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It-Girls schlafen sich nicht nur den ganzen Tag hoch

It-Girls: Paris HIlton, Georgina Fleur und Nina Kristin

Sie sind berühmt fürs Fast-Berühmtsein, jetten durch die Welt, schlemmen in Gourmet-Tempeln und trinken lieber Champagner als Sekt: Das ist die schillernde Welt der It-Girls. Georgina Fleur klärt auf.


Von Friederike Corts und Kathrin Stangl



Champagner fließt in Strömen, die Absätze sind höher als eine Piccolo-Flasche Sekt, Mädels in teuren Kleidern tanzen ausgelassen und wedeln mit ihrer Designer-Handtasche durch die nebelige Club-Luft. Das ist keine außergewöhnliche Party, sondern Alltag für viele Frauen in Deutschland. Sie sind It-Girls. Ihr Leben besteht daraus, möglichst viele Partys zu besuchen, überall präsent zu sein und dadurch berühmt zu werden.

It-Girls, das sind laut Duden junge Frauen, die durch ihr häufiges öffentliches Auftreten in Gesellschaft prominenter Personen und ihre starke Medienpräsenz einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind. Das Wort "it" bedeutet übersetzt so viel wie "es" oder "etwas" - ein It-Girl ist somit ein Mädchen mit dem gewissen Etwas.

"Man kann nicht einfach von sich selbst sagen: 'Ich bin jetzt It-Girl'", sagt Georgina Fleur, das im Moment vielleicht bekannteste It-Girl Deutschlands. "Man braucht einen gewissen Bekanntheitsgrad." Georgina ist berühmt geworden, weil sie 2012 bei der RTL-Datingshow " Der Bachelor" teilgenommen hat. Sie war zwar "nur" Sechstplatzierte, doch durch ihr sympathisch-schrilles und polarisierendes Auftreten hat sie es schnell in die Schlagzeilen geschafft.


Als It-Girl kann man alles ausprobieren

2013 folgte das Dschungelcamp - ein gutes Sprungbrett für alle, die entweder aus der Versenkung auftauchen oder ihre Karriere starten wollen. Bei Georgina hat das funktioniert: Heute legt sie als DJane in Clubs auf, wird für Autogrammstunden und Fotoshootings gebucht, arbeitet als Model und tritt in Reality-Formaten auf - ein ausgefülltes Tagesprogramm.


"Ich wollte schon als kleines Mädchen bekannt werden, wusste aber nicht genau, wie. Als It-Girl kann ich jetzt alles ausprobieren", sagt die 23-Jährige. Wenn Georgina nicht gerade durch die Welt jettet, ist die quirlige Heidelbergerin gern in den Hotspots der Hauptstadt unterwegs. Dort sitzt sie dann mit ihren Freunden zusammen und genießt ihr Luxusleben. "Ich liebe Champagner. Am liebsten Moët & Chandon rosé oder Ruinart rosé."

Nur weil It-Girls Champagner schlürfen oder auf dem Roten Teppich unterwegs sind, heißt das nicht, dass keine Arbeit dahintersteckt: "It-Girls werden voll unterschätzt. Die Leute wissen gar nicht, was ich den ganzen Tag leiste. Da heißt es immer nur, ich wäre faul, würde den ganzen Tag Party machen und hätte mich hochgeschlafen. Ich habe mir das alles hart erarbeitet." Stillstand im It-Girl-Dasein ist gefährlich.

Jeden Tag hat Georgina neue Ideen für Projekte. Manche floppen zwar, das, was ihr am Herzen liegt, bekommt sie aber hin, sagt sie. Wie jüngst eine Girl-Band mit ihrer besten Freundin Anastasia Abasova (bekannt aus dem ProSieben-Format "Sommermädchen") - die beiden It-Girls werden noch in diesem Jahr ihre erste Platte veröffentlichen.

Immer wieder muss man sich neu erfinden: "Man darf nicht die Kopie von jemandem sein." Auch wenn Paris Hilton für Georgina die Begründerin der It-Girl-Szene ist, möchte sie ihre eigene Marke entwickeln.

Eine andere Auffassung vom It-Girl-Dasein hat Nina Kristin, Unternehmerstocher und bekannte TV-Blondine. Sie eifert lieber anderen It-Girls nach: "Paris Hilton ist mein Vorbild. Ich möchte genauso sein wie sie", sagt Nina Kristin, die berühmt wurde, weil sie durch sämtliche Fernsehformate turnte.


Männer sammeln ist als It-Girl einfacher

Das Vorhaben, berühmt zu werden, ist häufig zum Scheitern verurteilt: "Auch wenn es leicht aussieht, war es ein steinerner Weg. Deswegen schätze ich das so sehr, dass ich berühmt geworden bin", sagt die 29-Jährige. "Ich habe die heißesten Jungs und Promis gedatet. Und das nur, weil ich ein It-Girl bin. Das hätte ich sicher nicht machen können, wenn ich unbekannt gewesen wäre. Männer sammeln ist als It-Girl einfacher als als Unbekannte."

Der Drang, in die Öffentlichkeit zu kommen, hat Gründe. Dennis Hellweg von der Fakultät für angewandte Psychologie in Heidelberg sagt: "Eine große mediale Aufmerksamkeit kann Prominenten dabei helfen, ihre in der Vergangenheit erlebten Mangelerscheinungen in Bezug auf Nähe in der Gegenwart durch ein Übermaß an medialer Aufmerksamkeit zu kompensieren." Die Suche nach Geselligkeit und Glück also ist die Motivation für It-Girls - mittlerweile auch für immer mehr It-Boys.


Ab 40 ist es dann langsam vorbei

Emanzipation mal andersherum: Auch Jungs wollen ins Scheinwerferlicht und berühmt fürs Berühmtsein sein. Georgina hat diesen Trend erkannt und bildet jetzt sogar It-Boys aus: "Ich habe einen 16-jährigen Praktikanten, der mich nach Mallorca begleitet hat. So konnte er erfahren, wie stressig so ein Leben eigentlich ist", sagt Georgina.

Für immer möchten weder Georgina noch Nina Kristin It-Girls sein, darin sind die beiden sich einig: "Ich glaube, man kann nicht ein Leben lang It-Girl sein. Ab 40 oder so ist es dann langsam vorbei, auch gerade wenn man verheiratet ist und Kinder hat", sagt Nina Kristin.

Ein paar Jahre haben sie noch, bevor der It-Girl-Nachwuchs sie beerben wird. Und so lange können sie noch Champagner genießen und sich im Scheinwerferlicht den Bauch pinseln lassen.

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