhen.
Vergleichende Analysen und ein Zusammenspiel aller Kraftfahrzeuge wie in einem guten Orchester sind aber nur durch Kooperation und offene Schnittstellen möglich. Der harte Konkurrenzkampf der Hersteller untereinander zwingt die meisten Konzerne zu einer regelrechten Verschlossenheit. Das ist aber nur einer der Gründe, warum die klassischen Automobilhersteller in der Entwicklung des autonomen Fahrens und ihrer eigenen Connected Services noch ziemlich am Anfang stehen.
Eine Studie der Beratungsgesellschaft P3 hat in Zusammenarbeit mit der TU Berlin herausgefunden, dass die herstellereigenen Angebote den Autofahrer noch nicht voll zufriedenstellen. Insgesamt wurden die getesteten Features als nicht zuverlässig genug und nicht gesamtheitlich konzipiert eingestuft. Gut beraten ist da, wer sich Hilfe von Technologie-Startups sucht, die sich seit ihrer Gründung mit nichts anderem beschäftigen, als Big Data auf intelligenten Clouds zu verarbeiten.
Abgesehen von den Automobilherstellern, die ihre Kunden mit datenbasierten Services an sich binden können, profitieren noch andere Teilnehmer des Mobilitätsmarktes von Big Data. Auch hier basieren die neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten zu einem großen Teil auf den Fahrdaten, die die Besitzer von Connected Cars generieren.
Bei vielen Kfz-Versicherungen gibt es bereits Telematik-Tarife. Hierbei wird ein Score aus den berechneten Fahrdaten ermittelt, sofern der Fahrer der Übersendung seiner Daten an die eigene Versicherung zugestimmt hat. Mit diesen Pay-as-you-drive-Tarifen können Versicherungsnehmer bis zu 30 % Beitragskosten sparen, wenn sie dauerhaft sicher fahren.
Big Data ermöglicht eine effizientere Verwaltung von Fahrzeugflotten. Von der „Predictive Maintenance" (bei der ein Auto vorhersagen kann, welche Wartung oder Reparatur als nächstes zu erwarten ist) bis hin zum Monitoring der Fahrsicherheit der eigenen Mitarbeiter ist ein Flottenmanager in der Lage, durch die Nutzung von Big Data viel Geld und Zeit einzusparen.
Unfälle mit LKWs verringern - viele Menschen arbeiten bereits an dieser schwierigen Aufgabe. Auf Grundlage einer andauernden oder punktuellen Fahrstilanalyse (basierend auf Big Data) könnten Berufsfahrer in Zukunft präziser geschult werden.
Das kann entweder in Theorie durch die eigene Firma passieren, oder auch in der Praxis per App - live während der Fahrt. Eine Sicherheits-App stellt in diesem Fall die ablenkungsfreie Ergänzung zum Tacho dar, die dezente Hinweise zur Verbesserung des Fahrstils gibt. Die Prüforganisation DEKRA arbeitet in diesem Zusammenhang bereits am so genannten „Safety Index", einem Algorithmus zur Verhinderung von Verkehrsunfällen.
Nicht nur die Predictive Maintenance macht Wartungs- und Reparaturzyklen effizienter. Heutzutage kann ein Kfz-Mechatroniker sogar schon in das Innere eines Autos hineingucken, während dieses noch auf der Straße herumfährt. Diese Live-Diagnosen machen auch dem Fahrer das Leben wesentlich leichter - eine Sache weniger, um die er sich kümmern muss.
Eine autonome Mobilität ist ohne Big Data nicht möglich. Unternehmen wie Tesla und Google legten bereits Millionen von Kilometern zurück, um neuronale Netze zu trainieren.
Autonome Autos manövrieren durch Parcours oder sogar echte Straßen, speichern das Fahrverhalten von Menschen ab und ahmen es nach. Diese autonomen Fahrzeuge (oder vielmehr ihre KI) gehorchen am Ende keinen Befehlen, sondern nehmen genau wie Menschen Fahrstunden.
Diese Big-Data-Fahrschule hat noch so ihre Schwachstellen, aber je mehr Daten in den Pool fließen, desto sicherer werden die Fahrzeuge.
pWLAN und 5G - Welche Technologie wird zum Auto-Dolmetscher?Momentan kommunizieren Autos noch wenig miteinander. Und wenn sie dies tun, dann reden sie ausschließlich mit Fahrzeugen derselben Marke. Das liegt nicht nur an der erwähnten Verschlossenheit der Automobilhersteller, sondern auch an Kommunikationsstandards. Die Kommunikation der Autos untereinander (Car-to-Car) und mit der sie umgebenden Infrastruktur wie Ampeln, Schranken, Straßen und Gebäuden (Car-to-X) benötigt einheitliche Kommunikationswege.
Autos müssen sich gegenseitig vor Gefahren warnen können. In welcher Sprache sie das in Zukunft tun werden, wird momentan intensiv diskutiert. Zwei Technologien kämpfen um die Vorherrschaft im Straßenverkehr: pWLAN (wobei das „p" für „public" steht) und 5G-Mobilfunk. Beide wollen zum Standard für Verkehrskommunikation werden.
Einen Vorsprung soll es hier für das pWLAN geben. Fakt ist: Die Industrien müssen sich gemeinsam für einen einheitlichen Standard entscheiden, denn sowohl pWLAN als auch 5G funken auf der gleichen Frequenz von 5,9 Gigahertz. Bei einem gleichzeitigen Einsatz beider Technologien würde es zu einem regelrechten Kommunikations-Chaos auf unseren Straßen kommen.
Was muss also passieren, um Big Data für alle Teilnehmer des Mobilitätsmarktes optimal nutzbar zu machen? Zunächst einmal müssen sich alle über die Vereinheitlichung der Infrastruktur auf unseren Straßen einig werden. Dafür muss auch aus den momentan bestehenden Datensilos der Automobilhersteller ein gemeinsamer Informationspool für alle werden.
Nach diesem „ob" folgt dann das „wie". Welcher Kommunikationsstandard wird das Rennen machen? Das hängt natürlich (hoffentlich) auch an den Folgekosten für den Endverbraucher. Mobilfunkanbieter, Hardware- und Autohersteller müssen einen Weg finden, Car-to-Car und Car-to-X für jeden Verkerhsteilnehmer erschwinglich zu machen. Gerade erst hat die EU den Weg für die Kommunikation freigemacht. Schon im Sommer 2019 soll das neue Recht gelten.
Nur wenn alle - unabhängig von eigenen wirtschaftlichen Interessen und Konkurrenzdenken - endlich zusammenarbeiten, wird Big Data die Mobilität der Zukunft nicht nur praktisch und unterhaltsam, sondern auch maximal sicher machen können.
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