Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Die Partykolumne - Das Ding mit dem Sack

Gerne würde ich den heutigen Beitrag einleiten mit der Frage „Was haben Deutschland und asiatische Männer gemeinsam?“ Da das jedoch zu Missverständnissen führen könnte und darob zu (berechtigtem) Unmut in der Bevölkerung, mache ich das einzig richtige, was man mit Sparwitzen tun sollte (sie sich zu sparen, nämlich), und komme ohne Umschweife und Einleitung zum Pudelkern. Gelber Sack also. Wir führen eine komplizierte Beziehung miteinander. Nämlich kann ich nicht so gut ohne ihn, wegen Vorschrift und Moral und Erziehung und Umwelt und Obrigkeitshörigkeit und grünem Gewissen und Dasisthaltso. Jedoch kann ich auch nicht sonderlich gut mit ihm. Wegen. Mal ganz abgesehen davon, dass ich noch kaum einen Menschen getroffen habe, der mit absoluter Bestimmtheit sagen kann, was genau in diesen Gelben Sack nun eigentlich hineingehört, dafür aber viele Menschen kenne, die das Ding so auf Verdacht befüllen und nochniemalsnicht im ganzen Leben sich die Mühe gemacht haben, den außen angebrachten Nutzungshinweis zu studieren (mich eingeschlossen).

Mal abgesehen davon, dass es mich erstaunt, dass ich immer wieder auf Menschen stoße, die Dinge egal welchen Materials vor der Hineintuung in den Gelben Sack einer gründlichen Reinigung unterziehen, so dass sich mir der umweltschonende Gedanke schon wieder so gar nicht mehr erschließen mag. Mal davon abgesehen, dass, lässt man an beliebigen Tagen die Blicke so durch die Straßen schweifen, sich die Vermutung aufdrängt, es herrsche eine gewisse Unsicherheit beim Bürger hinsichtlich der Abholtermine der zuständigen Entsorgungsagentur (was wiederum das muntere Krähenvolk rund um beispielsweise die Wöhrder Wiese freut, hat das doch stets was zu spielen und zu rupfen).

Und ein Gelbessäckchenrupfen tät ich gern mal mit dem Gelbesackerfinder, der mir erklären möge, wieso genau ein Beutel, in den man nicht nur weiche Plastikplauschen, sondern auch gern mal scharfe Dosenränder hineintut, schon zerfällt, weit bevor er den designierten Inhalt auch nur erblickt hat. Nachdem ich unlängst mehrere Gelbe Säcke mit sich selbst befüllt hatte, während ein Exemplar ums andere mich mit großer Kreativität in puncto Reißunfestigkeit zu beglücken strebte, befinden sich nunmehr in der dazugehörigen Tonne die Mistbeutel dreilagig, was bedeutet, ich produziere Müll, während ich ihn entsorge, und sehe freudig dem Moment entgegen, in dem ich verzweifelt versuche, die Zuknotlaschen aus der Öffnung zu pfriemeln, dabei große Wunden in den Sack zu reißen und dann doch wieder alles nochmal umzuschlichten, anstatt es einfach den Krähen zum Fraß vorzuwerfen.

Das würde dann zumindest optisch wieder gut ins Bild des novembergrauen Totensonntags passen, der uns bevorsteht und mit ihm wiedermal ein kurzes Feierwochenende, bei dem wir all unsre Kräfte in der Freitagnacht in einer Zerreißprobe stellen können: „Tonkonzum“ (KKK, Königstraße), „E.W.T. meets let it be techno“ (Nano, ebd.), „House Classics“ (T90, Flughafenstraße), „Salsa Room“ (Bahama, Weinmarkt), „We want revenge“ (Cult, Dooser Straße), „I love house“ (Mach,Kaiserstraße), „Hüttengaudi“ (Marquee, Klingenhofstraße), „Vernunft & Faulheit“ (Zwinger Keller, Lorenzer Straße), „Studentenkiez“ (Haus33, Engelhardsgasse), „Back to the future of Drum&Bass“ (Desi, Brückenstraße), „6 Jahre f**k forever“ (Stereo, Klaragasse), „Elektrisch & Rakete pres. Karotte, Andhim & Marco Effe“ (Rakete + Hirsch, Vogelweiherstraße). Und nach Sonntag hat sich’s dann endlich ausgetrauert. Wenngleich mir die Gelben Säcke schon auch weiterhin leidtun werden. Auf eine Art.