Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Minigolf mal anders: die Schwarzlichtfabrik

Denken wir an Minigolf, so denken wir an etwas angestaubtes, an leicht bemooste Bahnen und Geflügelzuchtverein und Ausflüge mit dem Opa und hinterher Currywurst. Die „Schwarzlichtfabrik“ ist von diesem althergebrachten Bild des Deutschenhobbys so weit entfernt wie nur möglich – und überrascht mit einer bizarren Sinneserfahrung, die das Minigolfspiel an sich beinahe zum Beiwerk werden lässt. Aber nur beinahe.


„Farbe und eine andere Atmosphäre“ wollten Josephine Müller und Lebensgefährte Fabian Baumgärtner in die Stadt bringen, in die sie nach einigen Jahren Berlin wieder zurückkehrten. Dort waren die Erzieherin und der ITler auch erstmals in Berührung gekommen mit Schwarzlicht- und 3D-Kunst, und so kam die Idee, „diese unglaubliche Kunstform“ zu verbinden mit etwas, das „irgendwie totgesagt ist obwohl es so Spaß macht“: Minigolf. Die Verquickung ist gelungen. Die „Schwarzlichfabrik“ in Nürnbergs Süden ist eine andere Welt, ist eintauchen in Farbe und Form, ist Illusion und Klang, ist 600m² Staunen. Mit 3D-Brille, Schläger und Ball bewaffnet geht es durch einen Vorhang hinein in diese neue Welt im von außen völlig unprätentiösen Industriegebäude, die die Besucher mit einer raffinierten Version von Evolutionsgeschichte begrüßt, mit schrillen Farben und Figuren und Bäumen und den Spiel-Bahnen freilich. Die sind gestalterisch in die Umgebung integriert, sind Diamanten und Korallen und fleischfressende Pflanzen, leuchtend und schillernd und dank der optischen Täuschung allzu oft vermeintlich beweglich. „Es ist schon besser, beim Abschlag die Brille vielleicht lieber abzusetzen“, verrät Josephine Müller. Ansonsten gilt: Dringend auflassen. In fünf verschiedenen Themenlandschaften zwischen Unterwasserwelt und Vulkanlandschaft gibt es eine schier nicht fassbare Flut an Details zu entdecken, die der Berliner Künstler Micha „Colory“ Krebs gemeinsam mit vielen Helfern in monatelanger Arbeit in den Nürnberger Süden gezaubert hat. Weil die Räume zum Teil „echt dreidimensional“, also plastisch gestaltet sind, verliert man hier und da völlig den Überblich, weiß nicht, ob man grade vor einem echten Planeten steht oder einem gemalten, läuft in vermeintlich hunderte Meter lange Räume hinein und nach wenigen Schritten gegen eine Wand, bewegt sich so durch die 18 Bahnen in gewohnt unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen und „wird am Ende wieder in die Realität ausgespien“. An die muss man sich dann erstmal wieder gewöhnen wie die Wahrnehmung auch drinnen ordentlich zu arbeiten hat. „Ein Ambiente zum Wohlfühlen“ wollte man schaffen mit den vielen Handwerkern und Künstlern wie der Nürnberger Air-Brush-Spezialistin Tatjana Brösel, die an der Gestaltung beteiligt waren und auch den Eingangsbereich mit kleinem Café gebaut haben, in dem noch eine andere Attraktion auf die Besucher wartet. Eine Cyber-Brille nämlich, die einen einzigartigen Ausblick in die Zukunft der virtuellen Realität bietet. Einmal auf den Kopf gesetzt befindet man sich urplötzlich in einer digitalen Welt, die Bewegungen mitmacht und dem Blick folgt, „Spiele“ zwischen sattem Wiesengrün und atemberaubenden Achterbahnfahrten ermöglicht – unter Anweisung und Aufsicht, versteht sich. „Wir hoffen, hier eine Spezialität, etwas einzigartiges geschaffen zu haben“, verraten die Initiatoren der „Schwarzlichtfabrik“. Das dürfte gelungen sein. Currywurst kann man ja hinterher immer noch essen.


„Schwarzlichtfabrik“, Nimrodstraße 10, 90441 Nürnberg, ÖZ Di-Do 13-21 Uhr, Fr 13-23 Uhr, Sa & So 10-23 Uhr, Preise zwischen 0 und 8 Euro, Reservierung dringend erbeten, www.schwarzlichtfabrik.de