Stand: 15.02.2022 06:00 Uhr
In Norddeutschland gibt es aktuell mindestens 60 illegale große Müllkippen. Auf manchen Flächen sollten Solaranlagen entstehen, Investoren versprachen dafür die Räumung des Mülls. Doch mehrere Gemeinden fühlen sich getäuscht.
von Katrin Kampling und Nils Naber
Fährt man von der Autobahn A20 zum kleinen Örtchen Neverin im Kreis Mecklenburgische Seenplatte, dann sieht man sie schon von weitem: Müllberge, die sich am Ortseingang aufhäufen. Mehrere zehntausend Tonnen Müll lagern hier illegal - direkt neben einer großen Solaranlage. "Ein Schandfleck am Ortseingang", meint Bürgermeister Nico Klose.
Dabei hätte alles so schön werden sollen: Vor rund acht Jahren kauften Investoren aus der Region das Grundstück vor Neverins Toren. Es gehörte früher einer Recyclingfirma, die vor vielen Jahren insolvent ging und den Müll hinterließ. Auf einem Teil der Fläche wird daraufhin eine Solaranlage errichtet. Der größte Teil der Abfälle liegt allerdings bis heute auf einem anderen Teil der Fläche, obwohl die Eigentümer eigentlich dazu verpflichtet sind, die illegal lagernden Abfälle zu räumen.
Doch das ist im Falle Neverins nicht so einfach. Denn hier hat nicht nur eine Firma die Fläche gekauft, sondern mehrere Unternehmen. Dabei wurde die Fläche so erworben, dass der Bereich mit dem meisten Müll einer englischen Briefkastenfirma, der Agro Finance Ltd. gehört. Hinter ihr steht ein Unternehmer aus der Nähe von Flensburg, Uwe K. Das Gelände, auf dem die Solaranlage errichtet wurde, gehört einer Firma mit Sitz in Rostock. Ob diese Aufteilung so getroffen wurde, um sich der Verpflichtung zur Räumung zu entziehen, kann nur gemutmaßt werden. Weder die Agro Finance Ltd. noch Uwe K. oder die Firma in Rostock haben auf Anfragen reagiert. (...)