Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Starke Bilder für die Straße

Die junge Galerie Bunsen Goetz in Johannis ist auf Street Art gekommen. Sie zeigt Arbeiten der kalifornischen Künstler Jeff Soto und Maxx Gramajo, die auch eine Nürnberger Unterführung verschönern durften.


Street Art, sagt Jan Thorleiv Bunsen, sei eigentlich kein Steckenpferd der Galerie Bunsen Goetz, die sich vornehmlich damit beschäftigt, „internationale Positionen aus den Bereichen Malerei und Skulptur in die Stadt zu holen". Wenn einem aber ein internationaler Graffiti- Superstar sozusagen vor die Füße fällt, dann „ist das eine Chance, bei der man sofort zugreifen muss - die Gattung wird zweitrangig". So kommen die beiden Kunsthistoriker Jan Thorleiv Bunsen und Ulrike Goetz, die nach sechsjähriger Galeristentätigkeit in Erlangen Anfang des Jahres ihren neuen Standort in Johannis bezogen haben, fast ein bisschen wie die Kunst-Jungfrau zum Sprayer: Jeff Soto ist das, was man wohl „eine große Nummer in der Szene" nennt. Gemeinsam mit Maxx Gramajo („Maxx242") ist er auf Einladung der Galerie aus Erlangens kalifornischer Partnerstadt Riverside angereist, um in der Ausstellung „Fire within" Graffiti und Pop Surrealismus zu zeigen. Wie sein Kompagnon entwickelte Soto seine Kunst aus dem Grafikdesign, studierte am „Art Center College of Design" in Pasadena im Bereich Illustration und bildende Kunst und begann nach dem Abschluss 2002 als freischaffender Illustrator. Spezialisiert auf den redaktionellen Bereich für Zeitschriften, Verlage und Plattenfirmen, gestaltete Soto u.a. Cover für Bands wie Pearl Jam, The Black Keys und Soundgarden. Parallel begann die Karriere als freischaffender Künstler mit Wurzeln im Bereich Street Art und Pop Surrealismus.

Soto avancierte zum anerkannten „Crossover"-Künstler, der neben der New Yorker „Jonathan Levine Gallery" auch in Museen und Galerien in Tokio, Paris und London präsentiert wird. Seit 2009 knüpft Jeff Soto wieder an seine Graffiti-Wurzeln an und beteiligt sich weltweit an Wandmalereien. Vorläufige Höhepunkte: die Arbeit im „Underbelly Project" einer illegalen Kunstgalerie in New York 2010 sowie seine bislang größte Wandmalerei „Les Chat Terrible" im Jahr darauf in Lyon. Soto lernte Goetz und Bunsen im Rahmen einer Ausstellung des „Riverside Art Museums" kennen, man fand sich sympathisch und plante umgehend eine Ausstellung. Nun ist die Schau „Fire within" in der Galerie zu sehen. Rund 25 Werke haben die beiden in Kisten verpackt nach Deutschland geschafft. Werke, die die Vielfalt und Kunstfertigkeit der Amerikaner belegen und „auf Tafelwerk zeigen, was möglich ist", so Bunsen, dem aber auch „der Transfer in den öffentlichen Raum" am Herzen liegt, denn „da gehört das nämlich eigentlich hin". Das hatte zur Folge, dass Gramajo und Soto einerseits eine Galeriewand mit einem Gemeinschaftsbild verzieren durften. Andererseits verdankt Nürnberg dem Einsatz der Galeristen ein noch viel exklusiveres Erinnerungsstück - eine „dauerhaft überlassene Arbeit": Nach zahlreichen Gesprächen mit Sör und dem Amt für Internationale Beziehungen wurde eine öffentliche Fläche ganz legal freigegeben. In der bisher nicht wirklich schönen Unterführung zwischen Hallerwiese und Kettensteg verewigten sich die Graffiti-Künstler in Form eines großen, bunten und eulenartigen Gemäldes, von dem nun jeder was hat. Eine schöne Idee, ähnlich wie die Aktion „Design im Radtunnel" der Grünen und der Ohm-Hochschule, deren erster Entwurf im Sommer an der Wöhrder Wiese umgesetzt worden war. So kann's weitergehen mit den tristen Unterführungen! Die Werke der kalifornischen Sprayer kann man noch bis 21. Dezember in der Galerie Bunsen Goetz, Kressenstraße 11, in Johannis bestaunen.


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