Neulich beim Reklamationsprozess in der Lingerie. Hatte ein Brustgeschirr dabei, das sich nach meinem Dafürhalten etwas zu frühzeitig aus dem Leim zu gehen anschickte. Reicht ja, wenn ich das tue. Jedenfalls ich so: „Blabla kaputt.“ Sie so: „ Blabla Waschmaschine?“ Ich so: „Selbstverständlich.“ Und wollte mir schon beim „Se…“ auf den Mund geschlagen haben. Denn freilich folgte eine streng gerunzelte Stirn mit der Belehrung, man sage seinen Kunden aber eigentlich immer, man dürfe nienienieemals … Zu meinem größten Bedauern kann ich einfach nicht besonders sehr arg gut lügen. Weder zu meinem eigenen Wohl noch dem meiner Mitmenschen. Dabei würde das das Leben so oft so viel einfacher gestalten. Mit Bewunderung und stechendem Neid beobachte ich seit jeher, wie sich um mich herum mit Elegance und ungezuckter Wimper durchs Leben gelogen wird.
Unvergessen beispielsweise, als sich zwei Mitschülerinnen für das zu
ihrem un-halt-ba-ren Bedauern verpasste Mathe-Extemporal wort- und
fantasiereich damit entschuldigten, eine sehr, sehr enge Verwandte sei völlig
überraschend dem Fährmann überstellt worden. Der Mathe-Mensch wand sich vor
Mitgefühl, ich daneben mich vor Scham. Seinen Ursprung dürfte diese Eigenschaft
bei einem jungen Mann, auf den ich hier nicht mehr anspielen darf, weil er mir
mit Enterbung gedroht hat, und zwar mit dem Argument, es gehe sich nicht an,
dass ich Gott und die Welt andauernd in den Irrglauben versetze, ich habe unter
einer schweren Kindheit unter einem schweren … äh … strengen Rabenvater gelitten,
haben. Als initiales Erlebnis hat sich da eine Episode im Gartencenter
eingeschnitten: Der junge Mann und mein noch sehr viel jüngereres Ich waren
dort zugange, um von Humus bis Rasenmäher alles zu kaufen, was so ein Balkon eben
verkraftet.
Als Lohn für stundenlanges Ausharren, Nebenherlatschen und mit
kindlichem Großmut auf den Erwerb eines Haustiers Verzichten, hatte ich mir mit
großem Erfolg ein Überraschungsei erquengelt. Nach Erledigung des
Aufs-Fließband-Laden-und-Bezahl-Vorgangs und mit quietschend-sperrenden
Einkaufswagenreifen zum Auto Wanderns griff ich mit diebischer Freude ins
Kleinkörberl am Wagen, um dort mit irrsinnigem Sparerstolz zu präsentieren, was
die Kassiererin übersehen hatte: das Ei. Eine wertvolle Mark gespart, so fand
ich, die man direkt in Gummibären umwandeln könnte. Doch es kam anders.
„Selbstverständlich, Kind“, hob der Mann an, „gehst du jetzt sofort wieder
hinein und bezahlst dieses Ei!“ Ich war entsetzt, weinte, flehte, doch es half
nichts. Für den Lapsus, pontifizierte es, würde die arme Frau zur Rechenschaft
gezogen und das Fabergé-gleiche Ei von ihrem mageren Lohn abgezogen werden, und
das sei moralisch nicht vertretbar. Klar wie Kloßbrühe: daher hab ich den
Salat. Besten Dank!
Und ihr jetzt Wochenende: „Freiküssen“ (Mach,
Kaiserstraße), „Mosher’s Night“ (Cult, Dooser Straße), „Balkan Beatz“
(Indabahn, Bahnhof), „T.I.C.S.“ (Mitte, Hallplatz), „Take Off – Electronic
Journey“ (T90, Flughafen) und am Samstag „Summer Session“ (24 Stunden! Hirsch
& Rakete, Vogelweiherstraße), „Club Stereo Indie Open Air Aftershow“
(Klaragasse), „90er Party“ (Zentralcafé, Königstraße), „Latin.Flavoured.Nightlife“
(Fogon, Klingenhof). Wie man sehen kann, gibt’s noch (mehr) haufenweise
Sommerpausen in den Tanzlokalen. Aber ich sag’s euch ganz ehrlich: Ich bin grad
auch lieber draußen. Echt wahr!