Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Kultur für die nächste Generation: FreiRaum15

Das Konzept „Kulturladen“ ins 21. Jahrhundert führen, einer generativen Generalüberholung unterziehen und damit wieder näher an die einstige Grundidee „Kultur von allen für alle“ zu bringen – dieses Ziel hat sich ein Team junger Nürnberger Kulturschaffender gesetzt. Aus einem Prozess monatelanger Ideenfindung ploppt jetzt der „FreiRaum 15“ ins Leben – im wahrsten Sinne des Wortes, handelt es sich doch bei dem Pilotprojekt um Nürnbergs ersten PopUp-Kulturladen.

„Wir haben festgestellt, dass das durchschnittliche Publikum der elf Nürnberger Kulturläden immer älter wird“, erzählt Anna Schneider. Sie muss es wissen, denn wie ihre Mitstreiter ist auch die 36-Jährige am Schaffensort Schloss Almoshof nah dran am Tagesgeschehen. Die Erklärung hierfür fand sich denkbar naheliegend: Da die meisten Kulturschaffenden mit der Einrichtung der Kulturläden Mitte der 1970er Jahre in ähnlichem Alter gleichzeitig begonnen haben, ist auch deren kulturinteressierte Gefolgschaft – im Laufe der Zeit strukturell gewachsen – im ähnlichen Alter. Es stehe also, so Anna Schneider, ein Generationenwechsel an. Und der soll nun wenn nicht vollzogen, so doch mindestens gesät werden. „Es ist uns ein großes Anliegen, jungen Leuten die Berührungsängste zu nehmen und das Vorurteil, ein Kulturladen müsse ein hochgestochener Intellektuellen-Ort sein“, meint die Kulturmanagerin, und präsentiert die Lösung, in der sowohl Hoffnung als auch Zuversicht stecken. Da die über die Jahre hinweg etablierten Programme der Kulturläden kaum Platz für kreativen Prozess lassen, machten sich die Organisatoren, bestehend aus den jeweils jüngsten Mitarbeitern des jeweiligen Kulturladens, Gedanken darüber, „was wir gerne tun würden.“ Dabei herausgekommen  ist etwas, das viel mit Lebendigkeit und Beweglichkeit, mit Themen, die „unsere Generation interessieren“, dabei nach den gängigen Statuten gearbeitet werden soll, jedoch „auf andere Art und Weise“. Die Beweglichkeit spiegelt sich wider im Konzept des „PopUp-Ladens“: Der soll, wenn das Pilotprojekt in der Werkstatt 141 erfolgreich abgeschlossen ist, überall auftauchen können. In Stadtteilen ohne Kulturläden, in Räumen, die gar nichts mit Kultur zu tun haben, wo es eben passt. Der Name, „FreiRaum15“, soll das bereits transportieren, nämlich „die zeitliche und räumliche Freiheit, mit Kulturformaten zu experimentieren.“ Unter der Leitung von Marina Bouyer, normalerweise im südpunkt beheimatet, entstand so ein Programm für die ersten vier Wochen, dessen Fokus darauf liegt, junge Menschen anzusprechen, auch politisch, lustig und unterhaltsam zu sein sowie das Thema „Nachhaltigkeit“ zu behandeln. Nachdem am vergangenen Wochenende in Kooperation des Nürnberger FabLabs eigenhändig die Möbel gezimmert wurden, gibt am 25.1. ab 12 Uhr die Benefiz-Auktion für Flüchtlinge, „FreiSein“, bei der beispielsweise Werke regionaler Künstler und Musiker für den guten Zweck versteigert werden, den Auftakt, gefolgt vom weltberühmten Liedermacher und Cartoonisten Gymmick (18 Uhr). Fecht- und Jodel-Workshops, Freie Bühne, Karaoke, Zukunftsbörse, journalistische Diskussionen, Kurzfilm-Marathon – die Wochen bis zum 14.2. sind vollgepackt mit Spiel, Spaß und Spannung und enden datumsgemäß nicht nur mit einer Lesung erotischer Valentinstagsgeschichten, sondern außerdem mit einem Möbel-Bazar. Schließlich muss der mobile Kulturladen fürs erste wieder genau so spurlos wieder verschwinden, wie er zuvor aus dem Nichts aufgetaucht ist – um dann an anderer Stelle hoffentlich bald wieder aufzupoppen.


FreiRaum15 (15.1.-14.2.2015), Muggenhofer Straße 141, Nbg, Tel.: 0911 / 6509493, facebook.com/FreiRaum15,