Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - Haben wir schon ... ?

Na, wie habt ihr euch in den letzten Tagen so begrüßt? Wartet wartet wartet, ich will raten! Mhmmm … ich glaube, es geht mit „G’sund‘s“ an und hört mit „Neues“ auf! Richtig?? Ha! Tja, so ist das nun mal. Das neue Jahr, noch kaum befreit von Schmauchspuren und Böllermatsche, schickt sich wie immer an, mit großer gesellschaftlicher Unsicherheit zu beginnen. Wie lange wünsche ich Neujahrswünsche, fragen wir uns, und wünschen vorsichthalber munter drauf los, man will ja nicht maunzig erscheinen. Deswegen wird gerne ab ungefähr dem 2. Januar der magischen Formel ein „Haben wir schon? Ach, was soll’s …“ vorangestellt. Das hat aber neben Unsicherheiten bezüglich möglicher etikettärer Verfallsdaten und deren Überschreitung womöglich auch noch einen sehr viel bequemeren Grund. Weil: Es macht Begrüßungen jedweder Art sehr viel einfacher. 

Enge Freunde zu begrüßen ist, klaro, einfach. Frauen untereinander erhöhen flugs die Tonlage um ein bis 17 Oktaven und miauen „Heeeeey wiiiiiiee schööööönbussibussischnatterschnatter“, derweil die Artgenossen sich mit polterndem Schulterklopfen begnügen – und dann üblicherweise erstmal eh nicht weiter sprechen, mit einem kurzen Blick in die bebrauten Augen ist genug über die Lebenssituation gesagt. Bei Ferneren wie Fremdgut wird’s schon problematisch. „Hallo!“ sagen und weitereilen funktioniert auf Bürofluren und beim Kreuzen auf der Fahrradautobahn, nicht aber im näheren Kontakt. Es besteht dort die Gefahr einer Gesprächslücke und unangenehmen Schweigeminute. Die überbrückt der Mensch gern mit der die weltmeistgesagte Lüge erzwingenden Frage „Na, wie geht’s?“, die er ausspricht und innigst betet, das Gegenüber wisse um den rhetorischen Charakter und möge bitte keinesfalls ernsthaft antworten. Der sozial Kompetente weiß um seine Pflicht, sagt „Jagutgutdirauch?“, und schon ist die lästige Brücke geschlagen zum willkommenen Small- und sonstigem Talk. Variante B sei besser außer Acht gelassen. 

Mit den Neujahrswünschen erweisen wir uns erstens als sozial höchst kompetent (Altruismus, Nächstenliebe) und zweitens selbst einen großen Gefallen, weil wir direkt einsteigen können in Silvester-Schmankerl jedweder Art. Darin grade so bequem gemacht, klopft die leise Frage nach besagtem Verfallsdatum leise an die Komfortzone. Jetzt könnten wir uns darauf einigen, das beizubehalten bis Fasching und ab dann übergangslos nur noch „Hellau!“ zu grölen. Auch blöd, mit diesem Karneval haben wir’s hier ja nicht so. Dann eben so: Sommersonnenwende! Ab dann, also dem 21. Juni, wird das Jahr garantiert vor allem wieder dunkler und hatte ausreichend Gelegenheit, sich zu einem freudvollen Dasein zu entscheiden. So machen wir’s! 

Das muss man feiern! Hier: „Tonkonzum“ (KKK, Königstraße), „Pon di Attack“ (Nano, ebd.), „Ü30“ (Marquee, Klingenhof), „Revolt“ (Mitte, Hallplatz), „We want revenge“ (Cult, Dooser Straße), „Abrakadabra“ (Rakete, Vogelweiherstraße), „Roots“ (Haus33, Engelhardgasse) und Samstag „8 Jahre MUZ“ (Fürther Straße), „Ü30“ (T90, Flughafen), „Retro Party“ (Parks, Stadtpark), „Hände hoch!“ (Desi, Brückenstraße), „Zero Party“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „Love Nbg“ (Stereo, Klaragasse), „We are 138 mit DAKINI9“ (Zentralcafé, Königstraße) und „Good Vibrations“ (Ballhaus, Klingenhof). Die sollt ihr am besten eh immer haben. Das ganze Jahr.