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So soll Frankfurts Kultur im Sommer wiederbelebt werden

Das Antagon-Straßentheater auf Stelzen (Archivbild): Die musikalische und schauspielerische Eröffnung der Sommerwerft 2020 in der Ostendstraße. (Quelle: Protagon/Barbara Walzer)

In diesem Sommer soll Frankfurts Theaterszene nach zähen Pandemie-Monaten wiederbelebt werden. Dafür hat sich der Verein Protagon etwas ausgedacht.


Die Kultur in Pandemiezeiten sichtbar machen, von mobilem Straßentheater bis hin zu ganzen Festivals – das möchte der Verein Protagon e. V. mit einem dreimonatigen Kultursommer in Frankfurt ermöglichen. Im Rahmen des eigens konzipierten Projekts "Sichtbar Machen 2021" sind 130 Theater-, Tanz- und Kulturveranstaltungen an 36 Schwerpunkttagen von Juli bis September geplant.

Das Programm setzt sich aus Straßentheateraktionen und Festivals zusammen. Höhepunkt des Kultursommers soll die Sommerwerft vom 23. Juli bis 8. August sein – das beliebte Outdoor-Theaterfestival findet alljährlich an der Weseler Werft, vor den Sicherheitszäunen der Europäischen Zentralbank statt. Auch im vergangenen, durch Corona hart gebeutelten Jahr konnte Protagon die Veranstaltung ausrichten.

Zwar nicht wie sonst – denn erstmals gab es eine Umzäunung und strenge Hygiene- sowie Abstandsregelungen – trotzdem sei die Sommerwerft 2020 ein voller Erfolg gewesen, freut sich Bernhard Bub, künstlerischer Leiter der kollaborierenden freien Theateraktion Antagon.


"Maximale Sicherheit und minimale Infektionsgefahr"

Mit insgesamt 15.000 Besucherinnen und Besuchern an elf Tagen sei die Sommerwerft die größte hessische Kulturveranstaltung im vergangenen Jahr gewesen, sagt Bub. "Die Sommerwerft wird auch dieses Jahr wieder ein lebendiger Ort, der den Zugang zur darstellenden Kunst mit einem ausgefeilten Hygienekonzept ermöglicht", so der künstlerische Leiter.

Ein finales Konzept werde zur Zeit von den Veranstaltungsspezialisten und dem Frankfurter Gesundheitsamt ausgearbeitet. Jedenfalls könne sich das Hygienekonzept an dem der vergangenen Sommerwerft orientieren: Vor Betreten des Geländes wurden Kontaktdaten aufgenommen. Es gab eine maximale Anzahl an Personen, die sich gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten durfte. "Dabei wurde darauf geachtet, dass alle Besucher stets Maske tragen und mindestens 1,5 Meter Abstand zueinander halten. Das hat sehr gut geklappt", erinnert sich Bub.


Die Weseler Werft in der Abenddmmerung Archivbild Die Sommerwerft findet in diesem Jahr zum 20 Mal statt Quelle ProtagonBarbara WalzerDie Weseler Werft in der Abenddämmerung (Archivbild): Die Sommerwerft findet in diesem Jahr zum 20. Mal statt. (Quelle: Protagon/Barbara Walzer)

Wie die genauen Bestimmungen in diesem Hochsommer sein werden, wisse Bub jetzt zwar noch nicht. Protagon werde das Konzept aber so ausrichten, dass "maximale Sicherheit und minimale Infektionsgefahr" bestehe, versichert er.


Probepremiere unter Corona-Bedingungen

Ein mögliches Hygienekonzept wurde bereits auf einer Probepremiere ausgetestet: Am 7. Mai hat das Theater-Ensemble Antagon das Stück "Time Out" auf dem Protagon-Kulturgelände in Fechenheim aufgeführt. Auf der Bühne spielten 15 Darstellerinnen und Darsteller vor gerade mal 20 Mitarbeitern unter der Regie von Bernhard Bub. Alle aus dem Publikum mussten ein negatives Testergebnis vom selben Tag vorweisen und stets Maske tragen. Die Stühle waren in Zweiergruppen mit jeweils 1,5 Meter Sicherheitsabstand zueinander arrangiert. Das Konzept sei laut Bub für erfolgreich erklärt worden.

Da die Sommerwerft in ihr 20. Jahr geht und runden Geburtstag feiert, soll die regionale Szene im Vordergrund stehen: Auf der Vereinswebseite können sich alle freien Projekte aus Hessen für eine Teilnahme bewerben. Neben der Sommerwerft werde das Internationale Frauen*Theater-Festival Mitte September ein weiterer Höhepunkt sein, kündigt Bub an.

Es werde, wie die Testveranstaltung, ebenfalls auf dem Protagon-Gelände stattfinden. Dafür werde eine überdachte Außenbühne aufgebaut, die den ganzen Kultursommer über solchen Produktionen zur Verfügung stehen werde, die sonst indoor ausgerichtet werden.

Für ein vielfältiges Kinder- und Jugendprogramm sorge das Theaterhaus Ensemble, das mit Antagon zusammenarbeitet. An neun Tagen der Sommerwerft seien jeweils zwei Aufführungen geplant.


Ein Flohmarkt anlsslich der Sommerwerft im vergangenen Jahr Archivbild Auch ein Kinderprogramm gehrt zum Eventplan fr den diesjhrigen Kultursommer Quelle ProtagonBarbara WalzerEin Flohmarkt anlässlich der Sommerwerft im vergangenen Jahr (Archivbild): Auch ein Kinderprogramm gehört – unter Hygieneauflagen – zum Eventplan für den diesjährigen Kultursommer. (Quelle: Protagon/Barbara Walzer)


Straßentheater auch in soziale Brennpunkte tragen

Anfangs-, End- und Zwischenstationen des Kultursommers werde das mobile Theater in und um Frankfurt markieren. Das Ensemble Antagon werde seine Produktion klimaX an zwölf Tagen in die Stadtteile tragen: "Wir werden besonders auch Gebiete in der Peripherie auswählen, wo der Zugang zu kulturellen Angeboten sonst nur erschwert möglich ist", sagt Bub.

Die Ahornstraße, ein sozialer Brennpunkt in Griesheim, sei so ein Ort. Ebenfalls denkbar sei der Stadtteil Fechenheim sowie die an Frankfurt grenzenden Städte Bad Vilbel und Eschborn. Alle Aktionen und das gesamte Programm veröffentlicht Protagon auf seiner Webseite.

Möglich mache das Kultursommer-Projekt eine Förderung vom Land Hessen mit dem Titel "Ins Freie". Zu dem gleichzeitig stattfindenden "Sommerbau" vom Künstlerhaus Mousonturm und Frankfurt LAB sagt Bub: "Toll, dass es auch so etwas gibt". Im Rahmen dieses Vorhabens entsteht zwischen Frankfurt und Offenbach ein großes Freilichttheater. Als Konkurrenz für den Protagon-Kultursommer betrachte Bub es nicht.

"Unsere Fördergelder reichen jedenfalls nicht für einen monumentalen Bau am Main. Wir werden zum 20-jährigen Bestehen dieses Festivals in Frankfurt ebenfalls ein unvergessliches Monument errichten", so Bub. Auf den Veranstaltungen des Protagon-Kultursommers gehe es darum, die Menschen – unter Einhaltung von Sicherheitsabständen – zusammenzubringen.


Verwendete Quellen:
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Bernhard Bub
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