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Jahresrückblick Teil 2: Das hat die Gastro-Branche 2021 bewegt

Foto: Ben Korengevel/Unsplash

Mit einem nachhaltigeren Verpackungsgesetz, Debatten um 2G(plus) und mehr Diversität auf dem Delivery-Markt geht 2021 in den Showdown. kollex wünscht einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Juli

Verpackungen sollen künftig nachhaltiger sein. by Cristiano Pinto, unsplash

Ein neues Verpackungsgesetz tritt in Kraft: Seit dem 3. Juli sind etwa Plastikstrohhalme und Einweggeschirr untersagt. Ab 2023 müssen Gastronom:innen zudem neben Einweg-, auch Mehrwegbehälter für Essen und Getränke zum Mitnehmen anbieten.

Auch nach der stufenweisen Öffnung leidet das Gastgewerbe weiter unter Umsatzeinbußen. Im Juni 2021 verzeichneten die Hotels und Restaurants Umsatzeinbußen von 35,7 Prozent im Vergleich zum Juni 2019. Das geht aus einer aktuellen Branchenumfrage hervor, die der DEHOGA veröffentlicht hat. Befragt wurden über 3.300 Unternehmen in der Zeit vom 1. bis 5. Juli.

In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli werden Teile Nordrheinwestfalens und Rheinland-Pfalz von einer Flutkatastrophe betroffen. Eine Initiative macht aus der Not eine Tugend und veräußert aus der Flut geretteten Wein in einer Spendenkampagne. „Flutwein“ heißen die nicht mehr ganz einwandfreien, aber noch völlig verschlossenen, einzigartigen Flaschen.

Wachsendes Interesse an Bio-Produkten: Der Anbauverband Bioland verzeichnet seit Jahresbeginn ganze 25 neue Bioland-Gastronomie-Partner:innen.

Das Unternehmen Delivery Hero will bis Ende 2021 klimaneutral werden und startet ein globales Programm für nachhaltige Verpackungen zur Reduzierung von Plastikmüll. Der Konzern gibt daher bis Ende 2022 rund 10 Millionen Einheiten nachhaltiger Verpackungen an lokale Restaurants in Österreich, Chile, Deutschland, Hongkong, Ungarn, Katar, Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten zu „erschwinglichen Preisen“ ab.

Earth Overshoot Day: Der Welterschöpfungstag fällt auf den 29. Juli. Rund fünf Monate vor dem Jahresende haben die Menschen rund um den Globus bereits alle biologischen Ressourcen aufgebraucht, die die Erde innerhalb eines Jahres wiederherstellen und somit nachhaltig zur Verfügung stellen kann.


August

Nur wer geimpft, genesen oder getestet ist, darf eintreten, wenn 3G gilt. by Geralt, Pixabay

Der Markt der Online-Lieferdienste für Essen und Lebensmittel ist hart umkämpft. Nach Gorillas, Flink, Wolt und Getir geht nun auch Foodpanda zunächst in Berlin an den Start. Andere Städte folgen. 

Bund und Länder einigen sich auf 3G: Nur wer geimpft, genesen oder getestet ist, hat noch Zutritt zur Innengastronomie.

Online-Lieferdienst Lieferando will einen „neuen Branchenstandard setzen“ und bietet seinen Fahrerinnen und Fahrern unbefristete Arbeitsverträge an.

In einigen Bundesländern dürfen Clubs wieder öffnen – jedoch vielerorts unter Auflagen, die einen wirtschaftlichen Betrieb unrealistisch machen.

Chance für Gastro und Kultur? Als erstes Bundesland führt Hamburg das 2G-Modell als Option ein. Im Laufe des Jahres werden viele weitere Länder folgen.

