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Gründung in der Krise Teil IV: Die Trendsetterinnen

Foto: Die Gründerinnen Sibel Bakanhan und Angela Lederer (Copyright: Plants & Cakes)

Erfolgsgeschichte Plants & Cakes: Die beiden Freundinnen Sibel Bakanhan und Angela Lederer haben ihr veganes Café in Frankfurt am Main im April 2019 gegründet und sind im Mai 2020 expandiert. In der Krise sehen sie einen kleinen Vorteil in Tageskonzepten wie Cafés. 


Pünktlich zum Ende des ersten Lockdowns haben Bakanhan und Lederer am 18. Mai 2020 die Türen ihres Plants & Cakes East eröffnet – und zwar im hippen Lindley Hotel im Frankfurter Stadtteil Ostend. Dort sind sie in die hoteleigene Bakery eingezogen, direkt neben der angeschlossenen Gastronomie „Leuchtendroter“. In unmittelbarer Nachbarschaft: das angesagte Moxy Hotel. Damit eröffneten die Plants & Cakes-Macherinnen ihren zweiten Store mitten im hippen Bermudadreieck des Frankfurter Ostens. Das Stammhaus finden Gäste seit April 2019 in einer anderen, aber nicht minder coolen Gegend: auf dem hoch frequentierten Oeder Weg im Stadtteil Nordend. 


Social Media is the key

Ziemlich im Trend liegt auch das Konzept: „Wir bieten gesunde Raw Cakes an“, erklärt Lederer. Rein pflanzliche, zucker- und glutenfreie Rohkosttorten stehen in den beiden Plants & Cakes Stores zum Verkauf. Abgerundet wird das Sortiment durch Kaffee, Stullen, Säfte und Nice Cream Bowls – „das sind gefrorene Früchte von eisähnlicher Konsistenz mit verschiedenen Super Foods als Toppings“, sagt die Gastronomin Sibel Bakanhan. In der Krise setzen Lederer und Bakanhan viel auf Social Media: „Unser Account soll Lust darauf machen, vorbeizukommen und das Take Away-Angebot in Anspruch zu nehmen“, sagt Bakanhan. Die Strategie scheint aufzugehen: Der Instagram-Auftritt des Plants & Cakes zählt derzeit knapp 20.000 Follower mit steigender Tendenz.

Die Geburt des Plants & Cakes fiel zeitgleich auf die Eröffnung des Lindley Hotels am anderen Ende der Stadt. Dass sie ein Jahr später kollaborieren würden, war damals noch nicht klar. „Damals hat auch noch niemand was von Corona geahnt“, scherzt Bakanhan. Der Einzug in die Hotelbäckerei sei praktisch gewesen: „Wir haben das Café übernommen und hatten demnach nicht so hohe Investitionskosten wie im ersten Laden“. Es sei bereits viel gegeben gewesen.


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Foto: Impressionen aus dem Plants & Cakes (Copyright: Plants & Cakes)


Ein Café von Veganerinnen für Veganer:innen

Ein halbes Leben lang kennen sich Sibel Bakanhan und Angela Lederer bereits. Sie lernten sich in der Schule kennen, haben gemeinsam ihre Ausbildungen als Hotelfachfrauen absolviert und anschließend zusammen studiert. Die Freundinnen, die selbst auch vegan leben, wollten sich mit dem Plants & Cakes ihren Traum vom veganen Café erfüllen. Dass sie den ersten Geburtstag des Stamm-Cafés nicht feiern konnten, sei der Pandemie geschuldet gewesen. 

Die Eröffnung der Dependence im Ostend haben die Junggastronominnen während des ersten Lockdowns, im Frühjahr 2020, geplant. „Es war schon eine krasse Herausforderung. Wir mussten viel umdenken, zum Beispiel in dem Punkt, wie wir die Theke herrichten“, erklärt Bakanhan. Viel Unterstützung haben die beiden Gastronominnen auch von ihren Kolleg:innen im Haus erhalten: Mit der Eröffnung des Plants & Cakes East, habe sich die Hotel-Gastronomie, „Leuchtendroter“, aus dem Mittagsgeschäft zurückgezogen und dem Café die Möglichkeit geboten, Lunch anzubieten. Bakanhan und Lederer brachten also mittags ihre Stullen auf den Tisch. „Das ist besser angekommen, als wir uns erhofft hatten“, schwärmt Lederer.

Die Junggastronominnen haben zwar bereits während des ersten Lockdowns damit gerechnet, dass ein zweiter im Herbst kommen würde. Doch als die Meldung der erneuten Schließung der Gastronomie gekommen ist, sei das trotzdem gerade im Hinblick auf den neu eröffneten Laden ein kleiner Schock gewesen. „Wir sind dankbar, dass wir noch Take Away machen können und unser Konzept vom Tag lebt“, sagt Lederer. Einen kleinen Krisen-Vorteil sehen die beiden Macherinnen in ihrem Café-Konzept. „Für die anderen Kolleg:innen in der Gastronomie, die Abendkonzepte mit Drinks haben, ist es gerade echt schwierig“, bedauert Bakanhan. 


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Foto: Weitere Impressionen aus dem Plants & Cakes (Copyright: Plants & Cakes)


Zu viel Verpackungsmüll in der Krise

Problematisch betrachten Sibel Bakanhan und Angela Lederer den anfallenden Verpackungsmüll in Zeiten des Liefer- und Mitnahmegeschäfts. „Der Anteil an Verpackungsmüll ist mit der Corona-Krise plötzlich auf der ganzen Welt explodiert. Das ist Wahnsinn“, sagt Lederer. Die Freundinnen setzen zwar auf plastikfreie, biologisch abbaubare Verpackungen, von Zero Waste könne man aber natürlich nicht sprechen. Immerhin haben sie ein eigenes Mehrweg-Pfand-System eingeführt und arbeiten auch mit der App Vytal, die ebenfalls ein nachhaltiges Pfandsystem anbietet.

In nächster Zeit werden die beiden Freundinnen eine externe Produktionsstätte in Betrieb nehmen. Im Stadtteil Bornheim werden sie in Zukunft ihre Raw Cakes für beide Stores zubereiten. „Dieser ganze Prozess wurde durch den Lockdown und die Corona-Situation ein bisschen verlangsamt. Wir hätten uns eigentlich gewünscht, dass es letztes Jahr schon geklappt hätte. Jetzt ist es aber endlich so weit“, freut sich Bakanhan. Geplant sei es dann auch, andere gastronomische Betriebe in Frankfurt zu beliefern. 

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