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Kolumne

Beim Gedanken an die 500 Bäume des „KL Plaszow“

Diese Woche haben die Behörden auf dem Gelände des ehemaligen „KL Plaszow“, dh des „Konzentrationslagers“ oder des campo de concentração de Płaszów, Teil der polnischen Stadt Krakau, damit begonnen mehr als 500 Bäume zu fällen, um Platz für ein neues Museum zu schaffen, das laut dem „FestivALT“, eine polnische Initiative zum Gedenken an jüdische Geschichte, Kultur und Tradition, insbesondere unter der Jugend des Landes.

Ich wurde gerufen, um zu helfen, die Nachricht zu verbreiten. Aber ich bin weder Journalist noch Spezialist für die lokale Realität. Krakau und seine Geschichte kenne ich kaum. Ich habe einige Meinungen von Aktivist*innen gelesen, die sich dem Bau widersetzen und einige offizielle Informationen, die ihn rechtfertigen. Ich habe eine kurze Google-Suche auf Portugiesisch durchgeführt. Mir wurde klar, dass „KL Plaszow“ ein Stück Land, das Teil der dunklen Geschichte der Menschheit ist, als Anziehungspunkt im Namen der Erinnerung an die Geschichte beworben zu werden scheint.

Noch bekannter wurde „KL Plaszow“ mit Steven Spielbergs amerikanischen Film „Schindlers Liste“. Bei der Erwähnung des Titels dieses renommierten Meisterwerks des Kinos sind mir die möglichen politischen Implikationen einer solchen Erwähnung nicht verborgen. Da sehe ich immer, wie wichtig es ist, die interkulturelle Komplexität zwischen einer Geschichte und einem Film zu betrachten.

Nach einem sehr kurzen touristischen Besuch im Jahr 2019 kehrte ich dieses Jahr zu einem Arbeitsaufenthalt mit der polnischen Künstlerin Marta Stanisława Sala nach Krakau zurück. Ich traf einen Kunstkurator, eine Filmemacherin, einen Maler, eine auf nationaler Ebene anerkannten Fotografin, mehrere andere Künstlerinnen, einen ehemaligen Bürgermeister und eine pensionierte Grundschullehrerin. Ich habe viele Kommentare zur aktuellen politischen Situation in Polen gehört.

Derzeit scheint mir der Hinweis auf ein jüdisches Ghetto in Krakau in dieser Stadt nur eine historische und touristische Bedeutung zu haben: Bei einem so kurzen Aufenthalt wie meinem ist es schwer vorstellbar, wie prominent die jüdische Präsenz vor dem Zweiten Weltkrieg in dieser Kulturhauptstadt Polens.

Bei diesem Besuch lernte ich auch Salas Heimat Chrzanów kennen, wo meine Kollegin im Rahmen des bereits erwähnten „FestivALT“ noch ein weiteres künstlerisches Projekt hat: die Wiederbepflanzung einer Trauerweide an der Stelle, an der ein Baum gefällt wurde eine andere Trauerweide im Jahr 2018. Auch dort wurde die Synagoge während des Kalten Krieges abgerissen.

Chrzanów ist nur 20 Kilometer vom Konzentrationslager Auschwitz entfernt, das ich noch nicht besuchen konnte (oder wagte). Die Hälfte der Bevölkerung Chrzanovias war vor dem Krieg jüdisch. In dieser Stadt gibt es heute praktisch keine jüdische Präsenz.

Ich gestehe, dass ich die Komplexität des Erbes und der Gegenwart der jüdischen Gemeinden in Deutschland und Polen kaum kenne, obwohl ich in Berlin gelernt habe, nicht auf die „Stolpersteine“ zu treten –die viele Namen enthalten ermordete Juden und ermordete jüdische Frauen- obwohl ich die Polizei immer vor jüdischen Denkmälern sehe -sichtbarer als auf Straßenpatrouillen- und obwohl ich anmerke, daß Antisemitismus ein häufig thematisiertes Problem im deutschen Rundfunk ist.

Ohne Zweifel gehört das „KL Plaszow“, obwohl es seit der Evakuierung der NS-Truppen menschenleer ist, zum europäischen Erbe und ich würde sogar mich trauen zu sagen, zur Menschheit. Daher, auch ohne beurteilen fähig sein zu können, welche Seite – die Initiativen von Aktivist*innen gegen das Fällen von mehr als 500 Bäumen oder das Projekt für das Gedenkmuseum des Konzentrationslagers Płaszów in Krakau– richtiger ist, scheint mir sogar ist es wichtig, dieses Ereignis mit dem portugiesischsprachigen Publikum zu erwähnen. Informationen in englischer Sprache sind auf den offiziellen Websites des Festivals und des Museums verfügbar.