Zuversicht in der Gastro-Branche: Dank der Lockerungen und der gestiegenen touristischen Nachfrage geht es im Gastgewerbe wieder aufwärts. Im August 2021 lagen die Umsätze 5,7 Prozent unter den Augustwerten des Vorkrisenjahres 2019, so das Ergebnis einer Umfrage des DEHOGA. „Das ist der beste Wert, der in einer monatlichen Dehoga-Umfrage seit Beginn der Pandemie im März 2020 festgestellt wurde“, sagt Dehoga-Präsident Guido Zöllick.

31. August: Das generelle Tanzverbot wird vom Berliner Senat gekippt. Der Berliner Clubbetrieb darf demnach unter 2G-Regel und ohne Maskenpflicht stattfinden.


September

Das ist sie, die Top 3 des We're Smart Awards. ©kachenmagazine

Die Debatte um 2G zieht an. Der Zugang etwa in die Gastronomie nur für Geimpfte und Genesene sorgt für gemischte Gefühle bei Gastgeber:innen und Gästen. Noch ist das Modell wenig verbreitet, die meisten Gastronom:innen setzen auf 3G. Wirt:innen, die sich bereits für 2G entschlossen haben, werden in den sozialen Medien teils harsch angefeindet.

Das Münchener Oktoberfest fällt auch dieses Jahr coronabedingt wieder aus. Aber immerhin: Der Begriff Oktoberfest ist nun eine geschützte Marke.

Lieferprobleme im Welthandel, gestiegene Rohstoffpreise und Inflation sorgen auch für höhere Preise in der Gastronomie. Zusätzlich leidet die Branche unter drastisch verschärftem Personalmangel.

Der internationale Preis We're Smart Award ehrt die besten Restaurants rund um den Globus, die auf pflanzlicher Basis kochen. Unter den Top 10 finden sich neun Vertreter aus Europa sowie einer aus den USA. Das beste deutsche pflanzliche Restaurant ist das Tian in München auf Platz 58.


Oktober

Unmut unter den Gorillas-Mitarbeitenden - das Unternehmen entlässt streikende Angestellte by Yagmur Ruzgar/Gorillas

Am 1. Oktober ehrt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Gastronom:innen Ilona Scholl und Max Strohe mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Die Berliner Unternehmer:innen erhalten die Auszeichnung für ihre Initiative „Kochen für Helden“ während des ersten Corona-Lockdowns. Scholl und Strohe versorgten unter anderem Krankenhaus-Mitarbeiter mit frisch gekochten und gesunden Mahlzeiten.

Arbeitskampf bei Gorillas: Das Unternehmen entlässt streikende Arbeitnehmer:innen.

Die Rangliste der „World’s 50 Best Restaurants“ steht fest. Zwei dänische Restaurants führen das Ranking an. Freuen dürfen sich auch zwei deutsche Top-Restaurants aus Berlin: Auf Rang 31 landet in diesem Jahr das Restaurant Tim Raue und auf Platz 45 das Nobelhart & Schmutzig.

Das seit fast 50 Jahren berühmteste und älteste Sternerestaurant in München, das Tantris, hat nach zehnmonatigem Umbau wieder geöffnet.

Der Restaurant-Guide Gault Millau verschiebt sein Erscheinen auf Frühjahr 2022. Die Tester:innen und Autor:innen würden so den Veränderungen Rechnung tragen, die sich in der deutschen Restaurantlandschaft im Verlauf des Jahres 2021 ergeben haben, begründet Lizenznehmer Burda den Schritt.

Eine anonyme Investorengruppe rettet Alfons Schuhbeck und seine Firmen: Im Juli hatte der seine Zahlungsunfähigkeit bekannt gegeben.


November

Einer der Weihnachtsmärkte, der Corona nicht zum Opfer fiel - am Hamburger Jungfernstieg by Christian Ohde

Die Delivery-Hero-Tochter Foodpanda schickt ihre Kuriere in drei weiteren deutschen Metropolen ins Rennen. Der Anbieter ist parallel in Frankfurt, Hamburg und München gestartet und bringt dort seinen Kunden Speisen aus Restaurants.

Konkurrenz für Lieferando und Uber: Doordash übernimmt Wolt und expandiert auf den deutschen Markt. Der Essenlieferdienst startet in Stuttgart.

