Westend - Die Massen stehen am Samstagabend Schlange im Westend: Neonfarben im Gesicht, Pyramiden-Hüte auf dem Kopf, bunte Tutus um die Hüften. Kaum einer kommt unverkleidet zum ausverkauften Konzert der Elektro- und Hip-Hop-Band Deichkind in die Festhalle. Von Katrin Greschner
Es ist fast ein Kult, der sich um die Hamburger Gruppe gebildet hat - zur Faschingszeit passt die Kleidung der 11.500 feierwütigen Fans jedenfalls.
Zehn Minuten Intro, dann geht plötzlich alles ganz schnell: Blau-weiß gekleidet rauscht die Band nach zwei Jahren Tour-Pause wie ein Schneesturm auf die Bühne. Die Fans stehen eng an eng, rasten völlig aus. In der ersten Hälfte dominieren Songs aus dem neuen Album „Wer sagt denn das". Zum gleichnamigen Lied feiert die Menge.
Alle paar Minuten wechseln Band und Tänzer die Outfits, das Bühnenbild verändert sich passend dazu. Podeste fahren hoch und runter. Jede Bewegung muss sitzen, sonst werden die Akteure noch von einer der beweglichen Wände erschlagen. Dann wird es dunkel. Ein Video läuft auf dem zugefallenen Vorhang. Es zeigt eine völlig zerstörte Wohnung nach einer Party.
Die zweite Hälfte des Konzerts beginnt mit einem der bekanntesten Hits: „Bück dich hoch". Mit Bürostühlen rollen die Sänger über die Bühne. „Wollt ihr Hip-Hop hören?", fragt einer. Es folgen „Leider geil" und „Komm schon". Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, bevor die Festhalle bei „Alles außer Sunshine" beginnt, zu funkeln: Tausende Feuerzeuge und Handy-Taschenlampen leuchten auf und bewegen sich im Takt.
Eine Fitness-Gruppe hüpft wie wild auf kleinen Trampolinen. Beim Lied „Arbeit nervt" kommen die für die Band obligatorischen Pyramiden-Hüte auf den Kopf. Dann rollt ein riesiges buntes Fass durchs Publikum. Innen rappt die Band, oben sitzt ein weiteres „Deichkind" und schwenkt eine Fahne. Die Aufschrift: „The Power of Love".
Zum Finale eskaliert die Band völlig: Als Zugabe gibt's „Krawall und Remmidemmi". Ein großes rundes Schlauchboot wird von der Menge durchs Publikum getragen. Auf der Bühne steht eine Hüpfburg. Luftschlangen schießen in die Menge und mit einem Seil schwingt ein Tänzer über die Bühne. Die verschwitzten Fans treten nach rund zweieinhalb Stunden Dauerparty den Heimweg an. Zurück bleiben klebrige Böden und dröhnende Bässe in den Ohren.