Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Kunst und Drama - Linda will einen Garten

Veranstaltungen abgesagt, Uraufführungen zum wiederholten Mal verjährt – auch „KUNST UND DRAMA“, das „Institut für theatralische Formen“ verhungert grad am langen Arm der Coronapolitik. Nichtsdestotrotz zeigen Roland Eugen Beiküfner und Friederike Pöhlmann-Grießinger vergnügt – zum einen liegt’s am „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, zum anderen an regem Schaffen. Bei dem ist nun ein Hörspiel rumgekommen, dessen Grundidee zu einer Zeit erschien, als noch keiner ahnen konnte, wie irre aktuell sie einmal sein wird. Der Besuch bei einer Tante im Altenheim war es, berichtet Schauspieler Beiküfner, der ihn gleichwohl erschreckte wie auch inspirierte: Oft ohne Verwandtschaft oder Freunde seien die alten Menschen ganz sich selbst überlassen, einer „Situation der Isolation“ ausgesetzt, die die Nürnberger nachhaltig beschäftigte – und zu einem Stück surrealer Gesellschaftskritik trieb. „Linda will einen Garten“ erzählt die „vergnügliche, gleichzeitig groteske Boulevardkomödie“ des Geschwisterpaars Richard und Linda, die in einer „kafkaesken Welt ohne Türen“ leben. Und wo keine Türen, da kein Ausweg, sondern tagein, tagaus nur Fernseher, die nicht nur die Kommunikation der Protagonisten ersetzen, sondern auch die Lieferdienste: Was im Fernseher gezeigt wird, kann praktisch und direkt von dort entnommen werden. Ausgerechnet einer der unzähligen Werbespots ist es jedoch, der in Linda bislang unbekannte Begehrlichkeiten weckt und den Wunsch nach einem Garten, nach Erde, Schmutz und Dreck, „will verdrecken“, so Friederike Pöhlmann-Grießinger , und so verlässt sie ihre TV-Welt, sondern auch den konsumorientierten Bruder, um aus einem plötzlich gefundenen Samen eine Blume zu züchten. Und, wer weiß, vielleicht ja eine Türe zu bauen … So der Plot, der dann 2018 zugunsten anderer Tätigkeiten erstmal liegengelassen wurde. „Dann kam der Lockdown, und wir haben erkannt: Das passt doch genau rein“, berichtet Roland Eugen Beiküfner, denn plötzlich war der Mensch zwangsisoliert und fand sein Wohl im Online-Konferieren, Online-Shopping, Online-Alles. KUNST UND DRAMA baute das Stück aus und beschloss nach erfolgreicher Ausschnittslesung bei den Stadt(ver)führungen 2020: Was als Lesung klappt, kann als Hörspiel nur gut taugen, und adaptierte den Stoff kurzerhand für CD. 49 Minuten professionellster Prägung sind’s geworden, mit Erzähler statt Regieanweisungen, mit Jingles und Musik. Abwechslungsreich, sagen die Dramaturgen, doch „wir vermissen unser Publikum und die Reaktionen.“ Und gleichwohl digitales Theater für das Ensemble keine Alternative ist – ein bisschen online geht immer: Mit kleinen Webserien versuchen Roland Eugen Beiküfner und Friederike Pöhlmann-Grießinger nicht nur, in Übung und Gespräch zu bleiben, sondern vor allem auch, Freude zu bereiten.

 

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