Tik Tok ist der größte Food-Trend-Treiber, vegane Lebensmittel erfreuen äußerst großer Beliebtheit und die Erfolgswelle der Lieferdiensten wird anhalten – diese und weitere Erkenntnisse veröffentlicht  Brandwatch in seinem neuen Report.

Die Infektionszahlen steigen und Deutschland wird wieder zum Flickenteppich. Die Coronamaßnahmen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. In Bayern klagt ein Gastronom erfolglos gegen die Sperrstunde ab 22 Uhr. Während Österreich wieder in einen harten Lockdown geht, richten Bund und Länder Grenzwerte neuerdings hinsichtlich der Hospitalisierungsrate aus. Die Gastronomie bleibt geöffnet. Eine Datenanalyse der luca App belegt, dass Restaurants kaum Infektionsherde seien.

Das Ferienwohnungsportal Holidu hat aus seinen Daten eine Rangliste der Städte erstellt, die die höchste Dichte an veganen, vegetarischen und vegetarierfreundlichen Restaurants aufweisen – und liefert pro Stadt eine Restaurant-Empfehlung. Auf Platz 1 ist überraschenderweise Heidelberg, dicht gefolgt von Frankfurt am Main und Düsseldorf.

Zahlreiche Weihnachtsmärkte wie die in München, Dresden und Nürnberg werden pandemiebedingt abgesagt. Andere wie die in Frankfurt am Main und einige der vielen in Hamburg und Berlin finden statt.

Der Party Service Bund Deutschland e.V. schlägt Alarm. Nach den Erkenntnissen des bundesweiten Branchen- und Berufsfachverbandes ergießt sich zurzeit über den Partyservice-Unternehmern und Caterern eine riesige Stornierungswelle.


Dezember

Lieferant Yusaku Maezawa & Astronaut auf der Raumstation ISS by Uber Eats

Eine erneute Bund-Länder-Konferenz macht 2Gplus im Gastgewerbe möglich. Viele Gastronnom:innen lehnen das Modell ab und gehen auf die Straße. Der DEHOGA ruft zu einer Demonstration vor dem Mainzer Landtag auf, Leitspruch: „Das Gastgewerbe kocht vor Wut“. Clubs sind nunmehr wieder im  Lockdown.

Für die Überbrückungshilfe III Plus hat das Bundeswirtschaftsministerium die Voraussetzungen gelockert: Auch bei „freiwilliger Schließung“ können sie ausgezahlt werden. Gastronom:innen, die ihre Betriebe aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen haben, können nun also auch dadurch unterstützt werden.

Ein Open Table Ranking ergibt: Die beliebtesten Restaurants hat die Hansestadt Hamburg vorzuweisen. Die diesjährige Top 50-Liste wurde aus mehr als 130.000 Bewertungen von registrierten OpenTable-Gästen ermittelt, die Restaurants in ganz Deutschland beurteilten.

Galaktische Kampagne: Uber Eats liefert im All. Der Food-Delivery-Dienst tätigt seine erste Lieferung völlig losgelöst von der Erde und zwar auf die Internationale Raumstation (ISS). Überbracht wurde die Fracht vom japanischen Milliardär und Weltraumtouristen Yusaku Maezawa.

Mehr Geld in der Gastro: Ein neuer Tarifvertrag von DEHOGA und Nahrung-Genuss-Stätten (NGG) wird verabschiedet. Demnach steigen die tariflichen Entgelte im hessischen Gastgewerbe zunächst zum 1. März 2022 um 8,5 Prozent. In einer zweiten Stufe werden die Löhne um weitere 6,5 Prozent zum 1. Januar 2023 angehoben.

Ein neues Infektionsschutzgesetz wird beschlossen. Zwei Punkte sind speziell fürs Gastgewerbe relevant: mögliche regionale Restaurant-Schließungen sowie eine Verlängerung des Kurzarbeitergeldes.

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