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#GayPride Teil II: Alles Paletti in der Regenbogenarea!

Paletti-Inhaberin Claudia Bubenheim, Foto: Paletti

Claudia Bubenheim ist Gastronomin und Mitorganisatorin des Frankfurter Christopher Street Days (CSD). Wir haben mit ihr über vegane Küche, Kundgebungen und Kommerz auf dem CSD gesprochen.


Eine Auswahl an Paletti-Gerichten  Copyright Paletti

Eine Auswahl an Paletti-Gerichten (Copyright: Paletti)


Von der Gin-Bar zum veganen Restaurant: Claudia Bubenheim betreibt in einer Hochburg der italienischen Küche ein Lokal mit pflanzenbasierter Küche. Als sie ihre Paletti Genussbar in Neu-Isenburg am 1. Mai 2015 eröffnete, standen noch Burger mit Fleisch-Pattys und eine große Gin-Auswahl auf der Karte. „Damals war aber alles bei uns schon aus biologischer Erzeugung“, betont die Gastronomin. Außerdem legt Bubenheim großen Wert auf Nachhaltigkeit, dass alles hausgemacht ist, kein Fertigfutter zum Einsatz kommt und saisonale Küche geboten wird. 

„Da ich mich selbst zu 98 Prozent vegan ernähre, hatte ich mit dem Fleischangebot in meinem Restaurant ein schlechtes Gefühl“, erklärt Bubenheim. Also holte sie sich den veganen Koch Sebastian Copien für eine Gastro-Beratung mit Personalschulung ins Haus, entwickelte und optimierte Rezepte. Im Dezember 2018 ist sie dann den Schritt gegangen und hat ihr kulinarisches Angebot komplett vegan umgestellt. Vom Gin hat sie sich nicht ganz verabschiedet und bietet monatlich wechselnd nur noch einen speziellen Tropfen für ihren Gin Tonic und Gin Mule an. Zuvor gab es eine ganze Karte mit verschiedenen Varianten. „Das Barkonzept ist von den Leuten letztendlich doch nicht so gut angenommen worden, wie ich mir das erhofft hatte“, stellt die vegane Wirtin fest. 


Das Paletti Copyright Paletti

Das Paletti (Copyright: Paletti)


Von der Lesben-Party zur Regenbogenarea

Doch wie kam sie zur Gastronomie? „Ich habe seit meinem 18. Lebensjahr schon immer viel in der Gastro und in Clubs gearbeitet“, sagt Bubenheim. Seit 1999 betreibt sie Xtremities – einen Eventservice. Begonnen hat sie damals mit Frauen-Partys: „Heute besteht eine andere Selbstverständlichkeit für junge, lesbische Frauen, sich in der Hetero-Welt zu zeigen. Das war vor 22 Jahren viel schwieriger. Da war es wichtig, solche Räume für die Community zu schaffen“, sagt Bubenheim. Heute veranstaltet sie LGBTIQ+ freundliche „Regenbogenareas“ auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt sowie lokalen Volks- und Straßenfesten und organisiert den Frankfurter CSD mit. 

„Es ist immer noch wichtig, Räume zu schaffen, in denen sich queere Menschen frei bewegen können“, betont Bubenheim. Dass es andere, nicht-heteronormative Lebensweisen gibt, sei zwar schon mehr in der Gesellschaft angekommen, „aber viele haben es noch immer schwer, anerkannt zu werden – sogar in Deutschland. Von anderen Ländern wie Polen, der Türkei und Ungarn ganz zu schweigen“, bedauert Bubenheim. Auf dem Frankfurter CSD ist sie als eine von sechs Vorstandsmitgliedern des veranstaltenden Vereins für die Organisation des Straßenfestes zuständig: „Zusammen mit Annika Pilger, die auch im Vorstand sitzt, kümmere ich mich um Infrastruktur, Logistik, Sicherheitskonzept sowie Anträge und Auflagen von der Stadt“, sagt sie. 


„Party und Politik schließen sich nicht aus“

Viele Menschen aus der LGBTIQ+ Community kritisieren, dass der CSD immer kommerzieller wird.  Bubenheim findet, dass die Kommerzialisierung notwendig ist, um das bunte Treiben zu finanzieren und Aufmerksamkeit zu generieren: „Jede Dienstleistung, jede Toilette, jeder Wasserschlauch und natürlich auch der Strom kosten Geld.“, weiß die Organisatorin. Schade findet sie hingegen, dass die Medien, ihrer Meinung nach, oft bloß den Party-Charakter der Veranstaltung betonen würden und die politische Demonstration, die auch einen wichtigen Teil des Ganzen ausmache, eher vernachlässigten. Auf dem CSD treffe Party auf politische Kundgebung. Dabei schließe das eine das andere nicht aus: „Die Demonstration wirkt vielleicht wie Karneval, weil sich die Menschen bunter und schriller geben. Dadurch wird eben Aufmerksamkeit erzeugt. Vor allem stehen die Menschen aber für ihre Lebensweise ein und was kann daran verkehrt sein?“, fragt Bubenheim. 


CSD setzt Zeichen gegen Homofeindlichkeit

Seitdem der Stein durch Stonewall im Jahr 1969 in New York City ins Rollen gebracht wurde, habe sich einiges für queere Menschen verbessert: „Die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft und Ehe sind Weiterentwicklungen. Dass sich Menschen zum Beispiel in höheren beruflichen Positionen outen können, ist ein gewaltiger Fortschritt. Es gibt offen schwule und lesbische Politiker:innen“, zählt Bubenheim auf. Zu all diesen Entwicklungen hätten auch die alljährlichen CSD’s beigetragen, findet sie. „Trotzdem gibt es heutzutage immer noch Leute aus der LGBTIQ+ Community, die auf der Straße verprügelt werden“, gibt Bubenheim zu bedenken. Das findet sie erschreckend. „Solange Menschen, egal wo auf der Welt, für ihre sexuelle Orientierung oder Identität verurteilt werden, ist es einfach notwendig, für LGBTIQ+ Rechte zu kämpfen.“, sagt sie entschieden. Auf dem diesjährigen Frankfurter CSD haben 8200 Menschen aus der LGBTIQ+ Community für Gleichheit, Akzeptanz und Diversität demonstriert und das mache sie stolz.

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