Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Glosse

Runter vom Sofa - Heiße Nächte in Nürnbergo

Heiße Nächte, heiße Nächte in Nürnbergo, ohoooho …! Zum Weinen anfangen hat hoffentlich keiner müssen, aber jetzt formulieren wir’s einmal vorsichtig: Wir waren alle schon einmal ausgeschlafener und fitter, gell? Wobei man freilich zugestehen muss, dass dank dieses Gewitters, von dem das Fernsehen berichtet hat, es schon ein bisschen kühler, man möchte fast sagen: kälter geworden ist und die Idee an eine Bewegung draußen nicht mehr gar so absurd erscheint wie noch vor einer Woche, wo ich einmal abends frivol in den Park ein sehr schönes, sehr unbenutztes Speedminton mitgebracht hab und anstatt dass man mir applaudiert für Sitzen statt Schwitzen ... Nein. Schwitzen im Sitzen. Nein auch nicht. Sitzen beim Schwit… Schwitzen statt Sitzen, jetzt hab ich’s! Also anstatt Applaus gab’s Schmäh und Buh und Geisteszustandsinzweifelziehung noch bevor auch nur ein freundliches Wort des Grußes geäußert worden war. Ich hab mich dann ein paar Meter weiter weg zu anderen Menschen auf die Decke geworfen. 
Und das hätt ich wohl mal lieber besser bleiben lassen, weil wo gehobelt wird, da fallen Späne, und wo nicht geregnet wird, da fällt allerlei Gewächs, und zusammen mit der Schwitzerei, wo du wirklich dann nicht mehr weißt, wo das eigentlich alles herkommen kann und wieso dir jetzt einfach nur im Stehen ein Rinnsal aus der Armbeuge läuft, zusammen damit jedenfalls gibt das eine feine Melange auf der Haut wo du sagst: Ja mei, so ungefähr macht der Elefant das und das Nashorn auch, immer schön drauf mit dem Dreck und schon hab ich einen prima Sonnenschutz. Es ist halt jetzt gesellschaftlich nur leider wenig anerkannt, dass du herumläufst bei dem Wetter wie frisch paniert. Das versteh ich nicht, weil anscheinend ist es sehr wohl anerkannt, dass du aus ich weiß nicht Gründen des Umweltschutz oder auch der Ersparnis oder wegen der sensiblen Haut auf ein Deo lieber mal verzichtest. Gesamtexistenziell betrachtet schwer erschöpft lässt du dich abends hineinfallen in dein Nest. 
Der Leib verlangt nach Schlaf, nicht jedoch danach, von irgendwas berührt zu werden, nicht einmal von sich selbst, also balancierst du freischwebend auf den Pobacken im Bett, bis der Bauchmuskel reißt. Von diesen fünf Sekunden großer Anstrengung an den Rand des Zusammenbruchs gebracht, versuchst du dich im Chakrasana – beim Bundesjugendspiel im Turnen hieß das „Brücke“, sagt man aber heut nicht mehr so – und stemmst dich mit Händen und Füßen empor, doch diese Haltung führt zu Blutstau im Kopf und großem Schwindel. Du resignierst. Liegst so da und wartest auf des Todes Bruder, dämmerst leise fort un … „DU GLAUBST DOCH NICHT IM ERNST DASS WIR SO AUCH NUR EINE SEKUNDE LANG SCHLAFEN DÜRFEN??“ wirst du plötzlich angeschrienen und es wedelt dein innerer Neandertaler mit dem Speer und fuchtelt Kriegsfiguren gegen Säbelzahntiger in die Luft. Seufzend nimmst du einen winzigen Lakenzipfel und legst ihn die sanft auf die Hüfte. Ruhe kehrt ein. Endlich. Bissssss …