Das Rockhouse Zelt auf dem Nürnberger Frühlingsfest hat am Donnerstag eine "Rammstein vs. Freiwild"-Party gefeiert. Die zuvor in den Medien mehrfach thematisierten, angeblich rechtspopulistischen Motive der südtiroler Deutschrock-Gruppe Frei.Wild und die Ereignisse rund um die Verleihung des Musikpreises Echo waren Grund genug, sich dort einmal umzusehen.
Die südtiroler Deutschrock-Gruppe Frei.Wild dürfte spätestens seit der diesjährigen Verleihung des Musikpreises Echo den meisten Menschen ein Begriff sein. Im Vorfeld des Ereignisses hatte die Band unversehens von sich reden gemacht, nachdem ihre Nominierung zahlreiche Proteste und Boykottandrohungen beispielsweise von den Ärzten, MIA oder Kraftklub zur Folge hatte.
Hierfür ausschlaggebend war die mehrfach in Medien thematisierte mutmaßliche Nähe von Frei.Wild zu rechtspopulistischen Motiven. Die Deutsche Phono Akademie zog die Nominierung zurück - der braune Nachgeschmack blieb. Grund genug, aufmerksam zu werden, wenn das Rockhouse Zelt auf dem Frühlingsfest am vergangenen Donnerstag eine „Rammstein vs. Freiwild"-Party ankündigt.
Die Veranstalter lockten auf Facebook mit Freibier und „geiler Pyroshow" zum Auftritt der beiden fränkischen Coverbands Powerlord und Zeitgeist. Letztere ist spezialisiert auf Böhse Onkelz und Frei.Wild, da „unser Programm das bietet, was bei den meisten Cover-Rock-Bands die beste Stimmung am Abend bringt", merkt auf ihrer Homepage aber an: „Von jeglichen als politisch oder fremdenfeindlich interpretierten Texten distanzieren wir uns hiermit klar und deutlich!!!" Mit so einer expliziten Aussage tut sich Hermann Murr, Inhaber des Rockhouse Zeltes, schwer. Mit der Darbietung entspreche man dem Wunsch der Gäste nach dieser Musikrichtung. Die Bands seien seit November gebucht, die Debatte habe ihn beeinträchtigt, doch eine Stornierung würde mit rund 10.000 Euro zu Buche schlagen. „So eine regionale Veranstaltung ist doch nicht so entscheidend wie der große Echo", sagt Murr, und dass das Thema des Abends womöglich falsch gewählt sei - um geschwind einlenkend darauf aufmerksam zu machen, das Partymotto heiße doch ganz bewusst „Rammstein VERSUS Frei.Wild, also dass die da dagegen sind". Nur oberflächlich habe Murr die Texte inspiziert, sei aber „der Letzte, der sich an Meinungen von Bands wie Frei.Wild dranhängt".
Engelbert Süsser, Booker des Rockzeltes, „interessieren diese rechtsradikalen Sachen nicht. Texte sind egal, Hauptsache, die Halle ist voll und die Leute haben Spaß. Wir machen hier alles, was Mainstream und Kommerz ist, und diese Bands sind nunmal voll angesagt". Nie würde er eine Band unterstützen, die mit Hakenkreuzen oder rechtsradikalen Botschaften auf die Bühne geht, aber man müsse „unterscheiden zwischen geiler Perfomance und den Texten, die sind ja meistens eh nur Gegröle".
Benedikt (17) und Thomas (16) hören gerne Frei.Wild - „die haben bestimmt viele rechte Fans, aber in die Kategorie gehören wir nicht" - haben sich aber auch nicht mit den Texten auseinandergesetzt. Holger (39) ist „Wurst, was die da vorne machen, man versteht's ja eh nicht". Er, Susi (45) und Jasmin (30) sind „nur hier, weil es warm und das Bier gut eingeschenkt ist". Frei.Wild sagt ihnen nichts - „ach doch, da war doch was in der Zeitung wegen rechts oder so?" Phil (29), selbst Sänger der Coverband King Schlayer, sagt: „Ich bin jetzt nicht der absolute Fan, kenne aber so zwei, drei Alben und kann darin nichts Rechtsradikales finden. Die machen geilen Deutschrock, der in keinster Weise was mit brauner Farbe zu tun hat. Die Gruppe spricht halt aus, was ihr passt und was nicht, und wird dafür in den Medien als rechts hingestellt. Ich denke, dass Leute, die sich mit Musik nicht auskennen, vom Stil, der dem der Onkelz sehr ähnelt, auf den Inhalt schließen." Helmut (53) sitzt zwei Bänke weiter und sagt: „Das ist schon ein bisschen rechtsradikal, aber kann man schon anhören, das stört mich nicht." Rammstein gefällt ihm aber besser. Florian (23) „ist die Politik egal, die Musik kann man schon mal hören", Chantal (19), Marie und Julia (beide 16) und Emma (17) sind nur hier, um zu sitzen und zu feiern. Zu Frei.Wild können sie nichts sagen, haben aber Freunde, die das hören, „aber das ist deren Sache. In der Gesellschaft, in der wir leben, geht Rechts gar nicht". Und Norman (35) ist Soldat und meint "man muss ein bisschen aufpassen, was man sagt". Über Frei.Wild hat er keine Meinung, aber „jeder hat so seine Gesinnung, mich stört das nicht. Ich bin selber Ausländer, fühle mich aber von so was nicht angegriffen. Wenn die das singen, kann man ja rausgehen, wenn man das nicht hören möchte".
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