Im Frühjahr nach Thailand und im Herbst nach Marokko – die Deutschen fliegen soviel wie nie. Mehr als 80 Millionen Passagiere sind laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Sommer von deutschen Flughäfen abgeflogen – und das, obwohl Flüge die CO2-Bilanz in die Höhe treiben. Hans Joachim Schellnhuber, emeritierter Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, hat nun in einem Interview mit BBB-TV gefordert, Inlandsflüge komplett zu verbieten.
Zug- statt Flugverkehr
„Die innerdeutschen Flüge gehören verboten“, sagt er am Freitag auf der Tourismus-Messe ITB in Berlin im Interview. Stattdessen sollten sie ersetzt werden durch Hochgeschwindigkeitszug-Systeme. „Das ist eine der Innovationen, die ich ganz oben auf der Tagesordnung sehen würde, für die Bundesregierung und die Europäische Union“, sagt Schellnhuber.
Außerdem solle Fliegen wieder so etwas wie ein Luxussegment werden. Fliegen sei nur so billig, weil es noch keine Besteuerung auf Kerosin gäbe. Schellnhuber fordert deswegen, ein lebenslanges Flugreisen-Budget von zum Beispiel 20 Flügen pro Person und einen ordentlichen Preis. „Dann würde sich der Flugverkehr von selbst wieder einpendeln auf ein erträgliches Maß“, sagt er.
Enorme Zuwachsraten
Noch nehme der Flugverkehr nur einen relativ geringen Anteil am weltweiten Co2-Ausstoß ein, die Zuwachsraten seien aber enorm. „Vor 30 Jahren hätten wir noch auf relativ einfache Weise die Erderwärmung auf ein vernünftiges Maß begrenzen können“, sagt er „jetzt stehen wir vor einer dramatischen Situation“. Schon in seinem Vortrag auf der ITB hatte er laut Veranstalter dringende Handlungsappelle an die Tourismus-Branche gerichtet. Sonst gäbe es angesichts des steigenden Meeresspiegels irgendwann gar keine Strände mehr.
Von RND/kb
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